FCA vs. Dortmund: ein Klassenunterschied
In den Vorberichten zur Partie des FCA gegen den Vizemeister aus Dortmund war viel die Rede vom Duell der Tabellenletzten, vom Schicksalsspiel der Kellerkinder. Der trügerische Tabellenstand wurde gerade noch rechtzeitig durch neuere Schlagzeilen relativiert, die deutlich machten, wie ungleich die Gewichte und Erwartungen vor dem ersten Heimspiel des FCA verteilt waren.
Von Udo Legner
Motivations-Choreographie der Fans sorgte für eine großartige Atmosphäre, die im Lauf des Geschehens stark nachließ.
Nach der Auslosung der Champions League Vorrundengruppen – der BVB trifft auf Arsenal, Galatasaray Istanbul und den RSC Anderlecht – prognostizierte man Klopps Kickern beste Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale, während der FCA von den Fußballexperten neben dem Neuling aus Paderborn unisono als erster Abstiegskandidat gehandelt wurde. – Kein Wunder, dass angesichts solcher Aussichten den Augsburgern das Herz in die Hose rutschte und sie trotz bester Vorsätze auf dem neu verlegten Rasen in der ersten Spielphase nur Angsthasenfußball zustande brachten. Sicherheitspässe am eigenen Strafraum ohne Option auf Raumgewinn wechselten sich ab mit Ballverlusten beim Spiel nach vorne und weckten sichtlich die Spielfreude der nach der Auftaktpleite gegen Leverkusen auf Wiedergutmachung bedachten Borussia. Gegen die allzu passiven Augsburger hatten die Borussen leichtes Spiel im Mittelfeld und kamen ein ums andere Mal ohne große Gegenwehr gefährlich vor das Augsburger Tor. Als Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker nach Doppelpass zwischen Reus und Pierre-Emerick Aubameyang ausgespielt war, markierte Reus bereits in der 11. Minute die Führung für den BVB. Gerade mal drei Minuten später war es erneut Marco Reus, der mit seinem Eckball die Borussia auf die Siegerstraße brachte. Gegen die Wucht der Dortmunder Kopfballkünstler findet die Augsburger Abwehr kein Mittel und so erzielt Sokrates gegen einen überforderten Klavan das 2:0.
Hoffnungsschwund nach dem Doppelschlag der Dortmunder
Dieser Doppelschlag war ein Déjà-Vu zum Spiel des FCA in Hoffenheim, mit dem Unterschied, dass dieses Heimspiel bereits nach einer Viertelstunde verloren schien und der Auftritt von Weinzierls Elf keinerlei Hoffnung auf eine erfolgreiche Aufholjagd machte. Im Spiel nach vorne fehlte nicht nur der letzte, es fehlte auch der vorletzte Pass, will heißen, das Offensivspiel des FCA fand nicht statt. Halil Altintop und Daniel Baier waren mit Defensivaufgaben beschäftigt und wurden so eng markiert, dass sie kaum offensive Akzente setzen konnten. Tobias Werner wirkte nach dem frühen Rückstand verunsichert und konnte aus dem ersten gelungenen Augsburger Konter in der 20. Spielminute kein Kapital schlagen. Ein erster Hoffnungsschimmer in der 37. Minute: Marcus Feulners genialer Pass in die Tiefe erreicht Djurdcic, der unbedrängt zum Torschuss kommt, aber diese Hundertprozentige allzu leichtfertig vergibt. In der 40. Minute verhinderte Marwin Hitz mit einer tollen Reaktion gegen Aubameyang einen noch höheren Pausenrückstand.
Halbzeitfazit: verdiente Dortmunder Führung
Die von Weinzierl nach dem Spiel in Hoffenheim vorgenommenen Änderungen in der Mannschaftsaufstellung (Djurdic und Parker für Matavc und Caiuby) blieben wirkungslos, weil die neuen Offensivspieler zum einen von ihren Mitspielern kaum in Szene gesetzt wurden und sie sich zum anderen nicht selbst in Szene setzen konnten. Angesichts eines Chancenverteilung von 4:1und der klaren spielerischen Überlegenheit der Borussia war die Dortmunder 2:0 Führung mehr als verdient. Die zahlreichen verletzungsbedingten Ausfälle – u. a. Mats Hummels und Marcel Schmelzer – fielen nicht ins Gewicht.
Steigerung des FCA
Die zweite Hälfte konnte der FC Augsburg ausgeglichener gestalten, was vor allem daran lag, dass sich die Borussia erst einmal mit der 2:0 Führung begnügte. Aubameyang vergab wiederholt in aussichtsreicher Position. Nach einer Stunde Spielzeit setzte Weinzierl mit Bobadilla (für Parker) und und
Matavz (für Feulner) neue Akzente für die Offensive. Mit seinem Freistoß in der 74. Minute, der nur knapp über das Tor von Weidenfeller ging, ließ Bobadilla erkennen, wie wichtig er bei Standardsituationen für die Augsburger ist. Kurz darauf (78.) Tor für Dortmund! Nach Eckball kann Hitz den Direktschuss von Mchitarjan noch abwehren, doch den Abpraller verwertet Ramos, der von Hertha BSC nach Dortmund kam und sein erstes Tor für den BVB erzielte.
Dramatische Schlussphase
Zehn Minuten vor Schluss wechselt der FCA ein letztes Mal. Kohr kommt für den glücklosen Nikola Djurdjic. In der 82. Minute gelingt Raul Bobadilla nach einer Flanke von Baba der Anschlusstreffer zum 1:3. Ein Treffer, der Auftakt zu einer dramatischen Schlussphase werden sollte. Kohrs Volleyschuss nach einem Eckball wird von Weidenfeller spektakulär über die Latte gelenkt. Nicht auszudenken, wie die SGL Arena getobt hätte, wenn auch Weinzierls zweiter Joker gestochen hätte, zumal der eingewechselte Matavz nach erneuter Flanke von Baba in der 90. Spielminute den 2:3 Anschlustreffer markierte. Doch trotz drei Minuten Nachspielzeit und einer letzten Chance für Werner bleibt es beim 3:2 für eine am Ende schwächelnde Borussia.
Prinzip Hoffnung
So sammelte Klopps Elf die ersten drei Punkte der Saison, musste in den letzten Minuten aber noch um den Erfolg bangen. Weinzierls Truppe fand zu spät zu alter Stärke zurück und weckte mit dem furiosen Finale bei den Fans Zuversicht für die nächsten Partien.
FCA: M. Hitz; – R. Klavan; J. Callsen-Bracker; A. Baba; P. Verhaegh; – H. Altintop; M. Feulner; T. Werner; D. Baier; S. Parker; – N. Djurdjic.
Eingewechselt: D. Kohr (82.); R. Bobadilla (61.); T. Matavz (69.); –
Ausgewechselt: M. Feulner (69.); S. Parker (61.); N. Djurdjic (82.);
Auswechselbank: A. Manninger (TW); J. Hong; M. de Jong; F. Caiuby;
Tore:
0:1 Marco Reus (11.)
0:2 Sokratis (14.)
0:3 Adrian Ramos (78.)
1:3 Raúl Bobadilla (83.)
2:3 Tim Matavz (89.)