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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA zieht Wölfen die Zähne

Von Sabine Nölke-Schaufler

Der 31. Spieltag der Fußballbundesliga führte den FCA in die Volkswagen-Arena nach Wolfsburg. Rund 25.000 Zuschauer sahen ein Spiel, das die Augsburger mit 2:1 für sich entscheiden konnten.



FCA-Trainer Jos Luhukay überraschte mit seiner Aufstellung gleich in doppelter Hinsicht: Sascha Mölders und Matthias Ostrzolek waren nicht im Kader. Davids kam als linker Außenverteidiger in die Startelf, Jan-Ingwer Callsen-Bracker rückte für Gibril Sankoh in die Innenverteidigung, Werner kam für Ndjeng und Oehrl ersetzte nach seiner Verletzungspause Rafael.

Mit Anpfiff signalisieren die Augsburger, dass sich der FCA nicht verstecken will. Wechselhaft geht es im Mittelfeld hin und her, der Gastgeber zeigt bereits nach drei Minuten mit einem Fernschuss von Patrick Helmes Ambitionen auf den Sieg. Die erste echte Torchance hat jedoch der FCA: Werner zirkelt in der 5. Minute einen Freistoß auf den langen Pfosten, Benaglio muss sich lang strecken, um den Ball über das Tor zu lenken. Den anschließenden Eckball köpft Callsen-Bracker am Tor vorbei. Wolfsburg kontert: Mandzukic nimmt eine Flanke von Vieirinha volley, doch Simon Jentzsch pariert glänzend, in der 8. Minute steht die Augsburger Null.

Der FCA geht in Führung

Wolfsburg stört früh das Augsburger Aufbauspiel und versucht den Druck zu erhöhen. Bis zur 13. Minute ist der Ballbesitz ausgeglichen. Doch dann geschieht aus einer harmlosen Situation heraus etwas Unglaubliches: Benaglio spielt den Ball zu dem an der Strafraumgrenze stehenden Madlung, der von Oehrl attackiert wird. Beim Querpass von Madlung streckt Oehrl den Fuß dazwischen und lenkt den Ball direkt ins Tor ab: Der FCA geht in Führung!

Sofort entfaltet der Rückstand Wirkung. Wolfsburg spielt schnell über die Flügel. Jentzsch wird ein ums andere Mal geprüft – und hält (Russ in der 17. Min., Madlung 21. Min., Mandzukic 24. Min.). In dieser Phase ist der VfL haushoch überlegen. Die Augsburger Abwehr steht nicht sicher und verliert jedes Kopfballduell. Allein Kapitän Verhaegh geht entschlossen in die Zweikämpfe. In der 27. Minute ist der Führungs-Höhenflug der Augsburger zu Ende. Mandzukic legt an der linken Strafraumgrenze den Ball per Kopf für Helmes auf, Langkamp steht zu nah bei ihm, Helmes dreht sich kurzerhand links um sich selbst und versenkt den Ball links unten im Netz! Schock – der zu frühe Ausgleich zum 1:1! Ein mehrfach angekündigtes Tor. Der Ausgleich für Wolfsburg ist hochverdient. Augsburg zeigt zu wenig.

Mittelfeld und Spitze finden keinen Anschluss

Die Wolfsburger versuchen nachzusetzen. In der 32. Minute läuft Mandzukic allein auf Jentzsch zu: Nervenstark wartet Jentzsch, bleibt stehen und rettet dem FCA bis hierhin den Punkt. Entlastungsangriffe kommen nur bedingt zustande. Werner hilft hinten aus, Davids lange Pässe erreichen die Mitspieler nicht, Mittelfeld und Spitze finden keinen Anschluss zueinander.

