Hochablass: „Die Vor- und Nachteile müssen von der Politik zur Kenntnis genommen werden“
Die Bürgerinitiative „Rettet den Hochablass“ hat sich gestern mit einem Schreiben an die Öffentlichkeit gewandt. Dabei geht es in der Hauptsache um ein moderneres und effizienteres Kraftwerk am Hochablass sowie um eine Positionierung für den Ausbau zur Gewinnung von regenerativer Energie.
Lageplan Hochablass – Grafik: Stadtwerke Augsburg
„Der Ausstieg aus der Atomenergie bei gleichzeitiger Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 20 % bis 2020 ist ein Ziel, das die Bürgerinitiative voll unterstützt“, so Willi Reisser und Hans Koppold in einer Presseerklärung. Dabei wendet sich die Initiative gegen den „öffentlich entstandenen Eindruck, dass das Hochablasskraftwerk – allein schon deswegen, weil es regenerativ Strom erzeugt – sinnvoll und rentabel ist und dass daher begründeter Widerspruch nicht zulässig sei.“
„Die Frage der Verhältnismäßigkeit ist nicht diskutiert worden“
Es müssten auch von der Politik die Vor- und Nachteile zur Kenntnis genommen und erst dann abgewogen werden, so die Sprecher der Bürgerinitiative, die in ihrer Stellungnahme kritisieren, dass im Vorfeld der kommenden Stadtratsabstimmung die mit dem Wasserkraftwerk im Hochablass verbundenen ökologischen Fragestellungen nicht angemessen bearbeitet wurden und das Gesamtkonzept für die freie Fließstrecke und die Fragen der Technik und der Wirtschaftlichkeit fehlen würden. Die Eingriffe in Flora und Fauna, die Frage der Verhältnismäßigkeit und des Umfangs der Bürgerbeteiligung seien im Augsburger Stadtrat „bis heute nicht wirklich und schon gar nicht in der vollen Breite und Dimension“ diskutiert worden. „Bis zum heutigen Tag liegt keine abgeschlossene Planungsunterlage für das gesamte Bauvorhaben vor, welche alle für den Betrieb des Kraftwerks erforderlichen Einrichtungen umfasst.“
» Facebookseite „Hände weg vom Hochablaß“
» Der Lech schickt nasse Grüße
1. Der Bau eines Kraftwerks auf der freien (Rest-)Fließstrecke des Lechs zwischen Staustufe 23 und Hochzoll kann nur in einem fachbehördlich abgestimmten Gesamtkonzept verantwortet werden, welches die gesamte freie (Rest-)Fließstrecke und den Hochablass umfasst. Ein fachlich abgestimmtes Gesamtkonzept liegt den Behörden bisher nicht vor.
In einem Gesamtkonzept für diesen Teil des Lechs müssen alle ökologischen Gesichtspunkte berücksichtigt und es muss geprüft werden, welche Technik zum Einsatz kommt. Kraftwerke in Querverbauungen, wie der Hochablass und das geplante EON-Kraftwerk, sind die Technik des (vergangenen) 20. Jahrhunderts, Schachtkraftwerke in Flüssen sind die Technik des 21. Jahrhunderts. Sie verbinden hohe energetische Ausnutzung mit einem behutsamen ökologischen Umgang. Ein zeitgemäßes Beispiel hierfür ist das von den Stadtwerken München in München, in der Isar (an der Praterinsel beim Deutschen Museum) errichtete Schachtkraftwerk.
2. Damit alle ökologischen, technischen und wirtschaftlichen Aspekte erstmals überhaupt auf den Tisch kommen, hat die Bürgerinitiative ihre Öffentlichkeitsarbeit gestartet. Für den 15.2.2012 werden alle beteiligten Interessenvertreter zum Runden Tisch eingeladen. Am 30.1.2012 wird die Thematik auf einer Versammlung der Jungen Union Augsburg mit Vertretern der Bürgerinitiative erörtert. Die Bürgerinitiative weist darauf hin, dass im Falle der Zulassung eines Ratsbegehrens sämtliche fachlichen Argumentationsstränge zerschnitten würden. Im Rahmen eines Ratsbegehrens ist eine fachliche Argumentation, die ins Detail geht, nicht mehr möglich. Eine wirklich gute Lösung für den Lech zu finden würde abgeschnitten.
3. Die Bürgerinitiative fordert die Politik in Augsburg erneut auf, das Tempo aus der Sache rauszunehmen. Einige Monate intensiver Diskussion auf fachlicher Basis sollten bei einem Jahrhunderbauwerk nicht die Rolle spielen. Hier auch schon deshalb, weil die Informationen für die gewählten Stadträte nur bruchstückhaft gewesen sind und weil die Bürger nicht in einem ergebnisoffenen Meinungsbildungsprozess von Anfang an „mitgenommen“ wurden.
4. Die Wirtschaftlichkeitsargumente der Kraftwerksbefürworter sind bei Lichte betrachtet äußerst mäßig.
Durch die spezifischen Rahmenbedingungen am Hochablass, z. B. Denkmalschutzbelange, Bau des Kraftwerks unter der Wasserlinie, Bodenbeschaffenheit u. a., erreicht die Investitionssumme eine unangemessene Höhe im Vergleich zum Ertrag. Tatsächlich liegen die spezifischen Investitionskosten ca. doppelt so hoch wie von den von der Bundesregierung befragten Experten angegeben (www.erneuerbare-energien.de).
Eine Nutzung der freien Rest-Fließstrecke mit einem modernen Kraftwerk würde Ökologie und Ökonomie versöhnen – und ein Vielfaches an Leistung und Wirtschaftlichkeit bringen.