FCA: Heißt das Problem Markus Weinzierl?
Der FCA spielt seit vielen Spielen so eingeschliffen denselben Stiefel, als wäre diese Spielweise trainiert worden.
Kommentar von Siegfried Zagler
Dass ein Fußballtrainer mit der Aussage, „die Mannschaft hat gezeigt, dass sie es kapiert hat“, nicht die Mannschaft, sondern sich selbst ins Zwielicht stellt, muss nicht besonders hervorgehoben werden. Nach dieser wohl unbewussten Selbstmontage des FCA-Trainers kurz nach dem Alkmaar-Spiel (zu diesem Zeitpunkt waren bereits 17 Spiele gespielt), sollte ein Trainer sich zusammen mit dem Management langsam zu der Erkenntnis durchringen, dass er ein Teil des Problems ist – und somit die Kiste eher tiefer in den Dreck fährt als sie aus dem Schlammassel herauszuziehen. Gegen Mainz, Alkmaar und Bremen zeigte der FCA – wie bisher in allen Pflichtspielen der neuen Saison – nicht nur individuelle Schwächen in allen Mannschaftsteilen, er zeigte auch taktische Defizite.
Gegen Bremen verschwand Dong-Won Ji in der Versenkung, weil die beiden Außen Bobadilla und Caiuby überall zu finden waren, also auch in der Spitze. Falls das so vorgesehen war, dann darf das nicht dazu führen, dass ein Zentrumsstürmer von zwei Einzelkämpfern der eigenen Mannschaft aus dem Spiel genommen wird. Caiuby und Bobadilla verhalten sich taktisch zuweilen wie Kreisklasse-Spieler, weil sie zu oft die schwierigste Lösung suchen, nämlich das Solo durch die Mitte. Die beiden spielen zurecht, weil sie in Form sind, aber wozu braucht es dann Ji als Stoßstürmer? Mit Bobadilla und Caiuby als Sturmduo und dahinter zwei Viererreihen wäre möglicherweise eine taktische Umstellung, die zünden könnte. Doch was traut man einem Trainer noch zu, der Fehlentwicklungen zulässt, die sich dergestalt eingeschliffen haben, dass man glauben könnte, sie seien so trainiert worden? Bobadilla mit dem Rücken zum gegnerischen Tor im Halbfeld anspielen und darauf hoffen, dass er sich durchtankt, ist kein Offensivkonzept!
Die Außenbahnen des FCA sind sträflich vernachlässigt, was nicht nur damit zu tun hat, dass Caiuby und Bobadilla ihre Positionen nicht halten, sondern auch damit, dass die Offensivaktivitäten der beiden Augsburger Außenverteidiger nicht auf die Grundline abzielen. Beide brechen viel zu früh ab und ziehen leicht zu verteidigende Flanken aus dem Halbfeld in die Mitte – oder spielen Sicherheitsbälle.
Ein Aufbauspiel des FCA existiert nur fragmentarisch. Das Sichern des Balles in der eigenen Hälfte führt beim FCA zu einem sinnfreien Ballgeschiebe, das sein unkontrolliertes Ende mit einem langen Ball nach vorne findet. Die beiden Sechser, Koo und Baier, die sich gegen Bremen nicht versteckt haben, sondern sich immer wieder in den Gassen anboten, bekamen kaum Bälle durchgesteckt. Weder Klavan noch Callsen-Bracker trauen sich in dieser Saison kontrollierte Bälle zu, die das Spiel schnell eröffnen. Jan Moravek hat bei seinem Comeback mit wenigen Federstrichen im Spiel nach vorne gezeigt, wie schmerzlich er vermisst wurde. Das Kreativitätsproblem des FCA lässt sich mit Händen greifen, und dennoch sitzt ein kreativer Spieler wie Trochowski meist auf der Bank.
Wenn Wille zu Eifer verkommt und jeder Spieler den Ball einen Tick zu lange hält, dann zerfällt eine Mannschaft schlimmstenfalls in zwölf Einzelteile, wenn man das Publikum als 12. Mann sehen will. Diese Defizite sind aber nicht über Nacht zum FCA gekommen, wie eine vorübergehende Virus-Grippe, sondern sind Langzeitsymptome, deren Ursachen im Kopf liegen. Und der Kopf einer Mannschaft heißt im Fußball „Cheftrainer“.