Hildebrandt im Stadttheater
Eine Bühne, ein Tisch, ein Stuhl und ein Mann namens Hildebrandt, Dieter Hildebrandt. Mehr war nicht, als am heutigen Samstagabend einer der einflussreichsten deutschsprachigen Kabarettisten im gut gefüllten Augsburger Stadttheater sein Soloprogramm „Ich kann doch auch nichts dafür“ vortrug.
„Augsburg, immer wieder Augsburg. Die Fugger, Brecht und …was weiß ich… natürlich: der Religionsfriede!“ Hildebrandt holt Luft, als würde er nun ein paar private Worte über Augsburg verlieren wollen. „Und nun der Aufstieg“. Das Publikum applaudiert spontan und frenetisch. Hildebrandt winkt ab. „Ich kenne die Schicksale der Aufsteiger“. Hildebrandt setzt sich und spult im Sitzen sein Programm ab: routiniert, mit intelligenten Spott-Miniaturen und großer Schauspielkunst. Keiner kann sich so gewinnend über die Gedankenlosigkeit der Mächtigen entrüsten wie Hildebrandt, der am kommenden Montag seinen 84. Geburtstag feiert. Eine weitere Textminiatur des Abends: „Wir sollen nach vorne blicken. Das ist ein Satz, der tief in mir verankert ist, den meine Bundeskanzlerin immer wieder mit hohem Ernst in die Tiefe des Raumes schmettert und den ich versuche zu verwirklichen. Nach einer ihrer letzten Reden, in denen sie den Satz viermal ausstieß, habe ich mich mit meiner Frau Renate zweiundeinhalb Stunden auf das Sofa gesetzt, und wir haben zweiundeinhalb Stunden nach vorne geblickt. – Es ist uns niemand entgegengekommen“.