FCA: Es war kein dreckiger Sieg
Warum der FCA Anlass zur Hoffnung gibt
Kommentar und Noten von Siegfried Zagler
Ein Torhüter, der unbemerkt den Elfmeterpunkt bearbeitet, so dass der Schütze den Ball nicht direkt auf den Punkt legen konnte, das Siegtor mithilfe eines Freistoßes, der keiner war, ein Spieler, der den Ball ins Aus tritt und dies abstreitet. Ein trickreich abgewehrter Elfmeter und drei Gelbe Karten, ungenaue Schiedsrichterentscheidungen sowie nicht regelkonforme und leidenschaftliche Zweikämpfe und schließlich ein 1:0 Endergebnis. Aus diesen Zutaten entsteht nicht selten die Rezeptur eines Begriffes, den es nur in Deutschland gibt: „dreckiger Sieg“.
Für den FCA-Sieg in Köln trifft das nicht im Geringsten zu, obwohl sich in der zweiten Halbzeit Vorfälle ereigneten, die in ihrer Summe die Vorstellung eines „dreckigen Siegs“ hervorrufen. Doch dafür war die Partie viel zu ausgeglichen und seitens des FCA auch in der fußballerischen Darbietung zu feinfühlig. Wenn man es genau nimmt, hätte allein Bobadilla in der ersten Halbzeit vier Tore machen müssen. Dass Bobadilla viel zu oft Großchancen versiebt, verzeiht man dem Argentinier deshalb so leicht, weil er sie meistens auf großartige Weise selbst generiert. Und man verzeiht es im auch gern, weil er derzeit der einzige FCA-Stürmer ist, von dem Torgefahr ausgeht.
Der FCA hat in der Bundesliga eine kleine Serie hingelegt, weil es ihm gelungen ist, seine Spielweise umzustellen. Im Spiel gegen den Ball werden die ballführenden Spieler wesentlich intensiver und geschickter angelaufen und die Räume dahinter klüger zugestellt, weshalb die Augsburger Spieler auch näher bei ihren Gegenspieler stehen und somit besser in die Zweikämpfe kommen. Im Spiel nach vorne machen endlich die Außen Dampf. Das galt gegen Köln in erster Linie für Max, der in dieser Partie seine bisher beste Leistung in der Bundesliga zeigte. Auch wenn im Mittelfeld zuweilen die Bälle von Baier, Koo und Caiuby immer noch einen Tick zu lange gehalten werden, ist festzuhalten, dass der FCA sich über schnelle Kombinationen aus dem Mittelfeld heraus in Köln die Räume schuf, die nötig sind, um mit Tempo in den gegnerischen Strafraum zu kommen.
Der Gesamteindruck, den die Augsburger Mannschaft in den Spielen gegen Stuttgart, Wolfsburg und Köln hinterließ, gibt Anlass zur Annahme, dass der FCA seine Krise überwunden hat und sich möglicherweise sogar schneller vom Tabellenkeller abzusetzen vermag, als es unverdrossene FCA-Fans in den sozialen Medien prognostizierten. Warum der FCA in diesem Jahr so lange brauchte, bis er über die gesamte Spielzeit eine erstklassige Leistung abzuliefern in der Lage ist, bleibt jedoch weiter ein dunkles Geheimnis.
Die Einzelnoten:
Hitz: Eine Topleistung; Note 1
Paul Verhaegh: Der FCA-Kapitän Verhaegh gehörte wieder zu den zuverlässigen Akteuren, zeigte sich defensiv sehr konzentriert und spielte fehlerfrei, ohne Impulse nach vorne zu geben; Note 3
Ragnar Klavan: Der Chef der Innenverteidigung leistete sich keinen Patzer und zeigte sich stets auf dem Posten; Note 1,5
Jan-Ingwer Callsen-Bracker: Sicher, aber mit kleinen Wacklern, nahm Modeste weitgehend aus dem Spiel und bildete zusammen mit Klavan ein starkes Duo; Note: 2,5
Philipp Max: Offensiv sehr aktiv und wirkungsvoll, hinten verbessertes Stellungsspiel und somit ohne Fehler; Note 2
Dominik Kohr: Zu viele Fehlpässe, aber ein energischer Zerstörer, der im Verbund mit Baier und Koo ganze Arbeit leistete; Note 3
Daniel Baier: Ein guter Chef im Mittelfeld, solide in der Verteidigung und im Aufbau. Ein wichtiger Impulsgeber ist Daniel Baier aber schon länger nicht mehr; Note 3
Alexander Esswein: Viel Licht, viel Schatten. Verteidigt schlampig, ist aber nach vorne immer wieder ein Lichtblick mit Flankenläufen; Note 3,5
Ja-Cheol Koo: Seit seiner Rückkehr seine beste Leistung. Immer in Bewegung, überall anzutreffen und stets eine ballsicher Anspielstation; Note 2
Caiuby: Eine Direktabnahme so schlecht treffen, dass daraus eine raffinierte Vorlage für eine Topchance wird, war ein typischer „Caiuby“, der – wie auch in den vergangenen Spielen – wie ein Pferd ackerte und nach hinten wie nach vorne mit Präsenz zu überzeugen wusste. Seine technischen Defizite in der Ballbehauptung gleicht er mit starkem Kopfballspiel aus; Note 2,5
Raul Bobadilla: Würde er seine Chancen verwerten, wäre er längst von Topklubs umworben. Trotz zahlreich vergebener Torchancen avancierte Bobadilla mit seinem Freistoßtor zum Matchwinner. Bobadilla gehört in dieser Form zu den besten Angreifern der Liga. Wegen der zahlreich vergebenen Torchancen gibt es aber nur die Note 2.
Ji, Matavz und Janker kamen für eine Bewertung zu spät ins Spiel.