FCA: Wunder kommen häufiger vor als man denkt
Ein Augsburger Sieg gegen Bremen ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich
Von Siegfried Zagler
„Wir waren die bessere Mannschaft“, so Lauterns Trainer Marco Kurz auf die Frage, wie es möglich war, dass der FC Kaiserslautern „auf Schalke“ gewinnen konnte. Hätte sich FCA-Trainer Jos Luhukay kurz nach dem Sieg in Mainz zu einer ähnlichen Aussage hinreißen lassen, wäre er von der Fachwelt mit reichlich Spott überzogen worden. „Diesen Sieg haben wir uns mit dem nötigen Quäntchen Glück erarbeitet und erkämpft“, so Luhukay, der den ersten Augsburger Sieg in der Fußballbundesliga beinahe richtig eingeschätzt hätte, hätte er auf das „Quäntchen“ verzichtet. Mainz war dem FCA am vergangenen Samstag in fast allen Bereichen überlegen, verlor aber die von beiden Seiten schwach geführte Bundesliga-Partie dennoch völlig zurecht, weil die Mainzer es nicht verstanden, ihre Überlegenheit in Tore umzumünzen. – Das ist keine Analyse, sondern eine Andeutung dafür, dass Fußball ein schwer zu entschlüsselndes Spiel ist; keine spirituelle Glaubensangelegenheit, also kein unverstehbares Mysterium, aber möglicherweise eine Angelegenheit mit schwer aufzudröselnden Verflechtungen in die Metaphysik hinein.
Die primitivste aller Grundregeln hatte der FCA bisher nicht im Repertoire
Womit wir, um mit einem gewissen Immanuel Kant zu sprechen, akzeptieren müssen, dass sich die Wahrheit hinter der Natur nicht über empirische Erfahrungen erkennen lässt. Auf den Fußball bezogen heißt das, dass die derzeit so modischen Statistiken „nicht direkt den sportlichen Erfolg widerspiegeln“, um mit einem gewissen Andreas Rettig zu sprechen, der wiederum bei seinem vielbeachteten Auftritt in der BR-Sendung „Blickpunkt Sport“ am vergangenen Montag mit der Relativierung der statistisch abgebildeten Gesamtlaufleistungen einen Gedanken freilegte, der immerhin zur Einsicht führt, dass es „der Wahrheit aufm Platz“ zuträglicher sein könnte, mehr den Ball laufen und somit den Gegner laufen zu lassen – als dies selbst zu tun. Ein richtiger Gedanke. Genau dazu ist der FCA aber am wenigsten in der Lage. „Weniger technisch begabte Mannschaften müssen mehr laufen als die technisch versierten Teams“, diese primitivste aller Grundregeln des Fußballspiels hatte der FCA offensichtlich bisher nicht im Standard-Repertoire. In Mainz war die Gesamtlaufleistung des FCA zum ersten Mal besser als die des Gegners und prompt wurde diese Bilanz im Spielergebnis abgebildet. Es ist kein dummer Zufall, dass das Team mit der besseren Laufleistung das Spiel gewinnt, sondern ein Ereignis, das wesentlich häufiger eintritt als der umgekehrte Fall.
Gelingt dem FCA gegen Bremen ein zweiter Fischzug?
Am morgigen Freitag ist in Augsburg (20.30 Uhr) Werder Bremen zu Gast. Gelingt dem FCA gegen die Norddeutschen der zweite Fischzug in der Ersten Liga? Die Bremer haben bisher auswärts wenig gerissen. Beim FC Heidenheim sind sie aus dem DFB-Pokal geflogen. In Leverkusen, Hannover und Dortmund wurde verloren, lediglich in Hoffenheim gelang den Bremern ein Auswärtssieg und beim Club sprang ein glückliches Unentschieden heraus. Ausgerechnet die einst grundsoliden Werderaner haben in der zurückliegenden Spielzeit der Frankfurter Eintracht das Diva-Image abspenstig gemacht. Heute hui, morgen pfui: Werders Pendelausschläge sorgten an der Weser auch zuletzt für „emotionale Disbalancen“, ein Begriff, den Andreas Rettig erfunden hat und dessen Bedeutung sich daraus erschließt, dass es dieses Phänomen in Augsburg laut Rettig nicht zu geben scheint. Eine Erkenntnis, die wir auch dem BR-Auftritt des FCA-Managers verdanken. Unabhängig davon, ob die bayerischen Schwaben „emotionale Disbalancen“ haben oder nicht, hängen die Sieg-Chancen der Augsburger in der Bundesliga im hohen Maße weiter davon ab, ob es ihre Gegner schaffen, sich selbst zu erschießen – oder ums Dorf herum in die Kirche zu gehen, wie es Thomas Tuchel weniger martialisch formuliert hat. Ein Augsburger Sieg gegen die Bremer ist ziemlich unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.
„Es wäre mir eine Ehre“
„Weil wir die bessere Mannschaft waren.“ Würde Jos Luhukay diesen Satz als zutreffende Begründung für einen immerhin möglichen FCA-Sieg gegen Bremen anführen können, wäre ein Wunder geschehen. Wunder kommen allerdings häufiger vor als man denkt. Volker Ullrich ist ein gutes Beispiel dafür. Er ist am heutigen Freitag für die DAZ in der SGL Arena, um über das FCA-Match gegen Bremen zu berichten. Vor zwei Jahren schien Ullrichs Karriere auf CSU-Ebene beendet. Seit wenigen Monaten ist er Ordnungsreferent der Stadt Augsburg und gehört zur neuen Führungsriege der Augsburger CSU. Ein weiterer Riesensprung auf der Karriereleiter Ullrichs ist die Nominierung zum DAZ-Gastautor. „Es wäre mir eine Ehre“, so Ullrich auf die Frage, ob er Lust habe, ein FCA-Spiel zu kommentieren.