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Donnerstag, 28.11.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA: Nichts ist in Stein gemeißelt

Der FC Augsburg verlor am 14. Spieltag der Fußballbundesliga beim VfB Stuttgart mit 1:2 und steht somit mit 7 Punkten weiterhin am Tabellenende. Das ist nicht mehr als eine Momentaufnahme. Der Abstieg der Augsburger ist noch lange nicht besiegelt.

Von Jochen Mack

Man kann die Sprüche nicht mehr hören vom „wackeren Abstiegskandidaten, der sich für seinen großen Aufwand nicht belohnt“, vom „verflixten zweiten Jahr“ oder von einem „dreckigen Arbeitssieg – Hauptsache die drei Punkte bleiben hier“. Und auch die Komplimente, dass so kein Absteiger spiele, hinterlassen einen schalen Beigeschmack. Doch genau in dieser Kategorie werden die Statements nach dem Spiel in den Katakomben der zugigen Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena gewesen sein. Leider scheint da auch etwas dran zu sein. Die positive Erkenntnis: Die Mannschaft scheint zusammenzuwachsen und schaffte es gegen einen Gegner wie den VfB kontinuierlich Dominanz und Torgefahr auszustrahlen und hatte die Niederlage nicht verdient. So spielt kein Absteiger! Die negative Erkenntnis: Der FCA konnte auch gegen unerwartet schwache Stuttgarter keine Punkte verbuchen und nach dem Sieg von Nürnberg ist der Abstand zum rettenden Ufer weiter gewachsen. Wer nach solchen Spielen mit leeren Händen heimfährt, kann den Abstieg nur schwer vermeiden.

Man musste ein Klatsche befürchten

Zu Beginn des Spiels präsentierte sich den 39.500 Zuschauern ein entschlossener VfB, der die Schmach der Niederlage im Baden-Württemberg-Derby vom letzten Sonntag wettmachen wollte. Angriff um Angriff rollte auf eine nicht gut sortierte Abwehr. Die Verteidiger der Fuggerstädter waren zu weit von ihren Gegenspielern entfernt, so dass auch unnötige Gefahr für das Tor von Mohamed Amsif provoziert wurde. Nach diesem Muster fiel auch das 1:0 für den VfB. Man muss es leider sagen: Gibril Sankhoh verhielt sich zu passiv gegen Vedad Ibisevic und griff nicht entschlossen an. Der bedankte sich mit einer scharfen Hereingabe, die ausgerechnet der frühere Augsburger Ibrahima Traoré zur Führung der Stuttgarter verwertete.

Das Publikum rechnete nun mit einem weiteren Sturmlauf der Württemberger und im tapferen Anhang der bayerischen Schwaben kamen erste Befürchtungen auf, dass man eine Klatsche kassieren könnte. Doch nichts davon geschah. Die Augsburger bekamen das Spiel zunehmend besser in den Griff und konnten Ball und Gegner vom eigenen Tor fernhalten, ohne allerdings selbst Druck auf das Tor von VfB-Keeper Sven Ulreich zu erzeugen.

Koos Visitenkarte für das Tor des Monats

Umso bitterer musste es für den guten Stuttgarter Schlussmann gewesen sein, dass er kurz vor der Halbzeit den Ball aus den eigenen Maschen holen musste: Andreas Ottl bediente Ja-Cheol Koo, der zwei Gegenspieler ins Leere laufen ließ und den Ball aus knapp 30 Metern ins linke obere Eck drosch. Eine Visitenkarte für das „Tor des Monats“ und neue Hoffnung auf Zählbares für den FCA. Nach dem aufgrund der unwirtlichen Bedingungen dringend nötigen Halbzeittee wiederholte sich die Geschichte: Der VfB legte los wie die Feuerwehr und wieder konnten sich die Augsburger nur schwer aus der eigenen Hälfte befreien. Und wieder im Mittelpunkt: Der wie aufgedreht spielende Traoré, der einen Kopfball knapp neben das Gehäuse setzte. In der Folge – auch das eine Kopie der ersten Halbzeit – verlagerte sich das Spiel zunehmend in die Hälfte der Gastgeber; der FCA war bis zum Ende die dominierende Mannschaft. Angetrieben von einem unermüdlichen und klug agierenden Daniel Baier, einem der besten Spieler auf dem Platz, rollte ein Angriff nach dem anderen auf das Tor der Stuttgarter zu. Doch mitten in diese Drangphase fällt wie aus dem Nichts die Führung für den VfB. Traoré zieht einen Freistoß scharf vor das Augsburger Gehäuse. Dort steht wiederum Vedad Ibisevic sträflich frei. Dieser tut, wofür er bezahlt wird und verwandelt die zweite (und letzte) Chance der Stuttgarter in Halbzeit zwei zur Führung. Dass ein Stürmer wie er so unbedrängt zum Abschluss kommt, darf nicht passieren.

Die kämpferische Einstellung des FCA stimmte

Die Elf von Trainer Markus Weinzierl rannte weiter an und erspielte sich einige Chancen. Mölders, Koo und der inzwischen eingewechselte Bancé scheiterten aber an Sven Ulreich. Belebend hatte sich die Einwechslung von Milan Petrzela ausgewirkt, der auf dem linken Flügel für große Unruhe sorgte. Allein auch hier das alte Lied: Wegen mangelnder Präzision, Pech und fehlender Konzentration gelang es nicht, den Ball über die Linie zu bringen und den hochverdienten Ausgleich zu erreichen.Und so fuhren die Augsburger erneut mit leeren Händen zurück.

Vielleicht hat die geisterhafte Episode um Felix Magath und die Perspektive auf Berge von Medizinbällen den Mannen um Daniel Baier ja zusätzliche Motivation gegeben. Wie schon im Spiel gegen Mönchengladbach stimmte die kämpferische Einstellung der Brechtstädter: Die Angriffe wurden noch konsequenter vorgetragen und immer wieder der Abschluss gesucht. Allerdings fehlt noch zu oft die Präzision – vor allem bei Standardsituationen springt zu wenig raus.

Oehrl zu spät ausgewechselt

Tabelle nach dem 14. Spieltag

Tabelle nach dem 14. Spieltag


Der FCA hat in der zweiten Halbzeit auch spielerisch überzeugt. Die Einwechslungen brachten zusätzlichen Schwung in die Angriffsbemühungen der bayerischen Schwaben. Darauf kann aufgebaut werden. Unverständlich war lediglich, dass der schwache Thorsten Oehrl zu spät ausgewechselt wurde. Dagegen harmonierte das Duo Mölders/Bancé weit besser und erzeugte einige gefährliche Situationen vor dem Tor.

So bleibt festzuhalten: Der Abstieg des FCA ist mitnichten in Stein gemeißelt. Allen „Realisten“ sei gesagt, dass der SC Freiburg, der am nächsten Samstag an die Singold reisen wird, die Vorrunde der letzten Saison mit 13 Punkten abgeschlossen hat und noch vor dem FC Augsburg den Nicht-Abstieg perfekt gemacht hat. Die praktisch gleiche Mannschaft hat heute einen Rückstand von einem Punkt auf Rang sechs, der für europäische Wettbewerbe qualifiziert.

Aufstellung FCA: Sankoh, Klavan, Callsen-Bracker, de Jong – Ostrzolek, Koo, Baier, Ottl, Oehrl – S. Mölders

Auswechslungen: Petržela für de Jong (46.); Bancé für Oehrl (56.); Hain für Ottl (82.).

Der Autor: Jochen Mack ist Theologe und Pädagoge und arbeitet freiberuflich als PR-Berater unter anderem für die Grüne Stadtratsfraktion.