FCA spielt Remis: Cui bono?
Von Edgar Mathe
In der 32. Runde der Fußballbundesliga trennten sich der FC Augsburg und der FC Schalke 04 in der ausverkauften Augsburger SGL Arena mit einem 1:1 Unentschieden.
Wem nutzt nun die Punkteteilung nach dem 1:1? Dem FCA, weil er wieder einen der ersten Vier ohne Sieg nach Hause geschickt hat und damit vier Punkte vor dem Relegationsplatz steht, oder den Schalkern, weil sie ihren Vorsprung (bezüglich der direkten Champions League-Qualifikation auf Gladbach) auf zwei Punkte vergrößerten? – Beides is` nix wirklich Brauchbares, oder wie man bei den Knappen sagt: „Hömma, so`n Unentschieden is wie wenn`ste deine eigene Schwester poussierst“. Dabei war zumindest für den FCA der Klassenerhalt frühzeitig möglich.
Glaubt man dem einen Holländer, so ist Schalke 04 kränkelnd angereist. Die Stevens-Truppe kam mit Durchfall. Nicht weniger als fünf Spieler litten noch am Samstag unter Darmgrippe. Trotzdem kam es zu Verstopfungen auf dem Platz insbesondere in der ersten Halbzeit in der Schalker Hälfte und auch im Strafraum gings gelegentlich dick zu. Flüssiges kam erst mal nur vom FCA.
Der Reihe nach: Der FCA beginnt vor 30.660 Zuschauern ohne Davids und Werner, bei den Knappen fehlen Papadopoulos und Draxler, Fuchs ist nach der fünften Gelben Karte gesperrt. Wäre auch wurscht gewesen, ob sie gespielt hätten, denn der erste ernst zu nehmende Angriff in der 6. Minute der Augsburger kann nur auf Kosten einer Ecke von den Königsblauen geklärt werden. Ndjeng führt von rechts aus und Langkamp steht im Fünfer wie bestellt und nicht abgeholt und köpft unbedrängt unter die Latte. Sechsunddreißig Punkte und keiner pfeift das Spiel ab! Jetzt wäre der FCA bereits am 32. Spieltag ein Drinbleiber.
Aber Dreck im Schächtele. Zwar setzt der FCA nach, Unnerstall muss gegen Bellinghausen retten (10. Min.), Oehrl verzieht am Sechzehner (13. Min.), Augsburg macht das Spiel schnell und steht dennoch kompakt. Schalke spielt nur in die Breite. Bellinghausen setzt in der 26. Minute einen Freistoß in die Mauer, kommt in der 30. Minute nochmals gefährlich über links, doch in der 38. Minute ist es soweit. Ausgleich für Schalke! Augsburgs Trainer Luhukay bekommt vor Zorn einen Kropf, nachdem er vorher schon mal wie ein Derwisch aus Konya in der Coaching Zone umherhüpfte, als hätte er es geahnt. Der erste Schalker Torschuss, nach einem langen Ball von Matip weit in die Mitte fast bis zum Sechzehner, Langkamp macht´n Ochs (für Nicht-Lechhauser: Fehler) und Huntelaar ist nicht zu halten und schiebt an Jentzsch vorbei ins Netz. Meine Fresse! Was für ein Pech.
Der FCA drückt auf’s Tempo (Foto: sport-in-augsburg.de)
Aber wie schon in der gesamten Rückrunde, drückt der FCA weiter auf´s Tempo. In der 41. Minute kann Bellinghausen nach einem sauberen Pass aus zwölf Metern den Schalker Torhüter nicht überwinden, eine feine Chance. Offensichtlich ärgert sich Metzelder so über seine Mitspieler und deren Risikobereitschaft, dass er in der 43. Minute Bellinghausen weggrätscht und dafür Gelb kassiert. Noch vor dem Halbzeitpfiff haut Baier an der Seitenauslinie Farfan auf die Stecken und sieht ebenfalls Gelb. So steht es auch hier eins zu eins.
Zweite Halbzeit: Schalke wird besser, ist aber nicht gut genug
Schiedsrichter Dingert gibt das Spiel frei und Escudero ersetzt Metzelder seit der 44. Minute. Der erste Angriff kommt von den Augsburgern, doch Callsen-Brackers Flanke kommt nicht an. Jetzt kommt Schalke. In der 50. Minute knallt Holtby an das Außennetz und Langkamp muss gegen Obasi klären. Jones Flanke in der 60. Minute soll den „Hunter“ erreichen, hoppelt aber ins Leere. Ach ja, Raul ist auch mit dabei, aber sonst nicht auffällig, gut abgeschirmt von den Augsburger Innenverteidigern. In der 62. und 65. Minute haben Ndjeng und Oehrl gute Möglichkeiten einzulochen, aber mal geht der Kopfball (Ndjeng) am kurzen und mal der Schuss (Oehrl) am langen Eck vorbei. Auch Baier haut einen guten Ball am linken Eck vorbei.