Die zweite Spielhälfte beginnt auf beiden Seiten mit Einwechslungen: Sio kommt für Jiracek beim VfL, Luhukay überrascht erneut und bringt Sinkala für Hosogai, der in der ersten Hälfte zu wenig Akzente setzte. In den ersten Minuten versuchen die Wölfe an ihre starke Leistung vor dem Halbzeitpfiff anzuknüpfen. Der FCA steht tief und kommt aus der eigenen Hälfte nicht raus. Es fehlt beim FCA jeglicher spielerischer Gestaltungswille, aber ein intensiviertes Zweikampfverhalten führt dazu, dass auch das Spiel der Wolfsburger an Dynamik verliert. Viel Geplänkel im Mittelfeld – der Ball wird von beiden Mannschaften erobert und verloren – unnötige Ballverluste und Fouls prägen das Spiel. Baier wird nach so einem Foul zum letzten Mal vom konsequent durchgreifenden Schiri Thorsten Kinhöfer ermahnt, weshalb er bereits in der 57. Minute durch Jan Moravek – zum ersten Mal im FCA-Trikot aktiv – ersetzt wird. Der FCA spielt nunmehr auf Halten des Ergebnisses. Wolfsburg tut wieder mehr fürs Spiel, trifft in der 62. Minute den Pfosten. In der 71. Minute erarbeitet Koo einen Freistoß zentral zum Tor in etwa 25 Meter Entfernung. Moravek schießt und schenkt der Galerie einen Ball. Kurz darauf hält Polak volley in der 75. Minute auf das Tor – und wieder hält Simon Jentzsch brillant.

Wölfe geschockt und zahnlos

In der 80. Minute wechselt Magath den eingewechselten Sio nach 30 Minuten wieder aus. Höchststrafe für den Mittelfeldspieler! Polter soll den Angriff nun verstärken. Noch 10 Minuten, die jedoch zur großen Nervenbelastung für alle FCA-Fans werden. Die Augsburger versuchen den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Dies misslingt häufiger, weil der nachdrückliche Einsatz fehlt und sich viele Leichtsinnsfehler einschleichen. Folgen einer harten englischen Woche? Die Wölfe drängen Richtung Augsburger Tor, ohne ernsthaft Druck zu entwickeln. Dominik Reinhardt kommt für Tobias Werner (82.). Er soll die Abwehr stärken und den Punkt sichern. Jentzsch fischt eine Flanke von Polter gerade noch herunter. Polak geht. Träsch rückt nach (87.). Und plötzlich noch eine Chance für Augsburg, die bis dahin in Halbzeit zwei keinen einzigen Angriff abschließen konnten: Freistoß von der linken Seite. Bellinghausen flankt in den Strafraum – Langkamp köpft – Tooooor! 1:2 für Augsburg! Dem haben die geschockten und nun zahnlosen Wölfe nichts mehr entgegenzusetzen. Augsburg gelingt fast noch das 1:3. Die nicht gerade für ihre Auswärtsstärke bekannten Augsburger nehmen glücklich 3 Punkte mit nach Hause. „Wir hatten heute das Glück auf unserer Seite, denn – nach der Anzahl der Torchancen gesehen – hatten wir den Sieg nicht verdient. Doch man kann auch sagen, dass wir uns dieses Glück erzwungen haben. So ist es ein positiver Abschluss der englischen Woche”, so FCA Trainer Jos Luhukay, der ohne Not seine zuletzt so großartig spielende Mannschaft in allen Mannschaftsteilen veränderte.

