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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA: Ist Weinzierl noch der richtige Trainer?

Die 9. Runde der Fußballbundesliga ist gespielt und der FCA steht mit fünf Punkten auf Platz 18. Sollte sich in den kommenden Spielen der FCA auf das zuletzt gezeigte Leistungsniveau einpendeln, muss der Trainer hinterfragt werden.

Kommentar von Siegfried Zagler

Nachdem Stuttgart und Hannover am Sonntag ihre Spiele gewonnen hatten, stürzte der FC Augsburg nach dem 9. Spieltag auf den letzten Tabellenplatz. Die Rote Laterne werden die Augsburger wohl so schnell nicht abgeben: Am Sonntag müssen sie nach Dortmund, anschließend folgen zwei Heimspiele gegen Mainz und Bremen.

In den sozialen Netzwerken wird nach der katastrophalen Leistung gegen Darmstadt ungeniert darüber diskutiert, ob Markus Weinzierl noch der richtige Trainer ist. Die Probleme des FCA haben sich seit Februar eher manifestiert denn verringert. Aus der Länderspielpause sei man mit noch mehr Behäbigkeit und Ideenarmut zurück gekommen, wird gelästert. Außerdem stelle Weinzierl die Mannschaft nicht richtig auf. Baier, Altintop und Werner würden immer spielen, obwohl sie keine Leistung bringen. Die Argumente, die im Netz für Weinzierl angeführt werden, sind meist romantischer Natur. Man müsse dem Trainer, der den FCA in zwei überragenden Spielzeiten geführt habe, einfach vertrauen. Er werde schon wieder den richtigen Dreh finden. So wie zum Beispiel in seiner ersten Trainer-Saison, als der FCA nach der Halbserie mit neun Punkten ebenfalls (zusammen mit Fürth) das Tabellenende zierte, um in der zweiten Halbserie 24 Punkte zu holen. Nach dem 9. Spieltag hatte der FCA damals einen Punkt mehr auf dem Konto als heute.

In der ersten Weinzierl-Saison forderten nicht wenige „Experten“ eine schnelle Entlassung des Niederbayern. Allen voran die DAZ. Was damals die Experten nicht sehen wollten: Weinzierl hatte eine schwierige Mannschaft zu coachen. Man erinnere sich nur an Sankho, Sio, Bance, Musona, doch dann geschah das „Augsburger Wunder“.

Alle Spieler, die das FCA-Gerüst in der Zweiten Liga bildeten, machten, wie von Geisterhand gesteuert, große Schritte nach vorne und entwickelten sich zu formidablen Bundesligaspielern: Baier, Werner, Callsen-Bracker, Verhaegh. Die „Optionsspieler“ Ostrzolek, Vogt, Klavan schlugen voll ein und mit Altintop kam ein Spieler dazu, der den Ball halten und zu verteilen verstand. Und schließlich kam noch ein hüftsteifer Drittligaspieler namens Hahn nach Augsburg, der wie eine Rakete durchstartete und um ein Haar in den WM-Kader der Nationalmannschaft berufen worden wäre.

Fertig war die Erstliga-Laube, die auch überraschenderweise dann noch hielt, als die jungen Himmelsstürmer Ostrzolek, Vogt und Hahn dem Lockruf des Geldes folgten. Bis auf die Mittelstürmerposition hatte der FCA plötzlich personell eine richtig gute Bundesligamannschaft vorzuweisen, obwohl man stets darauf hinwies, dass man in der Geldtabelle ganz hinten stehe. Aus der dauerhaften Diskrepanz der geringen finanziellen Mittel und den sportlichen Erfolgen, sollte sich der hervorragende Ruf von FCA-Trainer Markus Weinzierl entwickeln.

Das ist nun vorbei. Die Diskrepanz zwischen Geldtabelle und sportlichem Erfolg existiert zwar immer noch, doch unter umgekehrten Vorzeichen: Aufgrund der Baba-Millionen und der erhöhten Fernsehgelder sollte der FCA etatmäßig auf einem hinteren Mittelfeldplatz liegen, während man sportlich vor einem Abgrund steht. Das Leistungsträger-Korsett, das den FCA durch drei beziehungsweise zwei Bundesligaspielzeiten rackerte, ist abgeschlafft. Baier, Werner, Callsen-Bracker und Verhagh sind längst nicht mehr in der Form vergangener Tage und Altintop ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Koo und Ji sind romantische Verpflichtungen, die ebenfalls nicht an ihre Leistungsträgerrolle anknüpfen können, die sie hatten, als sie noch Leihspieler beim FCA waren. Man muss also nicht hadern, dass es die Neuverpflichtungen nicht bringen. Die Sorgen sind größer.

Für die Leistungsträger vergangener Tage gibt es weit und breit keine Alternativen. Die sportliche Leitung hat sich von den Erfolgen der vergangenen beiden Spielzeiten blenden lassen und vergessen, die Mannschaft auf den Schlüsselpositionen zu verjüngen, beziehungsweise zu erneuern. Es war falsch, Altintop zu verlängern und es war falsch, Markus Weinzierl bis 2019 mit einem Langzeitvertrag auszustatten. Stefan Reuter und der neue Präsident Klaus Hoffmann haben diese Situation zu verantworten. Sie müssen nun zusehen, dass es für diese Saison einen Plan B gibt.

Spielt die Mannschaft weiterhin so schwach, wird Markus Weinzierl kaum zu halten sein. Woran es beim FCA krankt, erkennt ein jedes Kind. Dass es Weinzierl seit Monaten nicht gelingt, die Schwächen abzustellen, ist alarmierend. Die Trainerfrage wird ernsthaft zu stellen sein, wenn sich in den kommenden drei Spielen keine Wende abzeichnet.