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Samstag, 12.04.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Geld nur bei „Gefahr im Verzug“

Kulturausschuss: fürs Theater tut sich vorerst nichts

Von Frank Heindl

Dass es aus der Kulturausschuss-Sitzung vom Montag über das Stadttheater nichts wesentlich Neues zu berichten gibt, ist Anlass zur Sorge genug. War man nicht vor einigen Wochen voller Elan aufgebrochen mit dem Gedanken, nun zunächst mal einen Container aufzustellen und anschließend alles anzugehen, was das Drei-Sparten-Haus in den nächsten Jahren an Maßnahmen braucht? Mittlerweile steht zu befürchten, dass die Aufbruchsstimmung in der Verwaltung versumpft.

Theatersanierung: Ob es Geld gibt, weiß man nicht (Foto: Stefan Steinhagen)

Theatersanierung: Ob es Geld gibt, weiß man nicht (Foto: Stefan Steinhagen)


Von 2,1 % Zuschauerzuwachs im vergangenen Jahr kann Intendantin Juliane Votteler berichten. Die werden ihr wohl wieder verloren gehen, wenn sie im kommenden Jahr aufgrund der dem Theater auferlegten Kürzungen auf zwei Neuinszenierungen verzichten muss. Der Spareffekt werde entsprechend niedriger ausfallen, befürchtet die Theaterchefin – es würden zwangsläufig auch weniger Eintrittsgelder eingehen. Für Ende April kündigte Votteler den Spielplan 2010/2011 an: Es werde derzeit darüber nachgedacht, eventuell zwei Brechtwerke zu inszenieren, die „Weber von Augsburg“ würden – trotz vieler Zusatzvorstellungen schon in diesem Jahr – in der kommenden Saison nochmal ins Programm aufgenommen. Man könne das Stück „bestimmt noch zehn oder 20 mal ausverkauft spielen“, ist sich die Intendantin sicher. Sorgen bereitet ihr, dass das Theater wegen der Etatkürzungen im kommenden Jahr auf einen gewichtigen Teil seiner theaterpädagogischen Arbeit wird verzichten müssen. Da leidet die Nachwuchsarbeit, da gräbt man sich womöglich die eigenen Wurzeln ab. Kulturreferent Grab hält sich raus: Er könne und wolle dem Theater keine Vorgaben machen, wo es spare.

Beim Spielstättenproblem tut sich leider vorläufig gar nichts. Schon scheint man sich am Theater darauf einzustellen, dass es mit der Eröffnung des von allen gewünschten Containers im kommenden Oktober nichts wird – man sei gerade auf der Suche nach alternativen Spielorten bis zum Januar 2011, bestätigt Votteler, man könne sich der Tatsachen nicht verschließen, dass Ausschreibungen abgewartet werden müssten. Trotzdem lässt sie durchblicken, dass man sich ein bisschen mehr Elan bei der Lösung der anstehenden Fragen erwartet hätte. Der Wunsch der Intendantin, einen Mitarbeiter des städtischen Hochbauamtes für das Theater abzustellen, wurde dort wohl tiefer gehängt. „Es ist aber unabdingbar, dass wir jemanden haben, der sich konsequent mit den anstehenden Problemen auseinandersetzt“, insistiert sie. Zwischen den Zeilen klingt da durchaus auch Kritik an der Stadtregierung an: Es gibt wohl derzeit niemanden, der in der Verwaltung entsprechend Dampf machen würde.

Auch was die Dachsanierung auf dem Bühnenturm anbelangt, steht die Intendantin allein im Regen: Ob es Geld gibt, weiß man nicht, der Kulturreferent tröstet mit der Aussicht: „Wenn Gefahr in Verzug war, hat der Kämmerer immer gehandelt“, entsprechende Gutachten seien derzeit im Werden. Eine politische Entscheidung darüber, wie „Gefahr im Verzug“ zu definieren ist und wann der Kämmerer handeln muss, ist offensichtlich nicht angestrebt und bleibt der Job des Hochbauamts. Vielleicht muss das so sein in Zeiten knapper Kassen. Hoffnung kann da nur noch aus München kommen: CSU-Fraktionschef Bernd Kränzle hatte gleich zu Beginn der Sitzung an alle Parteien appelliert, sich zusammenzusetzen, um gemeinsam dem Finanzminister klarzumachen, „wo wir Förderung brauchen“.