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Samstag, 20.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA: Volle Hütte gegen Oberhausen

Die heutige Ligapartie des 27. Spieltages FCA vs. RWO (13 Uhr) ist aufgrund einer Werbeaktion einiger Sponsoren des FCA ausverkauft. Der FCA steht auf dem zweiten Tabellenplatz – und somit auf dem Sprung ins Oberhaus, doch von richtiger Fußballeuphorie ist man in der Sportstadt Augsburg nach Auffassung des Managements noch zu weit entfernt.

Von Siegfried Zagler



Der Reihe nach: Der FC Augsburg spielt die Saison seines Lebens, kann ohne Zweifel den besten Kader aller Zeiten vorweisen und hält sich seit Wochen knapp hinter Hertha BSC Berlin auf dem 2.Tabellenplatz der Zweiten Fußballbundesliga. In Sachen Zuschauerzuspruch steht der FCA auf Platz fünf in dieser Liga. Weit vor Duisburg, Bielefeld, Karlsruhe und Bochum, die ähnliche Strukturen wie die Augsburger vorzuweisen haben. In der Klasse des FCA (231.846 Zuschauer) liegt im Prinzip nur Aachen (234.866) in der Zuschauergunst vor den Brechtstädtern. Hertha, Düsseldorf und 1860 München (die führenden Vereine dieser Tabelle) haben wesentlich größere Stadien und spielen auch bezüglich ihrer Mobilisierungsmöglichkeiten in einer höheren Liga als die anderen Vereine. Allen voran die Berliner, die mit bisher insgesamt 532.362 Zuschauern einen neuen Zuschauerrekord für die Zweite Liga verbuchen können. Die Düsseldorfer folgen mit einem großen Abstand auf Platz zwei der Zuschauertabelle: 280.410 kamen bisher zu allen Heimspielen der Fortuna. Kurzum: Der FCA hat prinzipiell in Angelegenheit Zuschauerzuspruch keinen Grund zur Klage, aber er beklagt sich dennoch, und zwar in einer Form, die in keiner Weise akzeptabel ist.

Das Management hat sich bei den Ticketpreisen verkalkuliert

„Invasion impuls arena“ nannte sich die Aktion, die im Vorfeld der Begegnung zahlreiche Fans auf die Palme brachte. Die Aktion ist schnell erklärt: Sponsoren kaufen (für einen Apfel und ein Ei) die Restkarten der Partie auf (angeblich 11.000) und bringen sie mit viel Werbegedöns kostenlos unters Volk (innerhalb weniger Stunden, wie es heißt), was nicht wenige treue Fans erboste, weil sie durch diese Hau-Ruck-Aktion nicht zu ihren Tageskarten kamen. Dauerkartenbesitzer sind in Augsburg ohnehin hart im Nehmen, doch darüber sollte man sich nicht den Kopf zerbrechen.

Das Problem liegt tiefer. Offensichtlich hat sich das FCA-Management bei den Ticketpreisen nach Fertigstellung der impuls arena verkalkuliert. In Augsburg ist der FCA – nicht nur wegen seiner jahrzehntelangen Abstinenz vom Profifußball – nicht tief, sondern breit verwurzelt. Der FCA kann bestenfalls auf warme Zuneigung hoffen, aber das Herz schlägt bei den meisten Augsburgern woanders, also für einen anderen Fußballverein, womit im Prinzip das Thema erschöpft ist: Die Eintrittspreise sind aus diesem Grund für die struktur- und einkommensschwache Region definitiv zu hoch und es wirkt kontraproduktiv, wenn das Management glaubt, mit albernen Aktionen wie „Invasion impuls arena“ ihre unternehmerische Fehlentscheidung bei der Ticketpreisgestaltung korrigieren zu können. „Vielleicht liegt es speziell in der Natur des Augsburgers, immer ein Haar in der Suppe zu finden, aber das ist meine persönliche Meinung“, wird Andreas Rettig wegen des Theaters um die „Invasion-Aktion“ zitiert. Es passt zu Rettig, dass er hinzufügte, dass es sich dabei um seine persönliche Meinung handelt. Das legt die Schlussfolgerung nahe, dass Andreas Rettig davon ausgeht, dass er in den allermeisten Fällen alternativlose Wahrheiten verkündet.