FCA vs. Kaiserslautern 2:2
Nach einem spannenden Spielverlauf trennten sich der FC Augsburg und der 1. FC Kaiserlautern vor 30.028 Zuschauern in der SGL Arena am 19. Spieltag der Ersten Fußballbundesliga mit 2:2 Toren. Ein Unentschieden, das beiden Mannschaften mehr Fragen als Antworten bringt.
Von Hermann Köhler
Egal ob auf dem Betzenberg oder in den Niederungen zwischen Lech und Wertach. Fußballfans eint eins: Sie haben ein geradezu kindliches Urvertrauen in die Stärke ihrer Elf und können selbst dem Allerschlimmsten noch Positives abgewinnen. Wie sie es Woche für Woche schaffen, aus Niederlagen gestärkt hervorzugehen und neue Hoffnung zu schöpfen, davon kann man sich auch als Kommunalpolitiker eine dicke Scheibe abschneiden. – Die Fans der roten Teufel reisten nach acht sieglosen Spielen nach Augsburg. Sie klammerten sich an die gute Kritik, die ihr Team für das Kampfspiel gegen Werder Bremen bekommen hatten. Sie schöpften daraus die Zuversicht, dass es am Ende nicht „alle Neune“ heißen würde und man sie auf der Heimfahrt für einen Kegelclub halten könnte.
Die Tabelle lügt nicht
Und die FCA-Fans? Nach den überzeugenden Auftritten vor der Winterpause waren sich alle so sicher, die rote Laterne ein für allemal los zu sein. Auch nach dem verpatzten Rückrundenauftakt gegen Freiburg wollte man sich noch nicht so recht mit der Rolle des neuerlichen Schlusslichts abfinden. „Geilster Tabellenletzter aller Zeiten“ – mit diesem zweifelhaften Kompliment hatte man sich schon zu lange und mehr schlecht als recht getröstet. Aber die Tabelle lügt nicht und alle Augenwischerei hilft nicht. Als Tabellenletzter ging der FCA in das zweite Schicksalsspiel des Jahres 2012.
Ich geh mit meiner Laterne
„Ich geh mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir
Am Himmel leuchten die Sterne
und unten, da leuchten wir.“
Ob Trainer Jos Luhukay sich auf dieses alte Kinderlied besonnen hatte und es seiner Mannschaft mehrmals täglich trällern ließ, um das in Freiburg verschütt‘ gegangene Selbstvertrauen wieder zu gewinnen?
Starker Beginn der Augsburger
Im Vergleich zu dem desolaten Auftritt in Freiburg war die Mannschaft des FCA in der Anfangsphase nicht wiederzuerkennen. Offensiv ausgerichtet und mit Zug zum Tor spielte sich der FCA zurück in die Herzen der rund 30.000 Fans. Bereits in der 5. Minute das 1:0 für den FC Augsburg. Abwehrspieler Marcel De Jong erzielte die frühe Führung für die Augsburger durch einen satten Freistoß. Angepeitscht von den euphorisierten Fans beginnt die stärkste Phase des FCA, der sich endlich wieder auf seine spielerischen Mittel besinnt. 14. Minute – wieder eine hundertprozentige für Tobias Werner – völlig freistehend. Dass dem die Rückennummer 13 kein Glück bringt – die Fans wissen ein Lied davon zu singen. Vor allem Daniel Beier überzeugt durch seine Spielfreude, auch wenn seine Geniestreiche von den Mitspielern nicht genutzt werden können.
Rätselraten um plötzlichen Einbruch
Warum der FCA nach diesen ersten tollen zwanzig Minuten urplötzlich den Faden verlor, gehört zu den unergründlichen Geheimnissen des Fußballs. Unnötige Ballverluste und eine Reihe Fouls bringen die angeknockten Kaiserslauterer zurück ins Spiel. Die Lauterer wissen ihre Lufthoheit vor dem Augsburger Tor zu nutzen. In der 25. Minute erzielt Florian Dick (abseitsverdächtig) das 1:1 für die Roten Teufel. Nach diesem Dämpfer ist beim FCA vieles nur noch Kampf und Krampf, was von den Fans mit ersten Pfiffen quittiert wird.
In der 40. Minute dann doch fast die Führung für den FCA, aber Sascha Mölders bringt das Kunststück fertig, eine zweite hundertprozentige Chance zu vergeben. Sascha Mölders – nun seit gefühlten 34 Ligaspielen ohne Torerfolg. – Begleitet von einem nicht zu überhörenden Pfeifkonzert geht es in die Halbzeitpause.