Dann wieder S04: Callsen-Bracker säbelt Huntelaar 18 Meter vor dem Augsburger Tor von den Beinen und erhält Gelb. Farfans Freistoß taumelt Jones an den Kopf und Jentzsch kann nur noch pirouettenhaft den Ball unter Kontrolle bringen. Das Spiel bleibt spannend, beide Teams belauern sich im Wissen um das entscheidende nächste Tor. Nach einer Ecke von Bellinghausen köpft Oehrl aus sieben Metern Entfernung über das Tor von Unnerstall. Moravek kommt in der 77. Minute für Baier, um nochmals den Schalkern Zunder zu geben. Das macht im Tausch gegen Gelb Tatoo-Jones auf der Gegenseite mit einem Foul an Hosogai. Gleiches widerfährt Oehrl der mit einem Fallrückzieher aus Sicht von Schiedsrichter Dingert Jones so beschädigt, dass Oehrl dafür das Papierchen sieht. Zwischen der 80. Minute und dem Spielende gibt es noch für Hosogai und den Schalker Matip Gelb, weil es in einem Männerspiel mal so zu geht. Gewechselt wird auch noch, Höger für Farfan (84.), Kapllani für Ndjeng (86.), Bellinghausen für Werner (88.) und Pukki für Raul (90.). Keiner der eingewechselten Spieler macht noch was kaputt, so dass der Schiedsrichter nicht wesentlich nachspielen lassen muss. Etwas ratlos gehen die Zuschauer nach Hause – Mäßigung oder Mäßigkeit in der zweiten Halbzeit gegenüber forsch und faul in der ersten.
Wenn man unbedingt objektiv sein muss, dann war der FCA das bessere Team. Beherzt und mutig von seinem Trainer aufgestellt, vom Manager (der weiß Gott – siehe Seinsch – ein Rettig ist und kein Radiesle) optimal angeheuert und von den Zuschauern maximal angefeuert. Spätestens am übernächsten Samstag wird dies auch der HSV spüren und der FCA trifft nächstes Jahr wieder zweimal auf die Knappen. Und Schalke wird sich nach einem Sieg gegen Hertha und einem Unentschieden in Bremen direkt für die Champions League qualifizieren. Deshalb nutzt das Remis doch beiden.
Tore:
1:0 Langkamp (5.)
1:1 Huntelaar (38.)
Aufstellung FCA:
Jentzsch (Tor); Langkamp, Ostrzolek, Verhaegh, Callsen-Bracker (Verteidigung); Ndjeng (86. Kapllani), Hosogai, Koo, Baier (77. Moravek), Bellinghausen (88. Werner) (Mittelfeld); Oehrl (Sturm)
Aufstellung Schalke 04:
Unnerstall (Tor); Metzelder (44. Escudero), Uchida, Höwedes, Matip (Verteidigung); Holtby, Jones, Farfan (84. Höger), Obasi, Raul (90. Pukki); Huntelaar (Sturm)
Gelbe Karten:
FCA: Baier, Callsen-Bracker, Oehrl, Hosogai
Schalke 04: Metzelder, Jones, Matip
Schiedsrichter: Dingert
Zuschauer: 30.660
Nach der Fusion BCA/Schwaben war für Edgar Mathe der Augsburger Fußball erstmal erledigt. „Der BCA war 1860 in Augsburg, der BCA war mein Verein; mit den saturierten Schwaben konnte ich damals wenig anfangen“; so Mathe auf die Frage, wie er denn zu Schalke gekommen sei. „Mit dem Ende des BCA musste ich wieder auf Brautschau gehen.“ Mathe hat sich in Schalke verknallt, als dort die Kremers-Zwillinge spielten, Stan Libuda und Norbert Nigbur.
Edgar Mathe ist nicht irgend einer, sondern der Finanzierungs- und Projektsteuerungsexperte der Stadt Augsburg. Unter seiner 1990 begonnenen Ägide als Geschäftsführer hat sich die einst beschauliche Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) zu einer der wichtigsten städtischen Töchter entwickelt.