MEINUNG
Generation aux: Das Schöne am Nichts ist, dass man weder seine Existenz noch sein Verschwinden bemerkt
Der ehemalige Vorsitzende des Augsburger Stadtjugendrings Raphael Brandmiller, noch keine 40 Jahre alt, unternimmt einen dritten Versuch in den Augsburger Stadtrat einzuziehen. Dieses Mal ohne “ideologisches Programm”, aber dafür mit einer “großen Praxiserfahrung”, die sich auf einer Liste namens “Generation aux” bündeln soll.
Kommentar von Siegfried Zagler
2008 kandidierte Brandmiller auf Platz 25 der SPD-Liste und machte als amtierender Stadtjugendringvorsitzender keinen Stich. 2011 wechselte er zu den Grünen und scheiterte 2014 im Grünen Binnenklima krachend als OB-Kandidat und an sich selbst, weil er bei der Finanzaffäre des Stadtjugendrings kein gutes Krisenmanagement hatte. Politisch ist Brandmiller mindestens so verbrannt wie Peter Grab, der ebenfalls ein drittes Mal um den Einzug in den Stadtrat kämpft. Im Gegensatz zu Brandmiller hat Grab es zweimal geschafft. Immerhin kann man beiden Kampfgeist attestieren. Und wer kennt nicht die Legende vom Phönix aus der Asche?
Mit einer anderen Herangehensweise wolle man ein Stück weit die Verwaltung und die Politik modernisieren, “um der Stadt gut zu tun”, so Brandmiller zu einem lokalen Radiosender. Unterstützt wird Brandmillers Comeback-Idee von einem Verein gutsituierter Jungunternehmer, die sich zu fein für die FDP sind, aber sich irgendwie politisch engagieren wollen, und zwar im Wohltäterbereich: Benefiz für Obdachlose wie für die hilfsbedürftige Augsburger Verwaltung und natürlich muss man der verkrusteten Lokalpolitik zeigen, wie man richtig an die Probleme herangeht. Hipster machen Politik.
In der ersten Reihe, so ist das politische Outcoming am vergangenen Wochenende zu verstehen, stehen ein Schnapsbrenner, eine Schönheit aus der Optikerdynastie Gronde, ein Lieferant und ein Gastronom. Brandmiller selbst hat das Firmengeflecht seines Vaters geerbt. „Social Entrepreneur“ goes to Affenstall Stadtrat, um dort die Bananen “ein Stück weit” gerader zu machen. Geht es naiver?
Wer in den Stadtrat will, muss sich wählen lassen. Muss 470 Unterstützerunterschriften sammeln, eine schwere Hürde übrigens, muss Wähler mit Überlegungen zum Gemeinwohl überzeugen. Eine Idee zu einer App reicht da eher nicht. Brandmiller und Co. nehmen für sich eine Art Standesvertretung in Anspruch: Sie wollen sich selbst vertreten – und den “Stadtmarkt neu konzeptionieren”.
Das Schöne am Nichts ist, dass man weder seine Existenz noch sein Verschwinden bemerkt. “Wir wollen auch in den Stadtrat, keine Ahnung warum” wäre eine passendere Bezeichnung für diese Liste.