FCA: Warum man sich das Träumen verkneifen muss
Als der FCA zu Beginn der laufenden Saison die ersten beiden Spiele verlor, gab es unter den professionellen Beobachtern in Augsburg lange Gesichter und schwerblütige Diskussionen darüber, ob der Kader bundesligatauglich sei und die ketzererische Frage, ob man in Augsburg mit Manuel Baum den passenden Trainer für den FCA habe.
Kommentar von Siegfried Zagler
Bei einer zu Beginn der Saison gestarteten Online-Umfrage der Augsburger Allgemeinen sahen 48 Prozent der Teilnehmer Baum als den falschen Trainer an. Allein die Fragestellung hat sich nach den ersten acht Bundesligapartien dieser Saison erledigt: Manuel Baum hat sich in die Liga gebissen und alle Experten verneigen sich vor seiner Performance in sportlicher wie kommunikativer Sicht. Mit 12 Punkten steht der FCA hauchdünn vor den Plätzen, die für die beiden europäischen Wettbewerbe qualifizieren. Baum scheint für alles einen Plan zu haben und findet die richtige Tonlage gegenüber der Öffentlichkeit.
Die sportliche Performance ist allein schon deshalb ziemlich sensationell, weil die Hälfte der bisherigen Gegner zu den Spitzenteams der
Platz | Mannschaft | Spiele | S-U-N | Tore | Pkt. |
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1. | FC Bayern München | 34 | 27-03-04 | 92:28 (+64) | 84 |
2. | FC Schalke 04 | 34 | 18-09-07 | 53:37 (+16) | 63 |
3. | 1899 Hoffenheim | 34 | 15-10-09 | 66:48 (+18) | 55 |
4. | Borussia Dortmund | 34 | 15-10-09 | 64:47 (+17) | 55 |
5. | Bayer 04 Leverkusen | 34 | 15-10-09 | 58:44 (+14) | 55 |
6. | RB Leipzig | 34 | 15-08-11 | 57:53 (+4) | 53 |
7. | VfB Stuttgart | 34 | 15-06-13 | 36:36 (0) | 51 |
8. | Eintracht Frankfurt | 34 | 14-07-13 | 45:45 (0) | 49 |
9. | Borussia Mönchengladbach | 34 | 13-08-13 | 47:52 (-5) | 47 |
10. | Hertha BSC | 34 | 10-13-11 | 43:46 (-3) | 43 |
11. | Werder Bremen | 34 | 10-12-12 | 37:40 (-3) | 42 |
12. | FC Augsburg | 34 | 10-11-13 | 43:46 (-3) | 41 |
13. | Hannover 96 | 34 | 10-09-15 | 44:54 (-10) | 39 |
14. | 1. FSV Mainz 05 | 34 | 09-09-16 | 38:52 (-14) | 36 |
15. | SC Freiburg | 34 | 08-12-14 | 32:56 (-24) | 36 |
16. | VfL Wolfsburg | 34 | 06-15-13 | 36:48 (-12) | 33 |
17. | Hamburger SV | 34 | 08-07-19 | 29:53 (-24) | 31 |
18. | 1. FC Köln | 34 | 05-07-22 | 35:70 (-35) | 22 |
Dass dabei keine Verletzungsmisere eintreten darf und die mannschaftliche Geschlossenheit, zu der neben der absoluten Lauf- und Kampfbereitschaft auch die taktische Disziplin gehört, nicht nachlassen darf, muss nicht weiter vertieft werden. Die gebotene Zurückhaltung hat aber auch damit zu tun, dass die Bundesliga ausgeglichen wie keine andere europäische Liga ist. Ein Absturz ist immer möglich. In der Vorsaison pendelten Klubs wie Schalke, Leverkusen, Gladbach oder Bremen zwischen Zweiter Liga und Europa League-Qualifikation hin und her.
Dass man sich in Augsburg das Träumen bezüglich Europa verkneift, hat mit dem schwachen Sturmzentrum zu tun. Alfred Finnbogason bekommt nur jeden dritten Ball unter Kontrolle und Michael Gregoritsch ist als hängende Spitze noch nicht richtig warmgelaufen. Die Art und Weise, wie er gegen Hoffenheim den ersten Ausgleichstreffer erzielte, gibt allerdings Anlass zur Hoffnung, dass der Österreicher beim FCA noch in Tritt kommt.
Eine Hiobsbotschaft wie etwa die lange Auszeit von Hinteregger kann man in Augsburg inzwischen gelassen zur Kenntnis nehmen. Im Defensivbereich ist jede Position doppelt mit fast gleich starken Akteuren besetzt. Unersetzliche Spieler gibt es beim FCA längst nicht mehr. Der FC Augsburg ist in seinem siebten Jahr Bundesliga so gefestigt wie noch nie – und selbst ein schwer erträglicher Holzfuß wie Finnbogason, der selbst in der Nationalmannschaft Islands keinen Stammplatz hat, ist ein Mann, der an einem guten Tag etwas reißen kann.
Richtig ärgerlich ist dagegen immer noch die “Tribüne der Schande”. In keinem anderen europäischen Stadion bleiben auf einer Haupttribüne, die angeblich immer ausverkauft sein soll, so viele Plätze unbesetzt: ein Stimmungskiller. Hier besteht für einen Klub, der etwas auf sich hält, großer Handlungsbedarf.