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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Gärtnerhaus im Martini-Park: „Wir bedauern den Abbruch“

Wäre das alte Gärtnerhaus erhalten geblieben, hätte man in einem neuen Wohnviertel mit einem historischen Gebäude soziale Stadtentwicklung betreiben können. Gemäß einer Stellungnahme des Geschäftsführers der Martini-Gruppe sei aber keine zufriedenstellende Lösung gefunden worden, die einen Abriss hätte verhindern können.

Von Siegfried Zagler

So sah es noch vor wenigen Tagen aus ....

So sah es noch vor wenigen Tagen aus ....


Die Bestrebungen das schützenswerte alte Gärtnerhaus in der Mitte eben dieses Parkes zu erhalten, sind so alt wie die Bebauungspläne des Martini-Parks. Bereits im Jahre 1989 tagte ein Expertenkolloquiums mit Fachleuten aus Wien, Berlin und Salzburg. Unter Vorsitz des Architekten Gerhard Ludwig regte diese Gruppe an, das Gärtnerhaus mit seinen Glashäusern unter Ensembleschutz oder besser noch unter Denkmalschutz zu stellen und den Bebauungsplan so zu ändern, dass der Eingriff in die vorhandene Park- und Gartenstruktur möglichst gering gehalten wird. Geschehen ist in den vergangenen Jahrzehnten nichts dergleichen.

Als vergangene Woche überraschend die Information im Raum stand, dass der Abriss nicht wie geplant im Herbst dieses Jahres stattfinden soll, sondern in Kürze, gab es ein dramatisches Bittgesuch einer Bürgerin an Oberbürgermeister Kurt Gribl. Es gab Stellungnahmen der Bürgeraktion Pfersee, des Bund Naturschutzes und des Forums für nachhaltige Stadtentwicklung gegen einen Abriss. Teile der Stadtratsopposition machten sich für den Erhalt des Ensembles stark und der Architekturhistoriker Gregor Nagler schlug Alarm – ohne Erfolg: Das alte Gärtnerhaus wurde am Freitag und am gestrigen Samstag unwiederbringlich zerstört.

so sieht es heute aus: das alte Gärtnerhaus im Martini-Park

so sieht es heute aus: das alte Gärtnerhaus im Martini-Park


Dazu gab am Freitag der Eigentümer des Geländes eine Stellungnahme ab: „Im Rahmen der geplanten neuen Bebauung eines Teilbereichs des martini-Parks mit rund 350 Mietwohnungen wird seit heute mit dem Abbruch des Gärtnerhauses begonnen. Dies ist im Rahmen der notwendigen Bau- und Erschließungsmaßnahmen nötig. Das Haus befindet sich bereits seit 20 Jahren in einem Baufeld eines rechtskräftigen Bebauungsplanes und ist seitdem zum Abbruch vorgesehen.“ Seit 2014 werde für das Gelände ein neuer wohnwirtschaftlicher Bebauungsplan entwickelt, eine denkmalschutzrechtliche Abklärung sei erfolgt: „Es besteht weder Denkmalschutz als Einzelbaudenkmal noch als Ensemble. Wir bedauern den Abbruch, aber wir halten insbesondere auch vor dem Hintergrund der aktuell engen wohnwirtschaftlichen Situation in Augsburg den Bau von 350 Mietwohnungen für sehr wichtig“, so Wolfgang Geisler, Geschäftsführer der Martini-Gruppe.

Geisler führt in seiner Stellungnahme auch aus, dass der Bund Naturschutz bereits im April seitens Martini ausführlich über die Pläne informiert worden sei. Es sei nach einer alternativen Planung für das Gärtnerhaus gesucht worden, aber es sei keine zufriedenstellende Lösung gefunden worden, die einen Abbruch obsolet gemacht hätte, so Geisler, der sich auch allgemein städteplanerisch äußert: „Der Martini GmbH& Co. KG liegen historische Gebäude grundsätzlich sehr am Herzen, das sieht man an vielen Beispielen im martini-Park und im Augsburger Stadtgebiet. Auch der Erhalt von Grünstrukturen ist ein zentrales Anliegen. Durch die Baumaßnahme wird der Park jetzt auch für die Öffentlichkeit zugänglich und von der Martini GmbH & Co. KG mit einer Fuß- und Raddurchwegung versehen. 10.000 Quadratmeter werden der Stadt übereignet und stehen dann der Öffentlichkeit zur Verfügung.“