FCA: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Liverpool ist vorbei, ist Geschichte und eine Geschichte, die das Verhältnis der Augsburger Spieler und Fans, die in der Anfield Road dabei waren, zu ihrem Verein und ihrer Stadt emotional verstärkt und somit auf eine intensivere Ebene des Bewusstseins gehoben hat. Und dennoch gilt die alte Herberger-Weisheit, dass die Vorbereitung auf das nächste Spiel unmittelbar nach einem beendeten Spiel zu beginnen hat.
Von Siegfried Zagler

Für den heutigen FCA-Gegner Borussia Mönchengladbach (Spielbeginn 15.30 Uhr) gilt natürlich das Gleiche, aber eben im Hier und Heute und nicht für die zweite Klasse der Europäischen Fußballwettbewerbe, sondern für die Champions League, für die sich die Borussia in dieser Saison wieder direkt qualifizieren könnte, würde sie im letzten Drittel der Saison weiter so marschieren, wie man es von den Fohlen kennt, seit André Schubert Cheftrainer in Gladbach ist. Beim FCA-Hinspiel in Gladbach begann das Wunder namens André Schubert: Gladbach torkelte nach fünf Runden desolat und ohne Punkte Richtung Abstieg. Lucien Favre warf hin und nach zwei Trainingseinheiten mit Schubert und zwanzig Minuten Spiel gegen eine fahrige FCA-Abwehr war die Borussia wieder auf Kurs nach Europa: In 17 Spielen holten Schuberts Fohlen 35 Punkte. Kein Gladbach-Trainer hatte jemals einen besseren Schnitt.

Und dennoch deutete der FCA in Liverpool auch an, dass die Mannschaft Potential hat, nicht ausgeschöpftes Potential, um genau zu sein. Das mag daran gelegen haben, dass mit Baier und Bobadilla die wichtigsten Kreativ-Akteure fehlten. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass Janker und Klavan nicht in der Lage waren auch nur einen kontrollierten Pass aus der Abwehrmitte heraus nach vorne zu spielen, was wiederum daran lag, dass sie schnell angelaufen wurden und weder die Augsburger Außenverteidiger noch die Sechser in adäquater Geschwindigkeiten Anspielmöglichkeiten generierten. Ein weitere Augsburger Schwäche: Es fehlte das schnelle Umschaltspiel nach Ballbesitz. Nur Kohr, Caiuby und Koo entwickelten nach Balleroberung den Ball schnell nach vorne, ohne dabei breite Unterstützung zu finden. Caiuby, der mit seiner Kampfkraft, seiner Laufbereitschaft und seinem herausragenden Kopfballspiel der beste Augsburger Spieler in Liverpool war, gab mit seiner Leistung vor, wie man nun in der Bundesliga nach oben kommen kann.
Sollten in den kommenden Spielen gegen Gladbach und Hoffenheim zwei Siege folgen, dann darf man in Augsburg wieder von der Europa League träumen und frei nach einer John Lennon-Zeile sagen, dass aus einem Traum, wenn er nur von vielen geträumt wird, die Wirklichkeit gegossen werden kann.