FCA vs. VfL Osnabrück 2:2
Nach einem spannenden Zweitligaspiel vor 16.053 Zuschauern in der impuls arena musste sich der FCA gegen den VfL Osnabrück mit einem Unentschieden zufrieden geben. Die Augsburger waren während der gesamten Partie die bessere Mannschaft und führen nach dem 4. Spieltag die Tabelle der Zweiten Liga an.
Von Siegfried Zagler
Am 3. Februar 1979 vollzog am 21. Spieltag der Fußballbundesliga Pal Csernai, der ungarische Seidenschaltrainer des FC Bayern München, ein Sakrileg: Er wechselte nach 82 Minuten in Frankfurt den formschwachen Gerd Müller gegen einen gewissen Norbert Janzon aus. Der größte Torjäger aller Zeiten bat zwei Tage später um die Auflösung seines Vertrags und flüchtete schwer gekränkt in die Fänge von König Alkohol nach Fort Lauderdale in die Provinz der USA. Pal Csernai nahms achselzuckend zur Kenntnis. „ Ich brauche einen Mittelstürmer und kein Denkmal“, kommentierte Csernai die damalige Situation, von der FCA-Trainer Jos Luhukay mit seinem „Mittelstürmer“ nicht mehr so weit entfernt zu sein scheint. Michael Thurk hat zwar gestern gegen die Niedersachen nicht – wie in zahlreichen Spielen vorher – auf der ganzen Linie enttäuscht, ist aber in dieser Form für den FCA mehr Denkmal denn Stürmer.
Thurk setzte keine Akzente
In der 8. Minute brachte Thurk mit einem Abstauber nach feinem Dribbling von Stefan Hain die Augsburger in Führung. Danach suchte der FCA geduldig die Lücken in der Elf von Carsten Baumann, ohne sie zu finden. Ausnahme: In der 24. Minute wurde über eine schnelle Kombination Stefan Hain freigespielt, der völlig freistehend Gästekeeper Timo Berbig anschoss. Dass der FCA nicht öfters für gefährliche Situationen vor Berbigs Kasten sorgen konnte, mag am robusten Defensivverbund des VfL gepaart mit der mangelnden Durchschlagskraft der FCA-Offensive gelegen haben, in der Thurk die gesamte Spieldauer über zu statisch spielte. Der ehemalige Augsburger Sturmführer setzte keine Akzente und schwamm bestenfalls in der Partie mit. Immerhin verstanden es die Brechtstädter den Ball in den eigenen Reihen zu halten, weshalb in der ersten Hälfte nichts Erwähnenswertes im FCA-Sechzehner geschah.
Der schmale Grat der Goalgetter
In der zweiten Halbzeit war der Augsburger Aufstiegsexpress nicht auf Ergebnisverwaltung aus, sondern erspielte sich – aus einer gesicherten Defensive heraus – zielstrebig einige großartige Torgelegenheiten. Wie schmal der Grat ist, auf dem sich Goalgetter zuweilen bewegen, zeigte die 49. Minute. Oehrl schickte Thurk mit einem feinen Pass in die Gasse, Thurk schob den Ball alleinstehend vor Berbig knapp am rechten Pfosten vorbei. Hätte Thurk den Ball verwertet, hätte er mit zwei Toren das Spiel entschieden und der FCA sowie sein ehemaliger Torjäger hätten am gestrigen Sonntag einen großen Schritt nach vorne unternehmen können. Drei Minuten später donnerte Sankoh die Kugel nach einem Eckball übers Gebälk. In der 60. Minute bediente Axel Bellinghausen mit einer genau getimten Flanke Daniel Baier, der volley vergab. Dann überschlugen sich die Ereignisse. „Ibo“ Traore, seit wenigen Sekunden auf dem Platz, spielte im Aufbau einen hastigen Fehlpass, Osnabrücks Nicky Adler ging mühelos an Bellinghausen vorbei und flankte auf Niels Hansen, der den Ball volley aus sieben Meter zu verwerten verstand (61.). Hansen wurde zusammen mit Traore eingewechselt. Vier Minuten später ging Osnabrück in Führung. Nach einem weiten Abschlag von Berbig rollte der Ball bis in den Strafraum des FCA. Uwe Möhrle verzichtete auf einen Befreiungsschlag, schirmte den Ball vor dem heranstürmenden Sebastian Tyrala ab, Simon Jentzsch kam zu unentschlossen entgegen, so dass die beiden aufgrund der energischen Bedrängung von Tyrala zusammenprallten. Der Ball holperte zu Tyrala, der ihn ins leere Tor schob. Jentzsch musste mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselt werden. Der Spielstand stellte den Spielverlauf auf den Kopf (65.).
Fußballbegeisterung sieht anders aus
Die Schlussoffensive des FCA begann erst ab der 74. Minute, als Osnabrücks Engel mit Gelb-Rot wegen groben Foulspiels an Traore vom Platz musste.- In Überzahl entwickelte der FCA am Ende mächtig Druck, doch zu mehr als dem 2:2 sollte es nicht reichen. Torsten Oehrl schob nach genauem Traore-Zuspiel aus kurzer Entfernung den Ball über die Torlinie. Beinahe hätte der agile Oehrl mit einem 15 Meter-Knaller in der Nachspielzeit den Siegtreffer für die Augsburger erzielt, doch das Geschoss zischte am rechten Kreuzecke vorbei. Es hat nicht sollen sein. Drei Punkte am Mittwochabend (17.30 Uhr) in Duisburg und ein grandioser Heimsieg am darauf folgenden Sonntag (13.30) gegen 1860 würden den Fauxpas gegen die Norddeutschen vergessen machen. Doch dazu bräuchte man einen Mittelstürmer und möglicherweise auch ein Denkmal. Helmut Haller will den FCA-Heimspielen allerdings weiter fern bleiben und der ehemalige Stürmführer des FCA ist zum „lauffaulen Mitläufer“ geworden, während ein Selbstläufer vergangener Tage ein wenig ins Trudeln zu kommen scheint: Trotz aussichtsreicher sportlicher Perspektiven ist die Partie gegen den TSV 1860 München noch nicht ausverkauft. Eine Woche vor dem Derby sind noch Sitzplatztickets fast aller Kategorien erhältlich. Fußballbegeisterung sieht anders aus.
FCA: S. Jentzsch, – P. Verhaegh, G. Sankoh, U. Möhrle, A. Bellinghausen, – D. Baier, K. Kwakman, T. Oehrl, M. De Jong, – M. Thurk, S. Hain
Eingewechselt: I. Traoré (60.); M. Amsif (69.); D. Brinkmann (77.)
Ausgewechselt: M. De Jong (60.); S. Jentzsch (69.); U. Möhrle (77.)
Auswechselbank: N. Rafael; T. Werner; S. Bertram; M. Ndjeng