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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA: Lame Duck Weinzierl könnte man sofort gehen lassen

Warum der FCA keinen Schaden nehmen würde, würde man Markus Weinzierl sofort freistellen

Kommentar von Siegfried Zagler

Die Zeichen stehen auf Abschied, wenn man jenem Journalisten Glauben schenken darf, der mit Mannschaft und Trainer den nächsten und vertrautesten Kontakt pflegt, nämlich Dennis Amedovski. „Markus Weinzierl wird sich nach dieser Saison als FCA-Trainer verabschieden“, so  titelt Amedovski in der aktuellen Sonntagspresse. Dann folgt ein bisschen Konjunktiv-Gezwitscher, doch die Kernaussage gleicht einem Bild.de-Artikel, der bereits im Februar Weinzierls Abschied aus Augsburg ankündigte. Interesse an Weinzierl würden Leipzig, Schalke, Gladbach und Stuttgart zeigen. Weinzierl habe zwar noch einen Vertrag bis 2019, doch die FCA-Verantwortlichen müssten sich auf seinen Abschied gefasst machen.

Damit hätte weder der FCA noch die Augsburger Fangemeinde ein Problem. Markus Weinzierl führt nämlich nach einem internen DAZ-Ranking der überschätzten Trainer das Feld mit großem Vorsprung an. Der Erfolg des FCA in der Bundesliga hat damit zu tun, dass der FCA unter Weinzierl vom Kader her stets vollumfänglich bundesligatauglich war. Im ersten Jahr unter Weinzierl gilt das zwar mit Abstrichen, aber die prekäre Situation, in der sich der FCA in dieser Saison befand, hatte vornehmlich mit der Unerfahrenheit von Weinzierl zu tun, dessen Mannschaft sich damals langsam stabilisierte, als der FCA-Trainer mit dem neuen Manager Stefan Reuter auch in sportlicher Hinsicht gestützt wurde. Was folgte, spiegelte die Möglichkeiten des Kaders angemessen wider. Die große Leistung des Duos Weinzierl/Reuter bestand darin, dass sie schwierige und nicht teamfähige Spieler relativ schnell aussortieren und ein glückliches Händchen für Neuzugänge hatten.

Das galt bis zum Beginn dieser Saison, in der es der FCA bisher kein einziges Mal geschafft hat, ein Spiel von Anfang bis zum Schluss durchzuspielen, ohne dabei phasenweise komplett den Faden zu verlieren. Caiuby ist zwar drauf und dran, sich zu einem starken Bundesligaspieler zu entwickeln, doch die Neuzugänge Max und Stafylidis sind im Verhältnis zu den Abgängen Ostrzolek und Baba auf der linken Seite keine Verstärkung. Auf der rechten Seite des FCA passiert nach vorne immer noch viel zu wenig. Geschuldet ist das FCA-Kapitän Paul Verhaegh, der nach vorne zu verhalten spielt und beinahe jede Angriffsmöglichkeit in Ballsicherung verwandelt. Winterneuzugang Alfred Finnbogason ist in der Mitte eine Alternative, falls Bobadilla ausfällt. Wenn Bobadilla jedoch fit ist und zusammen mit Caiuby spielt, ist für einen Mittelstürmer klassischer Prägung beim FCA kein Platz. Weinzierl hat das bisher nicht erkannt, ließ sogar immer wieder Ji auf der Neun spielen, wo er noch wirkungsloser war, als auf allen anderen Positionen. Zuletzt sorgte Markus Weinzierl mit seinen Einwechslungen selbst in der Fankurve für Geraune. Trotz all dieser Defizite und trotz der Formschwäche von Daniel Baier, der bis zur seiner Verletzung nicht viel riss, sondern eher in der Hauptsache zur großen Konzeptschwäche des FCA beitrug (gemeint ist das Spiel nach vorne), hat der FCA von allen Mannschaften, die derzeit in den Abstiegskampf verstrickt sind, den wohl besten Kader. Aber er hat von allen Mannschaften, die in den  Abstiegskampf verstrickt sind (zusammen mit dem HSV) den schwächsten Trainer. In der Geldtabelle der Bundesliga liegt der FCA wegen des Baba-Transfers und des „Fernsehgeldes“ der vergangenen Saison auf Platz neun, knapp hinter Mainz. In der sportlichen Rückrundentabelle belegt der FCA aktuell den vorletzten Platz. Dass die Augsburger nicht zusammen mit Hannover abgeschlagen das Tabellenende zieren, haben sie einem Zwischenspurt im letzten Hinrunden-Drittel zu verdanken. „Wir wollten zuviel“, erklärte Markus Weinzierl lapidar den dramatisch schlechten Beginn der Hinrunde.

Dass die Augsburger Mannschaft trotz eines gewachsenen und starken Kaders in diesem Jahr in großen Schwierigkeiten steckt, hat sie ihrem Trainer zu verdanken. Die Mannschaft ist oft zu ungenau auf den Gegner eingestellt und verliert deshalb leicht ihre Ordnung. Wenn man mit kühlem Kopf alles zusammenzählt, wäre es klug gewesen, Markus Weinzierl vor der Länderspielpause freizustellen. Dann hätte der neue Trainer Zeit gehabt, die Mannschaft auf den Abstiegskampf einzustellen. Immer wenn die Mannschaft ohne Wettbewerb zu lange unter Weinzierl trainierte, wirkte sie anschließend verunsichert. Am kommenden Samstag müssen die Augsburger nach Mainz, dann folgt  das Auswärtsspiel in Bremen.- Gerade weil der FCA im Spiel gegen Dortmund über weite Strecken eine sehr gute Leistung gezeigt hat, ist damit zu rechnen, dass er gegen die vermeintlich schwächeren Gegner nichts reißt. Es ist nämlich ein klassisches Merkmal des FCA, dass er gegen Gegner, die er auf Augenhöhe (oder darunter) wähnt, nicht die richtige Einstellung findet. Dieser Sachverhalt zeigt an, dass der FCA bereits in der vergangenen Saison ein Trainerproblem hatte.

Wenn also die Verantwortlichen des FCA denken, dass man mit einem Trainer, der sich bereits gedanklich bei Leipzig oder anderswo befindet, eine spielerisch starke Mannschaft am Ende der Saison auf Abstiegskampf umpolen kann, dann denken sie falsch.