Kommentar
FCA: Top-Team mit Ergebniskrise?
Es fehlt nicht viel, aber die fehlende Qualität, die den FCA von der Spitze trennt, ist leicht zu beschreiben
Kommentar von Siegfried Zagler
Aus Hans-Joachim Watzkes Mund klingt es wie ein Ritterschlag, wenn er sagt, dass der FCA ein Top-Team habe. Doch das ist trotz der zuletzt überzeugenden Auftritte gegen Teams wie Gladbach, Bremen, Bayern, Freiburg und Dortmund zu hoch gegriffen. Fünfmal klasse gespielt, aber nur einmal gewonnen. Gegen Mainz nach einer Durchschnittsleistung einen Dreier verschenkt: Der FCA hat nach sieben Runden mindestens sechs Punkte zu wenig auf dem Konto. Das nennt man im Fußball “Ergebniskrise”.
Zu einem “Top-Team” fehlt nicht viel, doch genau die Qualität, die fehlt, beschreibt die Differenz zu einer Spitzenmannschaft. Der FC Augsburg hat sich in der Bundesliga etabliert und sich nach sieben Spielzeiten, nach zahlreich verschlissenen Trainern, Managern, Geschäftsführern und vor allem nach dem Abgang von Walther Seinsch zu einem Top-Verein entwickelt: Die Infrastruktur, die damit verbundene Jugendarbeit, das Stadion, die Geschäftsführung und schließlich auch die Öffentlichkeitsarbeit haben Bundesliganiveau.
Der FCA hat sich als Klub nach der Seinschs/Bircks-Ära zu einem Oberhaus-Verein mit Format gemausert. Besser gehts kaum – für Augsburger Verhältnisse, könnte man meinen, zumal mit Manuel Baum zum ersten Mal nach gefühlt 100 Jahren ein ausgezeichneter Coach an der Seitenlinie steht. Baum, der zu Beginn seiner Amtszeit fast gescheitert wäre, weil er die Mannschaft überforderte, macht längst einen richtig guten Job und hat inzwischen die Aura eines großen Trainers.
Besser gehts immer, auch beim vermeintlichen “Top-Team” des FCA. Das fängt bei den beiden Torhütern an und hört beim Zielspieler im Zentrum auf. Zu viele Balleroberungen werden wieder verschlampt, aus der Spieleröffnung heraus geschieht zu wenig, weil in der Mitte ein wenig die Dynamik und jede Menge Präzision fehlt. Der FCA liegt zu Beginn der laufenden Saison mit acht Punkten im Rahmen der Erwartungen, aber nur wenn die Zielvorgabe “Nichtabstieg” heißt.
Will man tatsächlich mehr, braucht man mindestens einen bundesligatauglichen Keeper und mehr Präzision nach vorne.