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Freitag, 19.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA vs. Hansa Rostock: Fußball verkehrt

In einem munteren Zweitligaspiel stellte der FC Augsburg nach zwei Remisen seinen ersten Sieg in der impuls arena sicher. 5:2 für die Heimmannschaft stand nach Spielschluss auf der Anzeigentafel.

Die Fans sangen während des Spiels „So ein Tag so wunderschön wie heute“ und der FCA hat am kommenden Wochenende gegen Koblenz die große Chance, sich im Konzert der Aufstiegsfavoriten einen Platz im Orchester zu erspielen. Es hätte aber auch ganz anders kommen können. Rostock war 80 Minuten lang überlegen, verstand es aber nicht, aus den zahlreichen Chancen Kapital zu schlagen. Bereits nach drei Minuten ging der FCA durch eine feine Kombination in Führung. Traore war der Torschütze und zeigte dabei Knipserqualität, die man am vergangenen Wochenende in Düsseldorf vermisst hatte. Ibrahima Traore war der überragende Mann der ersten Halbzeit. Sein erstklassiges Tempodribbling am linken Flügel, das er mit einer präzisen Flanke im vollen Lauf nahe der Grundlinie abschloss, konnte Michael Thurk in der 23. Minute per Flugkopfball zum 2:0 verwerten.

Zwischen den beiden klasse herausgespielten FCA-Toren lag zwanzig Minuten Leerlauf und eine Reihe von Abwehrfehlern seitens des FCA, die in erster Linie dem Mittelfeld geschuldet waren. Elton da Costa und Jens Hegeler verstanden es nicht, die Räume eng zu machen und somit die Hansa-Angreifer unter Druck zu setzen. Hansa hatte im Spielaufbau zu viel Raum und Zeit. Rostocks schnelle Offensivkräfte konnten deshalb zu oft in den FCA-Strafraum eindringen und zum Abschluss kommen, vergaben aber eine Großchance nach der anderen. FCA-Schlußmann Simon Jentzsch konnte im gesamten Spielverlauf bei Eins-zu-Eins Situationen seine Klasse unter Beweis stellen, zeigte aber bei der Strafraumbeherrschung große Schwächen und hatte Glück, dass einige nach vorn abgewehrte Distanzschüsse nicht den Hansa-Stürmern vor die Füße fielen. FCA-Trainer Jos Luhukay versuchte nach dreißig Minuten ein Zeichen zu setzen, indem er den nach hinten zu unengagiert arbeitenden Marcel Ndjeng vom Platz nahm und dafür den robusten Ex-Rostocker Schindler brachte. Eine Maßnahme, die keine Wirkung zeigte. Kurz vor der Halbzeit konnte Rostocks Oliver Schröder auf Marcel Schied passen, der ohne Gegenspieler keine Mühe hatte, den Anschlusstreffer herzustellen. „Nach sehr unterhaltsamen 45 Minuten ging’s mit einem schmeichelhaften 2:1 in die Kabinen“, so der Kicker-online.

Die FCA-Wurst bleibt eine kulinarische Katastrophe

In der zweiten Halbzeit kam der FCA besser ins Spiel, war jedoch im Spielaufbau zu fahrig und in der halb gefüllten Schüssel wurden die ersten Unmutsbekundungen laut. Wie aus dem Nichts fiel mitten ins anschwellende Pfeifkonzert der eigenen Fans das 3:1 für den FCA. Thurk konnte einen schweren individuellen Fehler eines Rostocker Innenverteidigers verwerten. Tempo und Fehlerquote wurden immer höher, wobei die Fehlerquote beim FCA strukturell und bei Hansa eher individuell bedingt war. Erst in den letzten zehn Minuten begannen die Augsburger ansprechendes Format zu zeigen, indem sie das Tempo weiter hochhielten und nicht auf Ergebnisverwaltung spielten, während die Norddeutschen ob ihrer vergebenen Chancen zu resignieren begannen. Die Augsburger Spieler waren sich nach dem Schlusspfiff, aufgrund ihrer durchwachsenen Leistung und dem glücklichen Resultat nicht sicher, ob sie sich von den Fans feiern lassen sollten. Erst als der M-Block ihr Erscheinen forderte, gingen die FCA-Profis zur üblichen Sieger-Zeremonie zusammen mit Präsident Walter Seinsch in die „Fankurve“.

Ob es Jos Luhukay gelingt, die Schwächen der Augsburger in der Rückwärtsbewegung bis zum kommenden Pokalspiel am Mittwochabend zu beseitigen, darf bezweifelt werden. Die Erstligakicker aus Freiburg sind zu Gast und angesichts der schwachen Augsburger Defensive werden die Breisgauer zum Angriff blasen. Nach diesem hohen Sieg, der auch eine hohe Niederlage hätte sein können, ist am Mittwochabend jedes Ergebnis denkbar.

Für die Fangemeinde der Forenschreiber der Augsburger Allgemeinen (Tonne 11) waren die sieben Tore am frühen Sonntagnachmittag ein freudiges Ereignis, aber auch ein verstörender Vorgang, der eher staunende Ungläubigkeit denn erlösende Antworten zutage förderte. Quo vadis FCA? Die meist gestellte Expertenfrage zu Beginn jeder Saison bleibt dieses Jahr weiterhin offen. Nur das Übliche ist festzuhalten: Der Ball ist rund und die FCA-Wurst bleibt eine kulinarische Katastrophe. Aber man sollte nur von Spiel zu Spiel denken, im Pokal gelten schließlich eigene Gesetze.

Zuschauer: 15.241

Tore:

1:0 Traoré (3.)

2:0 Thurk (22.)

2:1 Schied (43.)

3:1 Thurk (65.)

3:2 Jänicke (70.)

4:2 Buck (75.)

5:2 Brinkmann (86.)