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Freitag, 26.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Grüne wünschen sich ein anderes Stadttheater

Die Augsburger Grünen stellten gestern auf einer Pressekonferenz ihr „Positionspapier zum Theater der Zukunft“ vor.



Fraktionschef Reiner Erben und die kulturpolitische Sprecherin der Grünen Verena von Mutius vertraten dabei die Ansicht, dass sich die Politik zusammen mit der Stadtgesellschaft darauf verständigen müsse, welches Theater sich die Stadt Augsburg in Zukunft leisten wolle. Erst nach dieser Debatte sollte man die kostenintensive Generalsanierung des Theaters vorantreiben. Die Nutzungsintention solle das Wie und das Wieviel der Sanierung des Stadttheaters bestimmen. Mehr „Tom Dumm“ als „La Traviata“ und mehr „Die Weber von Augsburg“ als „Der zerbrochne Krug“, so in etwa könnte man die Vorstellungen der Grünen auf eine einfache Formel herunterbrechen.

Kernthemen: Interkulturelle Öffnung und kulturelle Bildung

Das Theater müsse identitätsstiftend und integrativ wirken, kulturell bildend und mit den „übrigen Akteuren der Kulturlandlandschaft“ vernetzt sein. Auch Einsparungen beim Stadttheater dürfen nach Auffassung der Grünen kein Tabu darstellen. Es sei nun Aufgabe der Stadtregierung, mit dieser Diskussion zu beginnen. Die Parameter dieser Debatte müsste die Aufgabenkritik der interkulturellen Öffnung und der kulturellen Bildung darstellen.

Damit das Theater diese Arbeit leiste könne, habe sich das Personaltableau zu verändern: „Eine einzige offizielle Theaterpädagogin und ein eigentlich als Assistent des Generalmusikdirektors angestellter Konzertpädagoge können diese Arbeit nicht im geforderten nötigen Umfang leisten.“ Das Theater sei in diesen Angelegenheiten insgesamt zu zögerlich: „Hier muss sich in den nächsten Jahren noch viel entwickeln, damit das Theater auch weiterhin in der Stadt und ihrer Bevölkerung verankert bleibt.“ Die aus Sicht der Grünen unzureichende Ausrichtung des Stadttheaters in die Stadtgesellschaft hinein sei „durch eine unverantwortliche, nicht an Inhalten ausgerichtete Kulturpolitik“ in den letzten Jahren verschärft worden.

Ein Ort der Selbstvergewisserung

Die schlecht vorbereitete Diskussion um die zweite Spielstätte sowie die bisher noch nicht angefangene Sanierung („In den letzten Jahren wurden am Großen Haus und auch in den Werkstätten nur Feuerschutzmaßnahmen durchgeführt. Somit stehen bisher nichts als Absichtserklärungen von Stadt- und Staatsregierung im Raum“) hätten das Theaterensemble sowie die Zuschauer völlig verunsichert. Ein seriöser Plan für eine Sanierung, auch unter Finanzierungsgesichtspunkten, müsse deshalb ausgearbeitet und mit der Umsetzung begonnen werden. Dies sei auch deshalb wichtig, damit das Theater endlich Planungssicherheit habe. Das „Prinzip Stadttheater“ stellten die Grünen bei aller Kritik nicht in Frage. „Im Theater werden ethische Fragen, gesellschaftliche Diskussionen oder auch Aspekte der Identität einer Stadt aufgegriffen.“ Die Theaterproduktionen würden Auseinandersetzungen über das Selbstverständnis der Stadtkultur an anstoßen, womit ein Theater auch ein Ort der Selbstvergewisserung einer Gesellschaft sei.