Baumfällungen: Stadt will Dienstag starten - Bürger kündigen Protestaktion an
Herrenbach: Stadt macht Tempo
Am Dienstag, den 29. Mai, werden auf der Uferwand des Herrenbachs zwischen Friedberger- und Reichenberger Straße die ersten 34 Bäume von insgesamt 96 Bäumen gefällt. Die Aktion dauert voraussichtlich eine Woche. Weitere Rodungen finden im Herbst 2018 und im Herbst 2019 statt. 357 Bäume werden als Ersatz gepflanzt.
Das sind die harten Fakten, die die Stadt am heutigen Nachmittag bekannt gab. Nach Auffassung der Stadt sind diese “Maßnahmen zur Gefahrenabwehr im Fall eines Baumsturzes bei Unwettern unerlässlich”. Andere Lösungsansätze zum Erhalt der Bäume bis Herbst hätten sich nicht als “krisentauglich” erwiesen, wie es in einer städtischen Pressemitteilung heißt. Für den Hauptstadtbach gilt während der Aktion ein Badeverbot. Am Tag vor den Fällungen (Montag, 28. Mai, 18 Uhr) organisiert die Stadt eine öffentliche Informationsveranstaltung in der Grünanlage Alter Heuweg/Heinestraße.
Die Fällarbeiten werden gemeinsam vom Tiefbauamt und dem Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen durchgeführt. Der Herrenbach selbst ist bereits bis auf die erforderliche Restwassermenge abgelassen. Die Fällaktion soll im Herbst 2018 mit weiteren 44 Bäumen sowie im Herbst 2019 mit nochmals 18 Bäumen fortgesetzt werden. Wie das Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen (AGNF) betont, bleibt die Grünanlage rund um den Herrenbach mit einem 18 bis 20 Meter hohen Baumbestand bestehen.
„Die von meinen Fachbehörden und mir in den zurückliegenden Monaten eingebrachten Alternativen sind eingehend geprüft worden. Diese Baumfällaktion, die uns allen nicht gefällt, ist eine Frage der Verantwortung für die Menschen, die in diesem Stadtteil leben. Das Vorgehen ist daher in der gesamten Stadtspitze abgestimmt“, so Umweltreferent Reiner Erben.
Überflutungsgefahr durch umstürzende Bäume
“Die Fällarbeiten sind erforderlich, weil sich der Baumaufwuchs auf dem Damm direkt am Gewässer befindet. Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth verweist auf eine DIN und sieht die Gefahr eines sturmbedingten Baumsturzes. Denn im Sturmfall könnte der Wurzelteller eines Baumes ein klaffendes Loch in die Uferwandung reißen. Dies hätte zur Folge, dass sich das im Oberlauf befindliche Wasser von etwa 30.000 Kubikmetern in das dahinterliegende Wohngebiet im Herrenbach oder in die Kleingartenanlage ergießen würde. Da umstürzende Bäume aufgrund der Hochlage des Gewässerbauwerkes zu einem Bruch der Uferwand führen können, ist eine schnellstmögliche Fällung bedauerlicherweise nicht zu vermeiden.” So der Wortlaut der städtischen Pressemitteilung.
“Im Notfall wäre die Zeit zu knapp”
Die Stadt bedauert, dass die ursprüngliche Planung, die Bäume erst zu den Herbstablässen zu fällen, nicht eingehalten werden konnte. Denn bis dahin war auf der Basis interner organisatorischer Regelungen vorgesehen, bei Strumwetterlagen über ein Krisenmanagement einen Wasserablass zu organisieren. Ein erster Testfall ergab sich bereits am Pfingstwochenende. Wie sich gezeigt hat, konnte nach einer Sturmwarnung der Gewässerablass nur mit einer deutlich zeitlichen Verzögerung erfolgen. “Im Notfall wäre die Zeit zu knapp, um das Ausfließen von Menschen und Sachen gefährdenden Wassermengen zu verhindern”, wie die Stadt den Probelauf bewertet.
Um dennoch nicht jetzt im Frühjahr fällen zu müssen, wurden daraufhin mit dem Amt für Brand- und Katastrophenschutz und dem technischen Hilfswerk verschiedene Notfallszenarien bis zu den geplanten Fällungen während der Herbstablässe durchgespielt. Dazu gehörten auch die Errichtung einer temporären Hochwasserschutzwand und mobile Absperrsysteme.
“Im Ergebnis war festzustellen, dass an der zeitnahen Entfernung der Bäume, die unmittelbar auf der Uferwand des Herrenbachs stehen, als letzte verbleibende Möglichkeit kein Weg vorbeiführt. Bei der höheren Naturschutzbehörde wurde eine naturschutzrechtliche Befreiung beantragt. Sobald diese vorliegt, können die Arbeiten beginnen. Darüber wurden auch die Mitglieder des Umweltausschusses und des Naturschutzbeirats informiert”. Wie es in der städtischen Verlautbarung heißt.
Mit den Fällarbeiten sind Einschränkungen verbunden
Da der Herrenbach für die Arbeiten bis auf eine Restwassermenge abgelassen werden musste, wurde er am Abzweig Höhe Friedbergerstraße/Alter Heuweg abgeriegelt. Die Nutzung des Badeabschnittes im Hauptstadtbach(„Eiskanal“) ist ab sofort verboten. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass Badende auf das geschlossene Schütz prallen könnten.
Dieses Verbot hat die Stadt Augsburg in einerAllgemeinverfügung am Freitag, 25. Mai, zum Schutz des Lebens und der Gesundheit ausgesprochen. Die Verfügung hängt im Rathaus (Holl-Bau, Rathausplatz 2), im Verwaltungsgebäude I (Rathausplatz 1) und im Verwaltungsgebäude II (Fischmarkt) aus. Das Verbot wird wieder aufgehoben, sobald der Herrenbach nicht mehr abgelassen ist. Zuwiderhandlungen sind mit einer Geldbuße bis zu 1.000 Euro belegt.
Bürgerinitiative will Baumfällungen verhindern
Über die Baumfällungen informiert die Stadt Augsburg mit Infostellen vor Ort und einer Postwurfsendung an alle Anwohner, in der die Gründe für die Baufällungen erläutert werden. Alle Informationen sind auch auf der städtischen Internet-Homepage unter www.augsburg.de/baumfällungenherrenbach und in den Social Media-Kanälen verfügbar. Zudem lädt die Stadt Augsburg ein zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung am Montag, 28. Mai 2018, 18 Uhr, Grünanlage Alter Heuweg/Heinestraße. Vor Ort sind Umweltreferent Reiner Erben sowie Vertreter des Baureferates, des AGNF sowie des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz.
Unabhängig davon hat sich bereits eine Bürgerinitiative formiert, die gegen diese städtische Maßnahme Protest angekündigt hat. Man wolle auf alle Fälle versuchen, die Baumfällungen am Dienstag zu verhindern, so Aktivistin Susanne Altmann zur DAZ.
Foto: Dunkle Schatten auf dem Herrenbach: Diese Bäume und viele mehr sollen gefällt werden – (c) DAZ
Foto: Die ersten Aktivisten gegen die geplanten Fällungen: “Ich bleibe hier stehen” steht auf den roten Plakaten (c) DAZ