FCA gegen Mainz: Ein Sieg ist unwahrscheinlich
Wenn man in der ersten Fußballbundesliga nicht zu den ersten fünf Top-Vereinen zählt, muss man immer mit dem Schlimmsten rechnen. Zu Beginn der aktuellen Saison stehen neun von 18 Mannschaften unter dringendem Verdacht, zu den Abstiegskandidaten zu gehören. Neben den üblichen Verdächtigen sind dieses Jahr mit Bremen und Hamburg wieder zwei Dinos dabei. Zu den Hauptverdächtigen gehört wie immer der FCA.
Von Siegfried Zagler
Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Augsburger haben kurz vor Ablauf der Transferperiode mit Martin Hinteregger einen Innenverteidiger verpflichtet, der Ragnar Klavan nicht hinreichend ersetzen kann. Mit Klavan, der zum FC Liverpool abgewandert ist, verließ einer der besten Innenverteidiger der Liga den FCA. Und die Augsburger haben mit Alfred Finnbogason einen Mittelstürmer in ihren Reihen, der zu ungelenk agiert und wohl die Serie der unglücklichen Augsburger Zentrumsstürmer fortsetzen wird: Mölders, Bance, Ji, Parker, Matavz. Der letzte torgefährliche FCA-Stürmer hieß Michael Thurk. „Damals in der Zweiten Liga“, wie man in einem nostalgischen Ton hinzufügen sollte. Apropos Zweite Liga: Viele Bundesliga-Urgesteine sind dort in den letzten Jahren gestrandet und nur Berlin, Frankfurt und Köln konnten den Abstieg aus der deutschen Eliteliga mit dem direkten Wiederaufstieg als einen saisonalen Lapsus markieren.
Karlsruhe, Kaiserslautern, Nürnberg, Düsseldorf und nun Stuttgart und Hannover waren (und sind) Vereine, die zur ersten Liga gehörten, wie Kuchen zum Kaffee. Sie sind ersetzt worden durch Vereine wie Hoffenheim, Ingolstadt, Darmstadt, Leipzig, Freiburg oder eben Augsburg, die im Gegensatz zu den erstgenannten Vereinen entweder ein finanzstarkes Mäzenatentum oder (und) ein kluges Management vorzuweisen haben.
Der FSV Mainz 05 gehört auf seltsame Weise (zusammen mit Darmstadt und Ingolstadt) nicht zu den Neuankömmlingen, die sich mit “Fremdgeld” in die Liga gekauft haben. Die Mainzer haben sich nach ihrem Wiederaufstieg 2009 im Lauf der Jahre Schritt für Schritt zu einem funktionalen Bestandteil der Bundesliga etabliert, auf “klassische Weise”, so dass sie, obwohl nicht zu den Top-Five gehörend, längst nicht mehr von den Experten genannt werden, wenn es darum geht, die Abstiegsaspiranten zu nominieren.
“Klassische Weise” bedeutet zum Beispiel, dass wirtschaftliche Verantwortung und Führung des Vereins in der Hand von Personen liegen, die aus der Region kommen, bedeutet gute Jugendarbeit und solides Trainerhandwerk: Nach Thomas Tuchel haben die Mainzer mit Martin Schmidt einen Trainer verpflichtet, der in den zurückliegenden Spielen gegen den FCA seine Mannschaft stets taktisch richtig einstellte. 13 von 15 möglichen Punkten holten die 05er gegen die Augsburger aus den letzten fünf Paarungen, was zuweilen daran lag, dass Martin Schmidt die Stärken und Schwächen des FCA besser zu kennen schien, als dessen Ex-Trainer Markus Weinzierl.
Die Mainzer sind zwar mit zwei Remisen schlechter in die Saison gestartet als die Augsburger, wollen aber am 3. Spieltag in Augsburg die unglückliche Miniserie beenden, die unter der Woche im ersten Spiel der Europa League nicht abriss, als die 05er kurz vor Schluss gegen St. Etienne den Ausgleich hinnehmen mussten. “Negative Gedanken brauchen wir jetzt gar nicht. Wir sind Mainz, wir sind optimistisch – und wir sind gerüstet”, so Mainz Sportdirektor Schröder mit Blick auf das Gastspiel in Augsburg.
Obwohl der zuletzt formstarke Caiuby fehlen wird, legt auch der FCA gegen Mainz einen gewissen Optimismus an den Tag und hofft darauf, endlich seine Heimschwäche zu den Akten legen zu können. “Wir müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren”, so FCA Kapitän Paul Verhaegh. – „Welche Stärken?“, hätte man nachfragen können. Im Heimspiel gegen Wolfsburg agierte der FCA nach vorne harmlos und zeigte sich in der Verteidigung fehleranfällig. Nach vorne ging vom FCA weder im Heimspiel gegen Wolfsburg noch im Auswärtsspiel gegen Bremen Gefahr aus: Bobadilla und Caiuby machten das Spiel mit ihrem Eigensinn schnell zu eng und von beiden Außenverteidigern kam zu wenig Dampf über die Außenbahnen. Augsburgs Mittelstürmer Finnbogason verstolperte die wenigen Bälle, die er bekam und vergab die einzige Chance, die er hatte, eher kläglich. Die Negativserie im eigenen Stadion setzte sich für den FCA beim bescheidenden 0:2-Kick gegen keinesfalls überzeugende Wolfsburger fort. In der Saison 2015/16 gewann Augsburg lediglich drei von 17 Heimspielen. Wie man am Sonntag, den 18. September, in der WWK Arena (15.30 Uhr) ausgerechnet gegen Mainz zu Hause gewinnen soll, ist im Vorfeld der Partie nicht zu erkennen. Augsburg ist für Mainz ein gutes Plaster. Nur eine Partie der letzten acht wurde gegen den FCA verloren.
“Wir müssen die Fehler minimieren und im Umschaltspiel zum Erfolg zu kommen”, so FCA-Trainer Dirk Schuster. Nach dem 2:1-Erfolg bei Werder Bremen am vergangenen Samstag steht der FCA zwar nicht so an der Wand wie in der vergangenen Saison, als die Brechtstädter mit einem Punkt aus vier Partien starteten. Mit drei Punkten von sechs möglichen steht der FCA zwar nach dem zweiten Spieltag so gut da wie noch nie seit er im Oberhaus spielt, doch mit Leverkusen, Leipzig und Schalke warten in den kommenden Wochen schwere Gegner auf die Augsburger, deren Kaderqualität im Vergleich zur vergangenen Saison nicht zugenommen hat. Gegen die “Wundertüte Mainz” (Dirk Schuster) ist in der WWK Arena jedes Ergebnis vorstellbar. Auch ein Sieg des FCA ist möglich, wenn auch unwahrscheinlich.
Die voraussichtliche Aufstellung des FCA:
Hitz – Verhaegh, Gouweleeuw, Hinteregger, Stafylidis – Kohr, Baier – Bobadilla, Koo, Usami – Finnbogason.