Pausengeflüster
Die Halbzeitgespräche der Fans? Sie kreisen um die zukünftigen Heimspielgegner – Nürnberg, Berlin, Dortmund. Es wird nicht leichter! Wann, wenn nicht jetzt gegen die keineswegs überzeugenden Roten Teufel! Oder es geht um potentielle Verstärkungen. Hat der FCA ein Stürmerproblem? Von Einwechslungen ist wenig die Rede – dazu kennt man den vorsichtigen Luhukay inzwischen zu gut.
Die zweite Halbzeit hat kaum begonnen, da heißt es bereits 1:2 gegen den FCA. Wieder ist es Florian Dick, der nach einiger Verwirrung in der FCA-Deckung nach einer Standardsituation das Führungstor für die Gäste erzielt. Es braucht eine weitere Viertelstunde und es braucht eine weitere Großchance von Unglücksvogel Sascha Mölders, bis endlich die Wende kommt: In der 62. Minute übertrifft sich der Mittelstürmer des FCA einmal mehr und vergibt seine zweite Großchance in diesem Spiel.
Trainer Luhukay hat ein Einsehen und erhört die Missfallenskundgebungen der Fans. Für Sascha Mölders kommt Stefan Hain, und dieser macht mit seiner ersten Ballberührung (nach knapp 20 Sekunden!) nach feinem Zuspiel von Thorsten Oehrl den umjubelten Ausgleich.
Der zweite Einwechselspieler Marcel Ndjeng, dem Tobias Werner Platz machen musste, hatte es auf dem Fuß, das erste Heimspiel in der Rückrunde doch noch zu einem Wintermärchen werden zu lassen. Allein, es sollte nicht sein – auch die letzte Großchance wurde versiebt. Am Ende konnte der FCA froh sein, dass der Schiedsrichter in der Schlussminute den Gästen einen klaren Strafstoß gegen Daniel Brinkmann verweigerte.
„Mein Licht ist aus
und wir geh’n nach Haus
rabimmel, rabammel, rabumm“
Auch das zweite Rückrundenspiel brachte für den FCA nicht den ersehnten Dreier und bei der Vielzahl der verpassten Einhundert-Prozent-Chancen schaut man mit Sorge auf den Terminkalender des FCA. Bereits in drei Tagen, am 31. Januar endet die Transferzeit.
Ein ganz kleiner Trost: die Roten Teufel fahren einmal mehr ohne Auswärtssieg nach Hause und zumindest bis zum Auftritt der Freiburger ist der FCA die rote Laterne los.
Aufstellung FCA: S. Jentzsch; – P. Verhaegh; J. Callsen-Bracker; S. Langkamp; M. de Jong; – H. Hosogai; D. Brinkmann; D. Baier; T. Werner; T. Oehrl; – S. Mölders.
Eingewechselt: S. Hain (66.); M. Ndjeng (77.);.
Ausgewechselt: S. Mölders (66.); T. Werner (77.).
Auswechselbank: I. Gelios (TW); G. Sankoh; D. Reinhardt; L. Davids; A. Sinkala.
Tore:
1:0 M. de Jong (5. Min.).
1:1 F. Dick (25. Min.).
1:2 F. Dick (48. Min.).
2:2 S. Hain (66. Min.).
Augsburgs Schulreferent Hermann Köhler war in seiner Jugend als eisenharter Verteidiger bekannt und beim Gegner gefürchtet. Später kam er als Torwart in der Stammelf seines Internates zum Zuge. Als Schulreferent pflegt er den Fußball und den Wettkampfgedanken unter den Schülern und Schulen. Welt- oder Europameisterschaften werden als Schüler-WM bzw. Schüler-EM von Schülermannschaften der Schulen nach- und ausgespielt. Wie bei den Turnieren der „Großen“ vertreten dabei die einzelnen Schulen jeweils ein Teilnehmerland. In der Vorbereitung beschäftigen sich die Schulen mit „ihrem“ Land, präsentieren dieses in einem Internetauftritt und versuchen – gemeinsam mit ihren Fans – für dieses Land die Meisterschaft zu gewinnen und so die Möglichkeit zu erhalten, auf Einladung eines Bundespolitikers die Bundeshauptstadt Berlin besuchen zu dürfen. Hermann Köhler ist mit Abstand der unumstrittenste „Stadtminister“. Wen man auch fragt, man bekommt stets die gleiche Antwort: „Der Schulreferent macht einen guten Job.“