Gesellschaft & Bildung
Gibt es eine Rettung für die Hermann-Schmid-Akademie?
Offiziell ist das Aus der fünf Privatschulen besiegelt. Doch hinter den Kulissen laufen Rettungsbemühungen. Die Eltern wollen für den Erhalt kämpfen.
Von Stefanie Schoene
Bei der Hermann-Schmid-Akademie (HSA) überschlagen sich die Ereignisse. Erst am Freitag, 6. März gab Familie Schmid, bestehend aus dem HSA-Geschäftsführer Hermann Schmid und der Prokuristin, seiner Tochter Nicole Schmid, die Schließung der fünf Privatschulen bekannt. Am folgenden Tag versammelten sich 400 Eltern, Lehrer und Schüler im Kleinen Goldenen Saal, um zu beraten. Die Väter Christoph Kunz, Siemens-Personalmanager, der Finanzfachmann Michael Krauß und die Mutter Nada Petricevic wurden mit der Erarbeitung von Vorschlägen dem Krisenmanagement im Interesse der Schüler beauftragt.
Zusammen mit dem Betriebsratsvorsitzenden Hermann Kick setzten sie sich auf die Agenda der Politik und erreichten ein Mediationsgespräch im Rathaus. Auf ihre Initiative hin moderierte Oberbürgermeister Kurt Gribl am Freitag einen Runden Tisch mit den Konfliktbeteiligten. Oberbürgermeister Kurt Gribl hatte die Elternvertreter, den Schülersprecher, den stellvertretenden Schulleiter Michael Strauß sowie den Geschäftsführer der HSA, den Immobilienunternehmer Hermann Schmid, und dessen Tochter, die HSA-Prokuristin Nicole Schmid, eingeladen. Wirtschaftsreferentin Eva Weber und Bildungsreferent Hermann Köhler sowie der Ministerialbeauftragte für Realschulen, Bernhard Buchhorn, nahmen teil.
„Nachdem die Fronten zwischen der Familie Schmid auf der einen und uns, den betroffenen Eltern, Lehrern und Schülern auf der anderen Seite seit Monaten sehr verhärtet sind, waren wir für diese Moderation sehr dankbar“, betont Christoph Kunz im Anschluss an das Gespräch.
„Wir wollen den Schulbetrieb im selben Gebäude mit allen Lehrern und Schülern erhalten. Eine neue Trägergesellschaft mit einem neuen Geschäftsführer sollte die Einrichtung übernehmen“, erklärte Michael Krauß für die Eltern. Einen Verkauf der Immobilie an die Stadt, um die Raumprobleme des Peutinger-Gymnasiums zu beheben, wie er aus den Reihen der CSU vor wenigen Tagen vorgeschlagen wurde, lehnen die Eltern ab.
„Das würde die gewachsenen Klassenverbände und die Strukturen zerstören, von denen ja auch der Facharbeitermarkt der Augsburger Wirtschaft profitiert. Unsere Realschüler haben von Anfang an Kontakt zu den Schülern der technischen Berufe. Da entwickeln sich allein durch die räumlich Nähe Interessen und Synergieeffekte, die man sonst nur mit viel Aufwand erreichen kann“, erläutert der Betriebsratsvorsitzende Hermann Kick.
Doch auch wenn OB Gribl erklärt habe, für andere Konzepte offen zu sein: Stadt und Ministerialbeauftragter zögen sich auf ihre rechtliche Verantwortung für die 180 schulpflichtigen Schüler der Realschule zurück. „Im Notfall will man sie auf Realschulen in Stadt und Landkreis verteilen. Das wäre für die Kinder sehr schwierig“, kritisiert Christoph Kunz. Die Eltern stehen unter Druck. Denn die HSA-Trägergesellschaft betreibe nur die Schließung der Schule. Und der 2008 gegründete HSA-Förderverein, über den ab 2013 der 20 Millionen Euro teure Neubau der Schule abgewickelt wurde, habe ausschließlich Interesse am Verkauf der Immobilie.
Dass Personalmangel Grund für die Schließung sei, wie Nicole Schmid kürzlich erklärte, hält Kick für ein vorgeschobenes Argument. „Der Arbeitsmarkt ist angespannt, ja. Aber wir haben 80 Lehrkräfte, deren Vertragsvolumen etwa 40 Vollzeitstellen entspricht. Das ist – wie an allen Schulen – eng, aber ausreichend“, erklärt der an den Technikerschulen der HSA unterrichtet.
Der Ministerialbeauftragte habe den Eltern bis zum 31. März Zeit gegeben, einen neuen Träger zu finden, erklärt Krauß. Mit der Lehmbaugruppe, die sich in dieser Woche als Trägergesellschaft selbst ins Spiel gebracht hatte, seien sie und auch die Familie Schmid weiter im Gespräch. Ein Hindernis könnte die Immobilie sein. Denn die ist nicht im Besitz der Trägergesellschaft HSA, sondern des Fördervereins, dem ebenfalls die Familie Schmid vorsteht, so Krauß.
Der aktuelle Elternvorschlag: Ein neuer Träger könnte das Gebäude vom Verein pachten und die Schule betreiben. Zu den aktuell laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen möglichen Subventionsbetrugs äußerte sich Hermann Kick nicht. Er war es, der im letzten Jahr zusammen mit zwei Vätern Unregelmäßigkeiten in den Abrechnungen festgestellt und das Verfahren ins Rollen gebracht hatte.