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Dienstag, 14.01.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

FCA gegen Bayern: Die Stunde der Experten

Am kommenden Samstag (15.30 Uhr) tritt der FC Augsburg in einer vermutlich ausverkauften Allianz Arena gegen die derzeit beste Vereinsmannschaft der Welt an. Alles andere als eine Niederlage für den FCA wäre eine Sensation. Genau davon aber träumt man in Augsburg.

Gegen den FC Bayern München konnte der FCA seit seiner Neugründung in einem Pflichtspiel noch nie gewinnen. Wahrscheinlich wird das auch am Samstag um 17.15 Uhr so sein. In der Aussichtslosigkeit schlägt die Stunde der Experten. Was muss Markus Weinzierl tun, um das Unmögliche möglich zu machen? Die Experten sagen, kämpfen. Die Experten sagen, mutig nach vorne spielen. Aber reicht das? Und hat dies der FCA nicht auch gegen die anderen Großen (Dortmund, Schalke und Leverkusen) versucht, dabei viel Anerkennung gewonnen und immer die drei Punkte verloren? Die Mannschaft spielt immer an ihrer Leistungsgrenze und sie spielt immer mutig. Etwas müsste also hinzu kommen, das der FCA gelegentlich vermissen ließ: klug spielen.

Wenn der Gegner nicht mitspielt, haben die Bayern Probleme



Seit einigen Wochen machen die Bayern den Eindruck, als hätten sie Probleme mit der Motivation. Gegen die großen Mannschaften spielen sie überragend, gegen wesentlich schwächere Mannschaften aus der Bundesliga haben sie Probleme. Auch gegen Pilsen hatten sie Probleme. Und immer gewannen sie, wenn Guardiola eine taktische Änderung zu einer Spielweise vornahm, die er eigentlich nicht sehen will. Die taktische Änderung hat einen Namen: Mario Mandzukic, ein klassischer Neuner wie einst Gomez, nur dass Mandzukic wesentlich variabler spielt.

Allerdings ist das nur der spektakuläre Teil der taktischen Änderung. Weniger spektakulär sind die Veränderungen, die Guardiola während des Spiels im Mittelfeld und sogar in der Innenverteidigung vornimmt. Thomas Tuchel hat das nach dem Spiel gegen Bayern so beschrieben: Sobald man glaube, Lösungen für die Taktik der Bayern gefunden zu haben, sähe man sich plötzlich durch taktische Änderungen mit ganz neuen Problemen konfrontiert. Klug spielen heißt also, hellwach sein, auch in der Coaching-Zone.

Die erste Frage wird sein: Mit welcher Aufstellung und das heißt, mit welchem taktischen Konzept kann die Mannschaft das Spiel beginnen. In den letzten Begegnungen gegen Mainz, Hoffenheim, Leverkusen und Hertha zeigte sich, dass die Bayern Probleme bekommen, wenn der Gegner nicht mitspielt, wenn also erst ab der Mittellinie der Raum so verdichtet wird, dass das gefürchtete schnelle Kurzpassspiel der Bayern mit dem finalen Pass in die Tiefe nicht zur Entfaltung kommt. Gisdol beispielsweise verzichtete vollständig auf das Pressing der Innenverteidiger von Bayern. Und die wirkten ob ihrer Freiheiten sehr ratlos, rückten oft hoch auf und waren dadurch anfällig für schnelle Konter. Lähmend auch für das Bayernspiel, wenn die Flügel gut abgedeckt sind und das Spiel durch die Mitte mit einem vertikalen Pass (auf den schnellen Müller zum Beispiel) durch einen zusätzlich Sechser, der gelegentlich auch als Innenverteidiger einspringt, unmöglich gemacht wird.

Ohne Mölders und ohne Altintop

Umgekehrt provoziert so eine Formation Fehlpässe und Ballverluste des Gegners im Mittelfeld. Wichtig sind also Spieler im Mittelfeld, die einerseits stark sind im Kampf gegen den Ball, die dennoch rasch umschalten und den langen Ball spielen können. Der FCA hat mit Baier, Moravek, Vogt und Callsen-Bracker solche Spieler. Damit der lange Ball nicht im Nirgendwo landet, braucht es vorne einen Spieler, der läuferisch stark genug ist, diesen Ball zu verwerten. Seit einiger Zeit bietet sich André Hahn für diese Position an. Zudem ist er kopfballstark und hat sich auch technisch enorm entwickelt. Eigentlich die ideale Spitze für ein starkes Konterspiel. Auf dem rechten Flügel, wo er sich gegen Alaba aufarbeiten müsste (oder gegen Contento) wäre er in dieser Begegnung fast verschenkt. Diese Aufgabe könnte Ronny Philp übernehmen (der vor einem Jahr gegen Bayern gezeigt hat, dass er es kann). Und im dritten Schritt braucht es dann Spieler, die sprintstark genug sind, um rasch nachzurücken und sich als zusätzliche Anspielstation anbieten zu können. Tobias Werner ist so ein Spieler, ebenso Ronny Philp, der gleichzeitig die gefährliche linke Bayern-Seite dicht machen könnte, aber auch ein Kevin Vogt, der in den Foren von den „Experten“ völlig zu Unrecht niedergemacht wird. Altintop und Mölders haben beispielsweise diese Qualitäten nicht, der eine ist läuferisch, der andere technisch zu schwach.

Aussichtslose Begegnungen haben den Vorteil, dass man sich ausprobieren kann. Gegen Leverkusen agierte Markus Weinzierl ohne Mölders. Und das hat überraschend gut funktioniert. Ähnlich könnte er an das Spiel gegen Bayern herangehen. Auch wenn man verliert, man lernt seine Mannschaft kennen und welche taktischen Varianten mit ihr möglich sind. Sollte Weinzierl jedoch gewinnen, wird er in die Annalen eingehen wie ein Kurt Haseneder. Der hat vor fast fünfzig Jahren mit vier Toren für Schwaben Augsburg den FC Bayern (u.a. mit Franz Beckenbauer und Sepp Meier) aus dem Süddeutschen Pokal (der Vorrunde damals zum DFB-Pokal) geworfen. Das Spiel endete 7:4 für den TSV Schwaben Augsburg. Es war der letzte Sieg einer Augsburger Mannschaft gegen den FC Bayern München in einem Pflichtspiel.