BUNDESLIGA
FCA: Weichenstellung gegen Werder
Der FC Augsburg schlägt am 20. Spieltag der Fußballbundesliga den SV Werder Bremen mit 2:1. Vor 29.432 Zuschauern in der WWK Arena erzielten alle Treffer die Augsburger, nämlich Tin Jedvaj in „Zusammenarbeit“ mit Jeffrey Gouweleeuw für Bremen (23.) und Florian Niederlechner (67.) sowie Ruben Vargas für Augsburg (82.). Es war ein wichtiger Sieg. Nicht nur in tabellarischer Hinsicht, sondern auch hinsichtlich der Erkenntnisse für den FCA.
Von Siegfried Zagler
Ein Spielbericht, der das Geschehen auf dem Rasen treffend zusammenfasst, befindet sich hier. Aus Augsburger Sicht ist festzuhalten, dass FCA-Trainer Schmidt aus dem Berlin-Desaster keine Lehren gezogen hat, sondern auf die Schnapsidee, den ungelenken André Hahn neben Niederlechner im Zentrum stürmen zu lassen, ein weiters Mal bestand und die gleiche Startelf einlaufen ließ, die bereits in der Alten Försterei in allen Mannschaftsteilen nur bedingt Bundesligatauglichkeit erkennen ließ. Gegen Bremen war es kaum anders.
Tin Jedvaj ist in der Mitte ein ziemlich durchschnittlicher Verteidiger, rechts außen ein ziemlich schlechter, wie er nun zweimal deutlich unter Beweis stellte. Seinen Fehler mit Hahn korrigierte Schmidt in der Halbzeit, indem er Finnbogason für Hahn einwechselte, der nach vorne wie in Berlin nichts zustande brachte. Jedvaj spielte jedoch durch, weshalb man Martin Schmidt wieder ein schlechtes Zeugnis ausstellen muss.
Dabei begann der FCA souverän, was möglichweise auch damit zu haben könnte, dass Andreas Luthe für Tomas Koubek im Tor stand. Dieser einzige Wechsel im Vergleich zum Köpenick-Kick war aber keiner Trainermaßnahme, sondern einem Grippe-Erreger geschuldet: Koubek meldete sich unter der Woche krank. Und bereits beim Warmmachen war zu erkennen, dass von Luthe die Aura eines Torhüters ausgeht, was man bezüglich Koubek bisher beim besten Willen nicht erkennen konnte.
Die zweite Einsicht: Sind die Außenverteidiger nicht in Form (Max scheint nach einem erstaunlichen Hoch wieder in einem Formtief angekommen.), kommt zu wenig Musik aus dem Mittelfeld. Vargas, Richter, Niederlechner und Finnbogason – ja auch Finnbogason – sind Verwertungsspieler mit Abschlussstärken, die aus dem Halbfeld heraus sehr gefährlich werden können, aber zu selten genau und passend mit Tempo angespielt werden. Khedira ist in der Defensive als Sechser nicht wegzudenken, aber seine Qualitäten nach vorne sind leider ziemlich limitiert. Und Baier? Er bringt ebenfalls zu wenig Präzision nach vorne, da er meistens nach hinten denkt – und läuft.
Und nun zum Positiven: Der FCA hat gewonnen, obwohl er über weite Strecken ein schlechtes, fahriges Spiel gezeigt hat. Er hat deshalb auch verdient gewonnen, weil Bremen noch schwächer war. Und er hat gewonnen, weil er inzwischen nach vorne genug Qualität hat, um auch an einem schlechten Tag mit ein paar genialen Federstrichen ein Spiel für sich entscheiden zu können. Der FCA hat aber auch deshalb gewonnen, weil das Publikum im Gegensatz zum Heimspiel gegen Dortmund richtig unterstützte: Mit Pfiffen zur Pause und Anfeuerung nach der Pause, womit der Siegeswille, der Mannschaft, den es erst nach der Halbzeitstandpauke gab, zu einem großen Kampf geformt wurde.
Und schließlich muss man den Fans auf der Uli-Biesinger-Tribüne ein großes Feingefühl für die Gesamtsituation attestieren. Gefeiert wurde nämlich ein Mann, der am wenigsten zu tun hatte – und dennoch überzeugte: Andreas Luthe. Mit ihm sollte man am Freitagabend in Frankfurt spielen. Eine Grippe muss schließlich ordentlich auskuriert werden.
FCA: Andreas Luthe; – Jeffrey Gouweleeuw; Felix Uduokhai; Philipp Max; Tin Jedvaj; – Rani Khedira; Daniel Baier; Ruben Vargas; Marco Richter; – Florian Niederlechner; André Hahn.
Eingewechselt: Raphael Framberger (86.); Eduard Löwen (78.); Alfred Finnbogason (46.).
Ausgewechselt: Rani Khedira (78.); Ruben Vargas (86.); André Hahn (46.); –
Auswechselbank: Benjamin Leneis (TW); Noah Sarenren Bazee (TW); Marek Suchý (TW); Jan Morávek; Stephan Lichtsteiner; Carlos Gruezo.
Tore:
0:1 Tin Jedvaj (23.) Eigentor
1:1 Florian Niederlechner (67.)
2:1 Ruben Vargas (82.)