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Freitag, 07.02.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

FCA: Der Sieg der Bayern geht auch in dieser Höhe in Ordnung

Der FC Augsburg verlor in der 16. Runde der Fußballbundesliga vor 30.660 Zuschauern in der ausverkauften SGL Arena gegen den FC Bayern mit 0:2. Die der Tore der Münchner erzielten Thomas Müller in der 40. Minute (Handelfmeter) und Mario Gomez in der 62. Minute.

Von Siegfried Zagler

Der Sieg des FC Bayern geht auch in dieser Höhe in Ordnung, womit ironischerweise gesagt sein soll, dass in diesem Spiel für die Augsburger in keiner Phase des Spiels die Aussicht auf ein Unentschieden oder gar einen Sieg bestand. Fazit: Der FC Bayern, der in der 50. Bundesligasaison das Maß aller Dinge zu sein scheint, wurde gefordert, aber eben nicht so, dass der Sieg der Münchner je in Frage gestellt wurde. Die Partie der tapferen Augsburger gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner eignet sich hervorragend für die Unterfütterung der These, dass der FCA in dieser Saison zum Abstieg verurteilt ist. FCA gegen Bayern: pars pro toto.

I Das Spiel gegen den Ball

Im Spiel gegen den Ball zeigt der FCA überdurchschnittliche Qualität. Mölders, Baier, Koo und Werner sowie Knowledge Musona zeigen sich in der Rückwärtsbewegung sehr agil und setzen den Gegner bei Ballbesitz sehr früh in dessen Hälfte unter Druck. Durch kluge Raumaufteilung der ersten Defensivreihe wird somit eine schnelle Spielentfaltung eingeschränkt und aufgrund der fehlenden Räume resultieren Fehler beim gegnerischen Spielaufbau.

II Schnelles Umschalten

Das starke Spiel der Augsburger gegen den Ball führt bei Balleroberung aber in den seltensten Fällen zu Torchancen oder gar Toren. Womit wir beim größten Manko des FCA sind. Schnelles Umschalten bei Balleroberung in die Vorwärtsbewegung mit Tempo und Abschlusswillen sind ein Merkmal des erfolgreichen Fußballs. Dem FCA fehlt diese Qualität beinahe in Gänze. Ja-Cheol Kool ist der einzige Spieler in den Reihen des FCA, der nach Balleroberung  Drang zum Abschluss entwickelt. Koo fehlt dabei meist eine Anspielstation, da es bei seinen Mitspielern in der Offensive an Handlungsgeschwindigkeit mangelt. Bestes Beispiel dafür war gestern eine der seltenen Spielsituationen, in denen der FCA mit Tempoaufnahme nach Balleroberung mit vier Mann Richtung Bayerntor stürmte. Daniel Baier konnte einen genauen Pass in seinen Lauf jedoch nicht verwerten, weil er die Eins-zu-Eins-Situation vermied und den Ball kompliziert weiterleiten wollte(64.).

III Spiel in den Strafraum und Abschlussschwäche

Es wäre zu einfach, die wenigen Tore (11 nach 16 Spielen) allein am Unvermögen der Stoßstürmer Mölders oder Bancé festzumachen. Aus dem Mittelfeld und über die Außen kommt insgesamt zu wenig Verwertbares in den gegnerischen Strafraum. Selten finden die Außen den Weg an die Grundlinie, um in den Rücken der Abwehr zu flanken. Noch seltener wird ein Ball durchgesteckt. Der flache Pass in den Lauf des Stoßstürmers: Fehlanzeige. Falls er mal kommt, fehlt die Genauigkeit. Bancé fehlt nach wie vor die Bande zur Mannschaft. Er ist nicht die erhoffte Verstärkung in der Sturmmitte geworden. Sascha Mölders Fähigkeiten sind bekannt. Ein mitspielender Mittelstürmer agiert anders und bei Direktabnahmen mangelt es an Vollstreckerqualität. In der 4. Minute, als seine Direktabnahme geblockt wurde, vermutete er den Ball überall, nur nicht dort, wo er ihn ganz selten führt: ganz nah am Fuß.

IV Spielentfaltung und individuelle Fehler

Mit Daniel Baier und Ja-Cheol Koo befinden sich zwei kampfstarke und relativ ballsichere Spieler in der offensive Mittelfeldreihe. Beiden fehlt es aber oft an Anspielstationen, weil die Flügel zu selten besetzt sind und die Stoßstürmer zu selten kreuzen und von der hinteren Reihe insgesamt zu wenig Unterstützung kommt. Nur die genauen Flügelwechsel von Sankoh (meist auf  Tobias Werner, der gestern wieder zu den besten zählte) bringen Entlastung für die permanent geforderten Baier und Koo, deren Substanzverlust spätestens nach 70 Minuten in alle Mannschaftsteile hinein wirkt. Größte Schwäche des FCA in der Spielentfaltung sind die einfachen Ballverluste, wenn sich eine Drucksituation anbahnt. In der ersten Halbzeit gab es zwischen der 20. und 30. Minute nicht einen kontrollierten Ballbesitz seitens des FCA. Die „spektakulärste“ Phase in dieser Hinsicht in der laufenden Saison und ein Wunder, dass der FC Bayern dies nicht konsequenter zu bestrafen verstand. In allen Mannschaftsteilen ist die Quote der individuellen Fehler zu hoch. In der Abwehrreihe fällt es nur am meisten auf.