FCA wirkte von vorne bis hinten gestört

Tabelle nach den Samstagsspielen

Tabelle nach den Samstagsspielen


Die stark veränderte Aufstellung von Trainer Luhukay zeigte Wirkung: Der Wechsel in der Abwehr führt zu Verunsicherungen, wenig Impulse und daraus folgend wenig gute Kombinationen in Mittelfeld und Spitze. Das erste Tor war ein Sonntagsabpraller, der Ausgleich mehr als verdient, das Siegtor unerwartet und (wieder einmal) nach einer Standardsituation. Englische Woche schön und gut – doch der FCA wirkte durch die Veränderungen in der Abwehr bis in den Spielaufbau nach vorne hinein gestört. Unverständnis, Kopfschütteln waren die Reaktionen der Fans. „Ja ist er denn verrückt geworden?“ Sie meinten Jos Luhukay. Das Zuschauen war keine große Freude. Standfußball in manchen Spielphasen, Fehlpässe und technische Ballführungsschwächen führten zu Kritik-Kanonaden bei den Fans. Bei allem Unverständnis über die irritierenden Trainerentscheidungen muss festgehalten werden, dass Simon Jentzsch der große Rückhalt seiner Mannschaft war und ist. Ihm allein war es zu verdanken, dass der FCA nicht bereits in der ersten Halbzeit abgewatscht wurde. Ein weiteres Plus: Der Kampfgeist der Mannschaft ist großartig! Sie hat nicht aufgegeben und bis zur letzten Minute Einsatz gezeigt. Wolfsburg nutzte seine vielfältigen Chancen nicht und wurde dafür hart bestraft. Die drei Punkte für Augsburg sind glücklich, Mund abwischen und weiter – für heute zählt das Ergebnis. Doch wenn am Sonntag (15.30 Uhr) Schalke in die SGL Arena kommt, muss der FCA mehr zeigen. Besonders im Spielaufbau, beim Übergang vom Mittelfeld nach vorne und bei der Ballführung, damit die Pässe wieder ihr Ziel finden. Die Eckballstatistik zuhause ist beeindruckend – Jungs, macht mal was draus! Nach dem FSV Mainz 05 hat der FCA mit dem VfL Wolfsburg einen zweiten Verein in beiden Spielen geschlagen. Nach der DAZ-Prognose sollte der FCA mit 33 Punkten die Klasse halten. Das ist viel zu optimistisch geschätzt; 34 müssen es sein!

FCA: S. Jentzsch; – P. Verhaegh; J. Callsen-Bracker; L. Davids; S. Langkamp; – H. Hosogai; A. Bellinghausen; T. Werner; D. Baier; J. Koo; – T. Oehrl.

Eingewechselt: A. Sinkala (46.); J. Moravek (57.).

Ausgewechselt: H. Hosogai (46.); D. Baier (57.).

Auswechselbank: M. Amsif (TW); G. Sankoh; D. Reinhardt; M. Ndjeng; N. Rafael.

Tore:

1:0 Torsten Oehrl (13.).

1:1 Patrick Helmes (27.).

2:1 Sebastian Langkamp (88.).

Zur Autorin:



Sabine Nölke-Schaufler


Sabine Nölke-Schaufler ist Leiterin des von Oberbürgermeister Kurt Gribl eingerichteten Büros für Bürgerschaftliches Engagement bei der Stadt Augsburg. Sie will mit ihren Kolleginnen und Kollegen die Rahmenbedingungen für Bürgerschaftliches Engagement in Augsburg verbessern und möglichst viele Menschen von der Idee überzeugen, dass freiwilliges Engagement Freude macht und persönlich bereichert. Für das Bündnis für Augsburg ist sie für deren Geschäftsstelle verantwortlich, wo sie derzeit insgesamt 29 Projekte und Aktionen im Bündnis initiiert, vernetzt und unterstützt. Dem Fußball war sie bereits als Kind verfallen. Die frühen 70er Jahre prägten die damalige Schülerin. Gerd Müller, Uli Hoeneß, Paul Breitner eroberten ihr Herz. Dem FC Bayern ist sie bis heute eng verbunden. Mit dem Aufstieg des FCA in die 1. Liga ist diese Liebe nicht abgekühlt, obwohl Nölke-Schaufler eine FCA-Dauerkarte besitzt und bisher in allen Heimspielen den FCA unterstützte. Einzige Ausnahme: das Augsburger Gastspiel des FC Bayern.