DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA führt Köln vor

In einem sehr einseitig geführten Spiel besiegte der FC Augsburg den 1.FC Köln in der 28. Runde der Fußballbundesliga vor ausverkauftem Haus mit 2:1. Der FCA war den Kölnern in allen Belangen überlegen und muss sich deshalb die charmante Kritik gefallen lassen, dass er es versäumt hat, seine Überlegenheit in ein adäquates Ergebnis umzumünzen.

Von Siegfried Zagler

Nach dieser Partie dürfte die Zeit von Trainer Stale Solbakken in Köln abgelaufen sein. Spätestens am Montag sollte man aus Köln die Nachricht vernehmen, dass Solbakken entlassen ist. Alles andere wäre angesichts der erbärmlichen Leistung der Kölner in Augsburg eine Sensation. Köln spielte ohne Leidenschaft, ließ jedweden Siegeswillen vermissen und spiegelte somit das entgegengesetzte Bild der Augsburger wider. Der FCA hat aus den letzten 10 Partien 15 Punkte geholt und in der gesamten Rückrunde nur zweimal (in Freiburg und Leverkusen) verloren und ist zu Hause vor seinem frenetischen Publikum eine Macht geworden. Ungeachtet dessen war der leidenschaftslose Auftritt der Kölner Mannschaft skandalös und bestenfalls als „Vortrag gegen den Trainer“ zu verstehen.  „Der FCA war über 90 Minuten besser. Er hat die Zweikämpfe gewonnen, war schneller im Kopf und hatte die besseren Torchancen. Ich habe bei meiner Mannschaft nicht gesehen, dass sie auch in der nächsten Saison in der ersten Liga spielen möchte“, so Kölns Trainer Solbakken, der mit diesem Statement den Abgesang auf sein Traineramt in Köln selbst angestimmt haben dürfte. 11:1 Ecken, 16:3 Torschüsse für den FCA sprechen eine deutliche Sprache, doch beginnen wir von vorne:

Köln fand in keiner Phase der Partie statt

Als Ja-Cheol Koo in der 19. Minute den Führungstreffer für die Gastgeber erzielte, konnte man davon ausgehen, dass die Kölner auseinander fallen würden, denn ohne dass die Rheinländer einen entlastenden Spielzug Richtung FCA-Strafraum vortragen konnten, drückten die Augsburger eine Angriffswelle nach der anderen in Richtung Michael Rensings Kasten. Köln fand in keiner Phase der Partie statt. Daniel Baier (8.) und Axel Bellinghausen (10.) zwangen Rensing zu Glanzparaden. Ohne die Kölner zur Entlastung kommen zu lassen, drückte der FCA mächtig auf das Tempo und wurde dafür eben in der 19.Minute belohnt: Axel Bellinghausen, der eine überragende Leistung ablieferte, spielte Koo frei, der den Ball mit einem knallharten Schuss aus 19 Metern ins kurze Ecke ballerte. Nach dem Führungstreffer schienen die Kölner schwer angeschlagen, doch das 2:0 fiel nicht. Nach dreißig Minuten und einer Reihe optional im Spielverlauf angelegter Tormöglichkeiten für den FCA  strich ein Kopfball von Sebastian Langkamp knapp übers Kölner Tor.

Sankoh wieder vom Leichtsinn geküsst

Augsburgs bester Stürmer beim Flugkopfball: Sascha Mölders (Foto: sport-in-augsburg.de)

Augsburgs bester Stürmer beim Flugkopfball: Sascha Mölders (Foto: sport-in-augsburg.de)


Danach verlor der FCA ein wenig die Sicherheit nach vorne und Gibril Sankoh, der in der Defensive überzeugte, zeigte sich zweimal im Spielaufbau durch die Mitte von seinem treuen Begleiter namens Leichtsinn geküsst. Die spielerische Dominanz der Augsburger im Mittelfeld ließ in dieser Phase der Partie ein wenig nach. Dennoch überragend: Hosogai, Baier, Bellinghausen sowie der stets anspielbare Koo, die überall zu finden waren und auch intensiv das Flügelspiel entwickelten. Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit fiel in der ersten Kölner Strafraumszene (!) Lukas Podolski wie vom Blitz getroffen und bekam, was er wollte: einen Strafstoß, den „Schlitzohr Poldi“ selbst sicher verwandelte (42.). Wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff kombinierte sich der FCA unbeeindruckt von dem Kölner Ausgleichstreffer in den gegnerischen Strafraum, Daniel Baiers Schussversuch wurde von von Sereno geblockt und der nicht immer sicher wirkende Schiedsrichter Tobias Welz gab erneut Strafstoß. Nando Rafael verwandelte ebenfalls sicher. Ein hoch verdientes 2:1 für den FCA zur Halbzeit.

Luhukay hat das Experiment Hain beendet

Der FCA beherrschte die Kölner auch in der zweiten Hälfe problemlos. Ein Weitschuss von Podolski, den Simon Jentzsch sicher parieren konnte; viel mehr hatte der FC in Halbzeit zwei nicht zu bieten, während der FCA  stets dem 3:1 um Lichtjahre näher war als die Kölner dem Ausgleich: Marcel Ndjeng ballerte freistehend übers Tor (63.), Sascha Mölders scheiterte zwei Mal in aussichtsreicher Position an Rensing( 80./84.). Auch Jan-Ingwer Callsen-Bracker (87.) sowie Axel Bellinghaussen in der Nachspielzeit vergaben hochwertige und fein heraus gespielte Torchancen. Wie bereits festgehalten, war aus Augsburger Sicht das Manko dieser Partie die geringe Trefferausbeute. Das Augsburger Publikum steht wie eine Wand hinter dem FCA und hat die SGL Arena in eine Festung verwandelt. FCA Trainer Luhukay hat auf seiner Suche nach „dem verlorenen Stoßstürmer“ das misslungene „Experiment Hain“ beendete und von Beginn an Nando Rafael gebracht. Rafaels erster Einsatz nach einer gefühlten Ewigkeit ist als „durchwachsen“ zu bezeichnen. Warum Jos Luhukay mit Sascha Mölders Augsburgs besten Stürmer als Einwechselspieler auf der Bank schmoren lässt, erschließt sich nicht durch die gezeigte Leistungen der für Mölders aufgebotenen Spitzen. Mölders Zurückstellung trägt ähnlich rätselhafte Züge wie die monatelange Verbannung von Gibril Sankoh, der zu den besten Innenverteidigern der Liga gehört. Am kommenden Samstag (15.30) muss sich der FCA bei den Bayern behaupten.

FCA: S. Jentzsch; – P. Verhaegh; S. Langkamp; M. Ostrzolek; G. Sankoh; – H. Hosogai; A. Bellinghausen; D. Baier; M. Ndjeng; – N. Rafael; J. Koo.

Eingewechselt: J. De Roeck (85.); J. Callsen-Bracker (78.); S. Mölders (72.).

Ausgewechselt: D. Baier (85.); M. Ndjeng (78.); N. Rafael (72.).

Auswechselbank:
M. Amsif (TW); T. Werner; L. Davids; S. Hain.

Tore:

1:0 Ja-Cheol Koo (19.).

1:1 Lukas Podolski (42.) Elfmeter.

2:1 Nando Rafael (45.) Elfmeter.