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Donnerstag, 03.10.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA vs. BVB 0:4

In einem von den Augsburgern schwach geführten Bundesligaspiel mussten die Luhukay-Schützlinge vor 80.720 Zuschauern in Dortmund ihre erste Klatsche hinnehmen.

Von Alexander Süßmair



Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte war der FCA in der Bundesliga beim amtierenden Deutschen Meister Borussia Dortmund zu Gast. Dass es dort nichts zu holen gab, war allen vorher klar. Allerdings öffneten die zu zuletzt eher schlechten Leistungen des BVB dem ein oder anderen FCA-Fan ein kleines Fenster namens Hoffnung. Es war es ein tolles Erlebnis, selbst vor Ort gewesen zu sein und die berühmte „Gelbe Wand“ live zu erleben. Das Wetter spielte auch mit, allerdings war es schon fast zu gut und die Hitze machte dem ein oder anderen unter den 3.500 mitgereisten FCA-Fans sehr zu schaffen (mir selbst auch).

BVB-Coach Jürgen Klopp hatte die Anfangsformation – außer dem Ersatz für Marcel Schmelzer (wegen Verletzung) – im Vergleich zum Spiel gegen Marseilles auf vier Positionen verändert: Sebastian Kehl, Neven Subotic, Kevin Großkreutz und Shinji Kagawa saßen auf der Reservebank. Allein an dieser Aufzählung kann man schon den Unterschied an verfügbarem Potential im Gegensatz zum FCA feststellen.

Nach der Verletzung von de Jong kam es zum Bruch

Am Anfang konnten man leichte Unsicherheiten bei den Gastgebern erkennen, was wohl dem harten Schnitt bei der Aufstellung geschuldet war. Die halbe Mannschaft ausgewechselt, das kann nicht folgenlos bleiben; aber je länger das Spiel dauerte, desto besser fand die Borussia ins Spiel und entwickelte dann ihren Rhythmus. Ivan Perisic und Ilkay Gündogan sorgten für erste Warnschüsse auf das Gehäuse von FCA-Torhüter Simon Jentzsch. In der 11. Minute musste Marcel de Jong nach einem Kopfball von Nationalspieler Mats Hummels auf der Linie klären.

Im Gegenzug bot sich dem FCA die Möglichkeit zum Führungstreffer. Nach einem Irrlauf von BVB-Keeper Weidenfeller konnte Daniel Brinkmann aus 17 Metern den Dortmunder Torwart per Kopfball „überlupfen“, aber Felipe Santana konnte den Ball ebenfalls mit dem Kopf von der Linie befördern. Der BVB versuchte in der Folge, gegen ein gut organisiertes und massives Abwehrbollwerk der Augsburger Druck aufzubauen. Mit zunehmender Spielzeit schien sich unsere Mannschaft immer besser auf das schnelle Kurzpassspiel des BVB eingestellt zu haben. Nur sehr mühsam arbeiteten sich die Dortmunder in den Strafraum der Schwaben und ließen dort die letzte Konsequenz vermissen. Dann kam es zu einem Bruch in der guten Defensive des FCA. Nach einem Foul musste Marcel de Jong ausgewechselt werden. Für ihn kam Tobias Werner (23.). Ab diesem Zeitpunkt war die linke Seite des FCA eine konstante Schwachstelle. Die meisten Angriffsaktionen des BVB sollten nun über die linke Seite laufen.

Jentzsch hielt die Niederlage in erträglichen Grenzen

Das 1:0 durch Lewandowski fiel nach einer Konfusion im Augsburger Strafraum. Durch eine typische „Nimm du ihn, ich habe ihn sicher“ Situation zwischen Jentzsch und Hosogai bekamen die Augsburger den Ball nicht weg und Lewandowski, mit dem Rücken zum Tor, erzielte durch eine Drehung den Führungstreffer (30.). Kurz vor der Pause staubte erneut Lewandowski nach einer verunglückten Abwehr Sankohs aus 11 Metern zum 2:0 ab.

Nach dem Wiederanpfiff vergab der FCA eine große Chance zum Anschlusstreffer, als nach einem Foul von Gündogan an Werner der Schiedsrichter einen Elfmeter gab. Gibril Sankoh scheiterte mit einem schwachen Schuss an Weidenfeller, der keine Probleme hatte, den schwach geschossenen Strafstoß zu parieren.

Der Deutsche Meister setzte nun noch nach. Götze scheiterte an Jenztsch. Axel Bellinghausen köpfte den Ball nach einem Schlenzer von Perisic von der Linie (62.). Simon Jentzsch, mal wieder einer der besten Augsburger auf dem Platz, hielt den Rückstand für den FCA in erträglichen Grenzen. Gegen einen sehr sehenswerten Heber von Götze in der 75. hatte er aber keine Chance. Den Schlusspunkt setzte abermals Lewandowski mit einem Kopfball nach einem Freistoß (78.). Damit war die 4:0 Klatsche für den FCA vollendet.

