FCA: The Dream Goes On
Ersatzgeschwächt kam der FCA in der mit 25.000 Zuschauern ausverkauften WWK-Arena in einem hart umkämpften Europaligaspiel gegen die in Bestbesetzung angetretenen Reds aus Liverpool zu einem hochverdienten 0:0 Unentschieden. Die Weinzierl-Elf verschaffte sich damit eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel an der Anfield Road. Gegen das in der Premier League zu Hause zuletzt oft schwächelnde Team von Jürgen Klopp würde bereits ein Unentschieden mit mindestens einem Tor zur Qualifikation für das Achtelfinale reichen.
Von Udo Legner
Die spektakuläre und stimmgewaltige Rot-Grün-Weiße Choreo im Stadionrund – nur die Haupttribüne und der VIP Bereich waren nicht mit von der Party – warf die Frage auf, ob diesem faszinierendem Vorspiel auf den Rängen angesichts der neu zusammengewürfelten Startformation des FCA entsprechende Höhepunkte auf dem Spielfeld folgen könnten. Gegenüber dem 1:3 gegen den FC Bayern München hatte FCA-Coach Markus Weinzierl sein Team gleich auf sechs Positionen umgestellt. Für Hong und Trochowski (beide Muskelverletzungen) und den in der Europa Liga nicht spielberechtigten Gouweleeuw kompletierten Janker, Stafylidis und Feulner das defensive 4-2-3-1 System. Halil Altintop, Alexander Esswein und Tobias Werner (nach dreimonatiger Verletzungspause) hatten überraschenderweise den Vorzug vor Max, Koo und Caiuby (alle Bank) erhalten.
Angefeuert von den Fans startete der FCA fulminant: Fast hätte ein langer Diagonalpass Raúl Bobadilla noch erreicht, der – gerade mal eine halbe Minute war gespielt – ganz frei vor dem Gäste Goalkeeper Simon Mignolet aufgetaucht war. Keine drei Minuten später profitierte Bobadilla von einer schlampigen Abwehr des Liverpool Verteidigers Mamadou Sakho, doch sein Volleyschuss droppte vom Boden auf das Tornetz.
Nach dieser stürmischen Anfangsphase des FCA gelang es dem ebenfalls in 4-2-3-1 Formation defensiv ausgerichteten FC Liverpool durch geschicktes Stellungsspiel und aggressives Pressing die Augsburger Angriffsbemühungen frühzeitig zu unterbinden. Folglich verlagerte sich das Spielgeschehen mehr und mehr in die neutrale Zone mit beträchtlichem Abstand zu den beiden Strafräumen. So dümpelte das Spiel ohne große Aufreger dahin, von einer ersten recht kläglich vergebenen Chance von Liverpools Stürmer Firminho abgesehen, die einem katastrophalen Rückpass von Christoph Janker geschuldet war. Was sich nach wenigen Minuten schon angedeutet hatte, wurde Mitte der ersten Halbzeit zur Gewissheit. Nach einer unglücklichen Kollision mit einem Liverpooler Defensivspieler an der Außenlinie konnte sich Raul Bobadilla nur noch mehr schlecht als recht über den Platz mühen, bevor er durch Caiuby ersetzt wurde (23. Min.).
Bis zum Halbzeitpfiff des spanischen Unparteiischen prägte Sicherheitsfußball auf beiden Seiten die Partie. Lediglich durch Fernschüsse und Standards kam zuweilen so etwas wie Torgefahr auf, wobei die Defensivreihen beider Teams dabei viel besser aussahen als ihre sogenannten Offensivspieler. In der 45. Minute ganz plötzlich die Chance zum Augsburger Führungstreffer: Nach Ballverlust der Reds in der Vorwärtsbewegung startete Caiuby auf der rechten Außenbahn durch und spielte steil auf Alexander Esswein, der auf Torhüter Mignolet zustürmte. Doch anstatt den mitgelaufenen und frei stehenden Tobi Werner zu bedienen, verschenkte Esswein diese Großchance im Alleingang – sein Linksschuss war leichte Beute für den Liverpool Goalie.
Fazit zur Halbzeit: der FCA war die aktivere Mannschaft und hatte mit dem allzu statischen Angriffsspiel der Reds weit weniger Mühe als erwartet. Beim Umschalt- und Offensivspiel der Augsburger war dagegen noch viel Luft nach oben, nicht zuletzt weil Tobi Werner und Alexander Esswein nur wenig Bindung zu ihren Mitspielern fanden und nur in der Defensivarbeit überzeugten.
Ob Jürgen Klopp seinem Team einen ganz besonderen Pausentee kredenzt hatte? Wie verwandelt kombinierte sich der FC Liverpool nach Wiederanpfiff ein ums andere Mal vor das Tor von Marwin Hitz und kam durch Henderson (50. Min), Coutinho (53. Min.) und Sturridge (54. Min.) fast im Minutentakt zu Torchancen.
Unsicherheiten im Abspiel und fehlende Cleverness in den Zweikämpfen – allen voran der zuweilen indisponierte Markus Feulner – ließen den FCA in dieser Spielphase schlecht aussehen. So mussten die FCA Anhänger bis zur 77. Spielminute bangen und warten, bis sich die Augsburger wieder eine echte Torchance erspielten. Die Flanke von Alexander Esswein erreichte Stafylidis, dessen Schuss aus 14 Metern von Caiuby noch leicht abgefälscht wurde, um dann doch am Liverpooler Tor vorbei zu trudeln.
In den letzten zehn Minuten versuchte Markus Weinzierl mit der Einwechslung von Dong-won Ji für den völlig platten Tobias Werner die Offensive der Augsburger zu verstärken. Fast wäre diese Rechnung aufgegangen: Nach Flanke von Altintop und Kopfballablage von Caiuby kam der Südkoreaner zum Abschluss und knallte den Ball gegen den Außenpfosten! Nach dieser letzten Großchance für den FCA ließen die beiden Abwehrreihen auch in der Nachspielzeit nichts mehr zu. So endete dieser Fight an der schwäbischen Anfield Road unter dem Jubel der Augsburger Fans torlos 0:0.
Bereits am Sonntag (Spielbeginn 17.30 Uhr) geht es für den FCA darum, beim Schlusslicht Hannover 96 zu bestehen und sich das nötige Selbstvertrauen für das Rückspiel in Liverpool zu holen. Erfolge in Hannover und an der Anfield Road – der FCA würde in diesen englischen Wochen wohl endgültig von seiner Winterdepression genesen!
FC Augsburg: Hitz – Verhaegh, Janker, Klavan, Stafylidis – Feulner, Kohr – Esswein, Altintop (87. Koo), Werner (81. Ji) – Bobadilla (23. Caiuby).