Flüchtlinge in Deutschland: Zukunftsperspektive durch Qualifizierung
Am vergangenen Donnerstag fand in der Volkshochschule Augsburg die Abschlussveranstaltung der Qualifizierungsmaßnahme in den Bereichen Hotel und Gaststättengewerbe sowie Hauswirtschaft statt. Acht Flüchtlinge konnten ihr Zeugnis entgegennehmen.
Die Qualifizierungsmaßnahme wurde im Rahmen des Netzwerks für „Beratung und Arbeitsmarktvermittlung für Flüchtlinge (BAVF)“ angeboten. BAVF ist eines von 43 bundesweiten Netzwerken im Rahmen des vom Bund geförderten „Sonderprogramms für Bleibeberechtigte und Flüchtlinge mit Zugang zum Arbeitsmarkt“. Die Maßnahme vermittelte den Teilnehmenden grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten für ihr neues Berufsfeld und organisierte ein Praktikum, mit dem Ziel, Flüchtlingen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Mit großem Erfolg: acht der ursprünglich 10 Teilnehmer aus neun Ländern hielten durch und konnten in Arbeitsverhältnisse vermittelt werden.
In dem von der „Tür an Tür – Integrationsprojekte gGmbH“ koordinierten Netzwerk arbeiten die Augsburger VHS, die Handwerkskammer für Schwaben und die Agentur für Arbeit Augsburg zusammen. Alle Beteiligten blicken auf langjährige Erfahrung bei der Qualifizierung und Arbeitsmarktvermittlung zurück. Im laufenden Projekt, an dem insgesamt 116 Flüchtlinge teilnehmen, konnten bereits einige Vermittlungserfolge erzielt werden: So wurden bisher 36 Arbeitsverhältnisse und 5 Ausbildungsplätze vermittelt, was einer Vermittlungsquote von gut 35% entspricht. Reiner Erben, Grüner Kommunalpolitiker und Geschäftsführer bei Tür an Tür, erklärte die Intention des seit 1. September 2008 tätigen Netzwerks: „Wir sind seit Jahren eine Zuwanderungsgesellschaft. Bleibeberechtigte brauchen eine Zukunftsperspektive in diesem Land.“ Die gute Zusammenarbeit der Träger des Netzwerks, auch mit der Ausländerbehörde und dem städtischen Sozialamt, gebe den Flüchtlingen in Augsburg diese Perspektive.
Individuelle Beratung und Unterstützung
Dr. Annette Rosch, Beauftragte für Chancengleichheit bei der Agentur für Arbeit, die sich zum ersten Mal und als einzige Agentur in Deutschland direkt an solch einem Netzwerk beteiligt: „Die Agentur kann hier auf zusätzliche Unterstützungsangebote zurückgreifen, die nicht über die Regelförderung abgedeckt werden können.“ Das Netzwerk verfüge außerdem über die notwendige Zeit, die eine individuelle Beratung und Unterstützung von Flüchtlingen erfordere.
Markus Bottlang, Geschäftsbereichsleiter Bildung der HWK, machte deutlich, dass die Teilnehmer mit der erfolgreichen Qualifizierung eine gute Grundlage für den Einstieg in einen Beruf hätten. Es gehe darum, einen Platz in der Gesellschaft zu finden. „Nicht sagen, jetzt habe ich es geschafft, sondern weitermachen“, ermunterte er die Teilnehmer.
Unsicheres Bleiberecht
Sabine Reiter, interkulturelle Laufbahnberaterin von Tür an Tür, stellte die operative Arbeit mit den Teilnehmern der Qualifizierungsmaßnahme vor. Am Anfang des Projekts im Juni seien Einzelgespräche gestanden, in denen geklärt wurde, wo jeder hinpasse und hin wolle. Jeder Teilnehmer habe dann einen eigenen Ansprechpartner im Netzwerk bekommen: „Wir kümmern uns individuell und intensiv um die Leute“.
Reiter machte außerdem auf die aktuelle Situation der gut 100 Augsburger Flüchtlinge aufmerksam, die unter die Bleiberechtsregelung fallen. Diese seien zurzeit beunruhigt und suchten das Netzwerk vermehrt auf, da ihre Aufenthaltserlaubnisse nur bis Ende des Jahres gültig seien. Von der neuen Bundesregierung und dem Bayerischen Innenministerium erhofft sie sich daher eine schnelle Klärung dieser Frage. Dafür setzt sich auch die Grüne Bundestagsabgeordnete Claudia Roth ein, die unter den anwesenden Gästen war und den Absolventinnen und Absolventen der Maßnahme zu ihrer erfolgreichen Teilnahme gratulierte.
» Weitere Informationen zum Netzwerk BAVF bei www.tuerantuer.de
» Roth besucht Netzwerk für Flüchtlinge in der VHS