Aue vs. FCA 3:2
Der FC Augsburg verlor am Sonntag in Aue vor 10.600 Zuschauern mit 2:3 und erweckte dabei in keiner Phase der Partie den Eindruck, dass er in dieser Saison etwas mit dem Aufstieg zu tun haben könnte.
Von Siegfried Zagler
Die erste Halbzeit ist schnell erzählt. Der FCA zeigte zu Beginn die bessere Spielanlage, ohne daraus kontrollierte Spielzüge in die Spitze entwickeln zu können, während die robusten „Veilchen“ ihr Heil mit langen Bällen und über Standardsituationen suchten. Nach vier Minuten vergab Thurk die erste Torchance des FCA. Michael Thurk war an diesem Sonntag für den verletzten Möhrle Kapitän und spielte eine ordentliche Partie, in der er aber selten zum Zug kam, was weniger an Thurk, denn an seinen offensiven Mitspielern lag. Genaue Anspiele in die Spitze oder Flanken vor das Aue-Tor: Fehlanzeige, bis auf eine Ausnahme: In der 12. Minute wurde Thurk nach einem Konter von Axel Bellinghausen frei gespielt und Thurk verwertete alleinstehend vor Aue-Keeper Martin Männel sehr sicher. Nach der Augsburger Führung entwickelte sich eine muntere Viertelstunde, in der die fußballerisch schwachen Sachsen nur über ruhende Bälle gefährlich wurden. Traore und Thurk kamen in der 18. beziehungsweise 25. Minute zu gefährlichen Torschüssen, dann hatte der FCA sein Pulver verschossen und schlitterte im Lauf der weiteren Partie gegen einen keinesfalls starken Gegner in einen trostlosen Zustand hinein, der einem fußballerischen Offenbarungseid glich. In der 41. Minute wurden die Augsburger dafür mit einem absurden Strafstoß bestraft: Hochscheidt stolperte in der Rückwärtsbewegung in Verhaegh hinein, und kam zu Fall. Der Elfer wurde von Paulus sicher zum Ausgleich verwandelt (41.). Damit nicht genug: Lachheb traf einen Eckball von Curri in der 44. Minute volley und der FCA ging wie ein begossener Pudel mit einem 1:2 Rückstand in die Pause.
In der 51. Minute war die Partie entschieden
Das Gekicke der Augsburger in zweiten Halbzeit war dergestalt einfältig und fahrig, dass man in den ersten 15 Minuten Angst haben musste, dass der FCA von den hüftsteifen Sachsen abgeschossen wird. Bereits in der 51. Minute war die Partie entschieden: Aues Jan Hochscheidt konnte weder von Sankoh noch von Baier gestoppt werden und sein Flachschuss von der Strafraumgrenze sah nicht absolut unhaltbar aus. Nach dem 3:1 für Aue gelang dem FCA beinahe nichts mehr. Der Anschlusstreffer in der 85. Minute entsprang aus einem – ebenfalls zweifelhaften Strafstoß, den Thurk verwandelte. Der FCA hat nun aus den letzten vier Spielen einen Punkt zu Hause gegen einen Abstiegskandidaten (Osnabrück) geholt. Unterirdische Leistungen in Duisburg und in Aue sowie eine verdiente Heimniederlage gegen den TSV 1860 München stehen zu Buche. Nach dem geglücktem Start mit drei Siegen in ersten drei Spielen sind die Augsburger Profi-Kicker nach dem siebten Spieltag in der Grauzone der Tabelle gelandet, doch das kann sich schnell ändern. Nach der katastrophalen zweiten Halbzeit in Aue scheint allerdings nichts dafür zu sprechen, dass der FCA etwas mit dem Aufstieg zu haben könnte. Falls es Luhukay nicht gelingen sollte, die Mannschaft aus dem Tief herauszuarbeiten, könnte die die Reise des FCA schnell in Richtung Dritte Liga gehen.
Luhukay wirkt ratlos und macht objektiv feststellbare Fehler
Die Mannschaft zeigt keinen Teamspirit, die Abwehr ist ein Torso, die „Kreativabteilung“ des offensiven Mittelfelds „glänzt“ in erster Linie dadurch, dass sie Bälle aus dem Halbfeld hilfllos in den gegnerischen Strafraum schlägt, die Defensive steht meist nicht eng genug am Mann und der Sturm ist nicht mehr als ein laues Lüftchen an einem milden Herbsttag. Der Trainer ändert beinahe mit jeder Einwechslung die taktische Ausrichtung und ist zudem noch weit davon entfernt, für diese Saison eine passende Struktur für die Startformation gefunden zu haben. Luhukay wirkt ratlos und macht objektiv feststellbare Fehler.
Beispiel gefällig? Gerne: Gegen 1860 und gegen Aue spielte der FCA ohne Außenbahn auf der rechten Seite. Daniel Baier – von Luhukay auf die rechte Außenbahn gestellt – hielt die Position nicht und ließ sich überall hintreiben, was seiner Spielweise entspricht. Die Qualitäten in der Offensive von Rechtsverteidiger Verhaegh sind bekanntermaßen bescheiden, und so kam es, dass der FCA in den letzten beiden Partien ohne rechten Flügel spielte, und somit leicht zu verteidigen war. Zu früh verliert das Angriffsspiel der Augsburger an Breite und die Enge in der Mitte führt nicht zu schnellem Kurzpassspiel, das eine Überzahlsituation generieren könnte. Dass ausgerechnet Neu-Löwe Stefan Buck (dessen Schwächen auf der linken Verteidigerposition in Augsburg hinreichend bekannt sind), im Derby auf der linken Seite einen ruhigen Tag hatte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Am gestrigen Sonntag befand sich Baier exakt einmal im richtigen Augenblick auf Rechtsaußen und bekam prompt den Ball, den Baier zu einem Lauf mit Flanke nutzen konnte. Das war in der 60. Minute. Zehn Minuten später wurde er ausgewechselt. Nächstes Wochenende ist Länderspielpause, danach geht es auswärts gegen Düsseldorf, sollte der FCA dort an die „Leistung“ von Aue anknüpfen, könnte Jos Luhukay noch im Herbst ein frostiger Wind ins Gesicht blasen.
FCA: S. Jentzsch, – P. Verhaegh, G. Sankoh, K. Kwakman, A. Bellinghausen, – D. Baier, D. Brinkmann, T. Oehrl, M. De Jong, I. Traoré, – M. Thurk.
Eingewechselt: T. Werner (46.); S. Bertram (66.); N. Rafael (72.).
Ausgewechselt: I. Traoré (46.); D. Brinkmann (66.); D. Baier (72.).
Auswechselbank: M. Nebel; M. Amsif; B. Woltmann; S. Hain.