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Montag, 17.02.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Goldener „Willkür“-Akt zu Augsburg

Am gestrigen Donnerstag, 6. August, enthüllte Gunther von Hagens in der Schwabenhalle zwei seiner neuesten Exponate. Das eine so wie er es sich vorgestellt hatte, das andere – weil die Stadt Augburg diese Darstellung per Verfügung verboten hatte – in einer besonderen Variante.

Sichtlich betroffen von dem Verbot der Ausstellung seines neuesten Präparates „Liegender Akt“, das erst vor zehn Tagen in der Werkstatt in Guben fertig gestellt wurde, stellten sich Gunther von Hagens und seine Kuratorin und Ehefrau Dr. Angelina Whalley gestern Nachmittag in der Augsburger Schwabenhalle den Vertretern der Medien. Die Begründung für die Verfügung, die aufgrund des Bestattungsgesetzes erlassen wurde, sei für sie nicht nachvollziehbar, es handele sich bei dem dargestellten Liebesakt eben gerade nicht um entmenschlichte reine Formensprache, wie dies unter Anführung des Urteil des Bayerischen VGH vom 21.2.2003 gerügt werde, sondern um eine ganzheitlich menschliche Darstellung, die sich ganz in den Dienst der Wissenschaft und der Gesundheit stelle. Man erachte die behördliche Maßnahme als willkürlich, fühle sich zensiert und werde alle rechtlichen Schritte einleiten, das Exponat baldmöglichst den Ausstellungsbesuchern so zeigen zu können, wie es seinen Lehrgehalt auch weitergeben könne.

Die Enthüllung

Nachdem von Hagens im allgemein zugänglichen Ausstellungsraum ein weiteres neues Exponat, ein 115-teiliges Scheibenplastinat einer Giraffe enthüllt hatte, lüftete er im Separee das weiße Tuch von dem umstrittenen „Liegenden Akt“. Sollten Pressevertreter auf einen Skandal gehofft haben, so wurden sie enttäuscht. Von Hagens ging nicht zu weit, sondern präsentierte das Paar im Liebesakt so, wie er seinerzeit nach dem Verbot des Exponats „Reiter auf scheuendem Pferd“ in München diesen dort auch gezeigt hatte, nämlich verpackt in einer goldenen Hülle. In Anlehnung an das damals als „Goldener Reiter“ betitulierte Exponat nannte er das Augsburger Paar spontan „Der goldene Akt von Augsburg“.

Enthüllung: von Hagens (links) vor dem „Goldenen Akt von Augsburg“

Darüber hinaus wurden in dem Raum, in dem nur die Presse Zutritt hatte, Fotografien von plastinierten Liebesakten und ein Scheibenplastinat, das einen erigierten Penis in seiner Position in der Vagina beim Geschlechtsakt darstellt, gezeigt. Ab Freitag will von Hagens den Raum den Ausstellungsbesuchern zugänglich machen, ungeachtet der Androhung eines Ordnungsgeldes von 10.000 Euro pro Tag, das Umweltreferent Rainer Schaal auch schon durch das nicht unter Verschluss halten bei dieser Pressekonferenz als fällig geworden erachtet.

Scheibenplastinat eines Liebesakts

Neue Exponate kein Zeichen für schlechte Zuschauerzahlen

Von der DAZ befragt, warum die Exponate so spät in die Ausstellung gekommen seien, antwortete von Hagens, dass nicht selten Besucher zweimal die Ausstellung ansteuerten und man deshalb generell in der Mitte des Ausstellungszeitraums noch ein oder zwei zusätzliche Ausstellungstücke anbiete, damit diese auch noch etwas Neues zu sähen bekämen. Mit der aktuellen Besucherzahl in Augsburg habe dies nichts zu tun, die Ausstellung liefe sehr erfolgreich.

Giraffe in 3.250 Scheiben, von denen in Augsburg 115 ausgestellt sind