V Die Abwehrreihe


Die Abwehr ist trotz der 28 Gegentore ein starker Mannschaftsteil. Mit Langkamp, Sankoh oder Klavan und bei Bedarf Callsen-Bracker ist der FCA-Kader dort hervorragend besetzt. Dennoch ist festzuhalten, dass Langkamp und Sankoh für Innenverteidiger zu oft patzen oder eben unglücklich agieren, wie Sankoh bei seinem gestrigen Handspiel. Sankoh, immer wieder Sankoh. Gestern verteidigte Vogt im Verbund mit Callsen-Bracker gegen Ribery ausgezeichnet. Das Gleiche gilt für Sankoh und Klavan gegen Mandzukic oder Müller, der rechts außen gegen de Jong selten gefährliche Situationen anzetteln konnte. Dass das Augsburger Flügelspiel zu schnell in die Mitte zieht, hat stets mit den Außenverteidigern zu tun, die mit ihren Laufwegen diese Formatierung in der Offensive festlegen.

VI Die Torhüter

Sowohl Simon Jentzsch als auch Mo Amsif sind nicht in der Lage mit dem Ball nach vorne etwas Konstruktives zu leisten. Bei Jentzsch war das von Beginn an bekannt. Dass aber Amsif, der aus der Schalker Torwartschule stammt, mit seinen „Aus-der-Hand-Abschlägen“ oder den ruhenden Abschlägen öfters den Gegner in gefährlichen Ballbesitz bringt, ist überraschend und eine gravierende Schwäche. Gestern ging das zweite Tor der Bayern allein auf seine Rechnung. Amsifs Abschlag ging direkt auf einen Bayern-Spieler in der Mitte kurz hinter der Mittellinie(!). Daraus entwickelte sich der schnelle Gegenstoß, den Gomez erfolgreich abschloss – mit einem Ball, den man auch hätte halten können. Beide Torhüter sind auf der Linie stark, aber in ihrer Gesamtleistung nicht stabil genug, um ein Rückhalt in einem engen Spiel zu sein. Und eng sind alle Spiele des FCA, womit wir bei der Gesamtsituation wären.

VII Die Gesamtsituation

Nach 16 Spieltagen steht der FCA mit Fürth zusammen abgeschlagen im Tabellenkeller und selbst wenn die

Tabelle nach den Samstagsspielen

Tabelle nach den Samstagsspielen


Augsburger am kommenden Samstag in Fürth siegreich sein sollten, stünden die Zeichen auf Abstieg, da heuer nicht damit zu rechnen ist, dass eine oder zwei Mannschaften (wie Köln und Berlin in der Vorsaison) den Faden verlieren und eine katastrophale Rückrunde spielen. Der Relegationsplatz ist zwar aktuell nur 4 Punkte entfernt, aber mit Hoffenheim steht dort eine Mannschaft, die jederzeit eine positive Serie hinlegen kann. Darüber hinaus ist damit zu rechnen, dass Dietmar Hopp in der Winterpause die Hoffenheimer Abwehr verstärkt. Zwischen Düsseldorf und Augsburg liegen 10 Punkte, der Club ist 11 Punkte entfernt. Das ist nur aufzuholen, wenn der FCA eine ähnlich starke Rückrunde spielen sollte wie im vorigen Jahr. Doch selbst wenn sich dieses Wunder wiederholen sollte und der FCA wieder 23 Punkte in der Rückrunde holen sollte, dann käme man – ein Sieg in Fürth vorausgesetzt – am Ende auf 34 Punkte. Das würde in dieser Saison voraussichtlich nicht reichen. Zum Schluss noch zwei Fragen: Wie soll der FCA in Fürth gewinnen? Was spricht dafür, dass die Augsburger in der Rückrunde mehr als 23 Punkte machen? Die Antwort auf die letzte Frage ist einfach: Nichts!

FCA: M. Amsif; – G. Sankoh; R. Klavan; K. Vogt; M. de Jong; – J. Koo; D. Baier; T. Werner; J. Callsen-Bracker; K. Musona; – S. Mölders.

Eingewechselt: M. Petržela (90.); A. Bancé (67.); S. Hain (71.).

Ausgewechselt: G. Sankoh (71.); K. Musona (90.); S. Mölders (67.).

Auswechselbank: A. Manninger (TW); R. Philp; A. Ottl; T. Oehrl.

Tore:

0:1 Thomas Müller (40.) Elfmeter.

0:2 Mario Gomez (63.).