Die Szene vor dem Elfmeter lässt tief blicken

Der FCA setzt sich langsam aber sicher im Tabellenkeller fest. Überraschend ist das natürlich nicht, doch nun wird es von Spiel zu Spiel schwerer, sich aus diesem Tal zu befreien. Die Spiele, in denen man hätte punkten müssen, sind schon gelaufen. Der schwere Fehler von Hosogai vor dem Dortmunder Führungstreffer ist sehr bedauerlich, denn gerade er war bisher mit einer der besten Spieler in den Reihen des FCA. Bleibt zu hoffen, dass er diesen Patzer schnell wegsteckt und dieses Ereignis nicht an seinem Selbstbewusstsein kratzt. Apropos Selbstbewusstsein: Die Szene vor dem Elfmeter lässt tief blicken, was den mentalen Zustand der Mannschaft angeht. Tobias Werner stand allein mit dem Ball da, man hatte den Eindruck er wollte weinen, während seine Kameraden krampfhaft versuchten, nicht Richtung Ball zu schauen. Gibril Sankoh war die ärmste Sau auf dem Platz, da er offenbar als Elfmeterschütze bestimmt war. Man kann nur hoffen, dass der Trainer die Szene beobachtet hat und richtig entgegensteuert. Langsam könnten sich die ausbleibenden Erfolgserlebnisse auf die Moral der Truppe niederschlagen, was natürlich für Fans und Mannschaft katastrophal wäre. Auch wenn die Diskussion nach den jüngsten Äußerungen von Walther Seinsch endgültig zu Ende sein scheint, bin ich nach wie vor der Meinung, dass es sich in Dortmund wieder gezeigt hat, wie nützlich ein Michael Thurk wäre. Ich bin davon überzeugt, dass Thurk in der derzeitigen Situation der Mannschaft Rückhalt und Selbstvertrauen geben könnte. Mit Thurk hätten wir längst den ersten Dreier eingefahren.

Im Tabellenkeller bis zum Ende der Saison

Es sieht so aus, als ob der FCA nun bis zum Ende seiner ersten Bundesliga-Saison im Tabellenkeller bleiben wird. Dass diese Entwicklung anhand des Kaders vorhersehbar war, sagen viele. Ob es zwangsläufig so hat kommen müssen, steht auf einem anderen Blatt. Auch Kaiserslautern und Mainz haben schon bewiesen, dass man mit einer Zweitligamannschaft in der Bundesliga bleiben kann. Allerdings braucht man dazu eine geschlossene Mannschaft. Die haben die Verantwortlichen des FCA allerdings fünf Tage vor Saisonstart ohne Not zerstört.

FCA-Trainer Jos Luhukay hat vor der Saison mitgeteilt, dass es für jeden Mannschaftsteil einen erstligatauglichen Spieler braucht. Was daraus geworden ist, darf jeder selbst beurteilen. Dass man aus den begrenzten finanziellen Möglichkeiten nicht das Beste herausgeholt hat, steht für mich fest. Vor allem im Blick auf unseren 29 Spieler starken Kader und einem neu geholten Spieler, der gleich wieder an einen Zweitligisten ausgeliehen wurde. Die Saison scheint bereits nach dem achten Spieltag für den FCA gelaufen. So bleibt nur eins: Genießen wir die erste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte, egal was kommt! Die nächste Gelegenheit dazu ist wegen der Länderspielpause erst am Samstag, 15. Oktober gegen Mainz.

FCA: S. Jentzsch; – G. Sankoh; U. Möhrle; M. de Jong; J. Callsen-Bracker; – H. Hosogai; A. Bellinghausen; D. Baier; D. Brinkmann; L. Davids; – S. Mölders.

Der Autor



DAZ-Gastautor Alexander Süßmair ist der einzige Augsburger Stadtrat, der im Hauptberuf Bundespolitiker ist. Für die Partei die Linke zog der in Stadtbergen aufgewachsene Süßmair 2009 in den Bundestag ein. Seine Liebe zum FCA verdankt Süßmair seinem Großvater; eine sehr private Geschichte. Süßmair, Jahrgang 1977, versäumt pro Saison selten mehr als drei FCA-Spiele. Zusammen mit den Mitgliedern seines Fanclubs „Burning Nuts“ ist er auch auswärts stets unter den härtesten Supportern anzutreffen. “Welches?”, so Süßmair auf die Frage, ob er Lust habe, für die DAZ ein FCA-Spiel unter die Lupe zu nehmen.


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