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Freitag, 19.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA in München: „Nicht denken, schießen!“

Am heutigen Samstag trifft der FC Augsburg in München auf den FC Bayern (15.30 Uhr). Es handelt sich um die vierte Runde der Fußballbundesliga. Es besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass für den FCA zu diesem Zeitpunkt der Saison in München nichts zu holen ist.



Von Siegfried Zagler


Auch wenn einiges für einen FCA spricht, wie zum Beispiel die Angstgegner-Theorie, schließlich gewann der FCA zuletzt in München, muss man einräumen, dass für den FCA derzeit  im Derby gegen die Rothosen nichts zu holen ist. Zählte man den Heimsieg in der Vor-Vor-Saison noch dazu, war bisher in der Ära Guardiola der FCA der einzige Bundesligaklub, der gegen die Bayern zwei Mal gewinnen konnte. In beiden Partien standen die Münchner in der Champions League allerdings unter Druck und waren mental wie körperlich nicht zu einhundert Prozent bei der Sache. Das wird dieses Mal nicht der Fall sein. Die Zeiten als die Bayern in den siebziger Jahren sich Angstgegner leisteten, wie Duisburg oder Kaiserslautern, sind ebenfalls vorbei.

Die Münchner legten einen gelungenen Start hin und schossen in den ersten drei Partien zehn Tore und kassierten nur einen Gegentreffer. Sie befinden sich in einer berauschenden Frühform, während der FCA zuletzt in allen Partien gegen eher schwächere Sturmreihen in der Abwehr fehleranfällig war und im Sturm selten etwas zustande brachte. Douglas Costa, Thomas Müller, Mario Götze und Lewandowski bilden derzeit eine Angriffsreihe, der in Europa nur der FC Barcelona das Wasser reichen kann.

Dagegen wirkt der Sturm der Augsburger wie ein Knabenchor als Vorband auf einem Heavy-Metal-Konzert. Im Mittelfeld leidet der FCA bereits seit längerer Zeit an einem gravierenden Kreativitätsproblem, was damit zu tun hat, dass die sogenannten Kreativ-Spieler nicht in Form sind. Unter den formschwachen Spielern ragt Altintop hervor, der zusammen mit Werner und Bobadilla im letzten Heimspiel gegen Ingolstadt kaum Zugriff auf das Spiel hatte. Auch wenn die Formkurve bei Daniel Baier nach oben zeigt und Jan Moravek vor seinem Comeback steht, hängt beim FCA zumindest bis zur Winterpause alles an an dem 5-Millionen-Neuzugang Koo. Könnte der Koreaner an seine Form anknüpfen, die er hatte, als er seine erste Saison beim FCA absolvierte, und würde Morevek in Normalform den Rest der Saison durchspielen können und Baier wieder am Spielaufbau teilnehmen, dann müsste man sich in Sachen Kreativität keine Sorgen machen. Natürlich könnte auch Trochowski die schablonenhafte Augsburger Angriffsbemühungen in einen Strauß voller Ideen verwandeln, wäre er nur fit. – Das ist deutlich ein Zuviel des Konjunktivs, zumal der FCA in den kommenden drei Wochen die Weichen für den Rest der Saison stellen muss.

Man muss kein Schwarzseher sein, um zur Einsicht zu kommen, dass in den kommenden sieben Partien der englischen Wochen für den FCA wenig zu holen ist. Trotzdem bleibt das Prinzip Hoffnung, dass die Augsburger in München nicht abschmieren. Auswärts war der FCA nämlich in den letzten drei Partien wesentlich besser als zu Hause. Und war es nicht immer so, dass der FCA nach einer schlechten Partie gegen einen vermeintlich schwächeren Gegnern, gegen einen vermeintlich stärkeren Gegner auftrumpfte?

7.000 bis 8.000 Augsburger werden den FCA nach München begleiten. „Die Leute gehen zum Fußball, weil man nie weiß, wie es ausgeht“, so Sepp Herberger. Das gilt auch für dieses Spiel, das der FCA nur dann siegreich gestalten kann, wenn er Tore schießt. Zuletzt hatte man das Gefühl, dass die Spieler des FCA erschrecken, wenn sie im gegnerischen Strafraum an den Ball kommen. Falls dies heute in München passieren sollte, soll dieser Stelle der Rat erlaubt sein, den einst die Clubfans ihren Spielern zuriefen, die eine Großchance nach der anderen versemmelten: „Nicht denken, schießen!“