Fassade: Farce in vier oder fünf Akten
In der gestrigen Sitzung des Bauausschusses wurde der dritte Entwurf der Außenfassade der impuls arena bewilligt. Damit wurde der dritte Akt einer Farce vollzogen, die das Verhältnis zwischen FCA und der Stadt Augsburg schwer belastet.
Zur Erinnerung: Der erste Entwurf einer geschlossenen Glasfassade des Architekturbüros Bernhard & Kögl wurde von der Stadt favorisiert und gefördert, da er die Stadt Augsburg mittels farbiger Illumination Richtung B 17 ins rechte Licht rücken sollte. Aufgrund zu hoher Kosten wurde diese Variante vom FCA im Sommer letzten Jahres verworfen. 3,5 Millionen Euro sollte aufgrund gestiegener Materialkosten die Glasvariante plötzlich kosten. Wenig später waren es 4,5 Millionen, immer höhere Summen geisterten wöchentlich durch die Medien. Es sei schlicht kein Geld mehr da, so Walther Seinsch im Sommer 2008. Eine Woge der Entrüstung ebbte wochenlang quer durch alle Fraktionen. Der Stadtrat fühlte sich ausgetrickst, denn die Glasfassade wurde von der Stadt, die an der Stadion GmbH finanziell beteiligt ist und für die notwendige Infrastruktur Millionen bereit stellte, als wichtiger Bestandteil des komplizierten Vertragwerkes zwischen FCA und Stadt verstanden. Herr Seinsch präferiere wohl eher eine Fassade, die sich als Werbeflächenträger eigne, um damit diverse Finanzierungslücken schließen zu können, wurde vermutet.
Der zweite Akt ging wesentlich schneller über die Bühne: Der Bauausschuss lehnte den zweiten Fassadenentwurf, die sogenannte Stahlseilfassade im September 2008 ab.
Der dritte Akt wurde in der gestrigen Sitzung des Bauausschusses vollzogen. Ein von der Architekten Bernhard & Kögl erstelltes 1:50-Modell überzeugte die Ausschussmitglieder und mit den Gegenstimmen von Eva Leipprand und Klaus Kirchner ging die die dritte Variante mit 10:2 Stimmen über die Bühne. Zuvor wurde jedoch kräftig nachtarockt: “Die Architekten haben den FCA und Seinsch gerettet”, so SPD-Stadtrat Stefan Quarg, der sich von der verbesserten Variante begeisterte zeigte. Man solle jetzt aber nicht in Euphorie verfallen, schließlich habe das Ganze nur funktioniert, weil die Architekten in Eigenregie gehandelt haben.
“Vom FCA genasführt”
Eva Leipprand (DIE GRÜNEN) lobte ebenfalls die Arbeit der Architekten, regte sich aber darüber auf, dass der Bauherr FCA es nicht für nötig gehalten habe, das von der Politik geforderte Modell zu beauftragen, sondern die Architekten dies in Eigeninitiative erstellt hätten. Außerdem müsse man sich nicht in Dankbarkeit ergeben, dass für die Stadt für diese Fassade keine Kosten entstehen. “Das war immer so vorgesehen”, so die ehemalige Kulturreferentin. Karin Egetemeier (SPD) zog am kräftigsten vom Leder: “Wir sind vom FCA an der Nase herumgeführt worden. Ich fühle mich regelrecht verscheißert. Das Gesehene sieht zwar gut aus, aber wie es zustande kam, ist nicht gut”, so Egetemeier.
Rainer Schönberg (Freie Wähler) legte Pragmatismus an den Tag. Es sei jetzt nicht die Zeit zur Bewertung von Geschmacksangelegenheiten. “Wir haben rechtlich sowieso nichts entgegenzusetzen”. Außerdem, so Schönberg, sei der Entwurf ok.
Der Entwurf wirkt optisch auf den ersten Blick wie eine Doublette des Pekinger Vogelnestes, doch Architekt Titus Bernhard will davon nichts wissen. Die Konstruktion sei etwas völlig Eigenständiges. Durch die sich nach unten verlierende Stäbe bekomme die Fassade eine ganz sensible, offene Struktur. Weniger als 2,5 Millionen werde nach Auskunft von Bernhard die Fassade kosten. Diese Gelder will der FCA durch eine großflächige Werbetafel Richtung B17 refinanzieren.
Damit sind wir in der nicht allzu weit entfernten Zukunft des vierten Aktes. In wenigen Wochen wird der Bauausschuss über den Bauantrag dieser Werbetafel zu entscheiden haben. Der FCA habe bereits durchschimmern lassen, dass ohne diese Werbetafel die Fassade nicht zu finanzieren sei, so Baureferent Gerd Merkle. “Wenn der Bauantrag für die Werbetafel nicht bewilligt wird, wird der FCA die Fassade so nicht bezahlen”. Wie die Fassade Richtung Norden mit der Werbetafel aussieht, ist derzeit nicht bekannt und wurde als Thema zurückgestellt: “Wir stimmen hier über die Fassade ab und nicht über die Werbetafel”, so Finanzreferent Hermann Weber. Wolfgang Kronthaler (CSU) ließ es sich dennoch nicht nehmen, die ungewisse Optik zu bagatellisieren. Solange dadurch der FCA finanzkräftig bleibe, sehe er darin kein Problem, während Klaus Kirchner (SPD) betonte, dass Werbung am Eingang der Stadt nicht angebracht sei.
Falls der Bauausschuss im März den Bauantrag für die Werbetafel nicht durchwinken sollte, weil – immerhin denkbar – die vierte Variante, Fassade mit Werbetafel, schrecklich aussehen sollte, könnte der FCA von der Inanspruchnahme der Baugenehmigung für die Fassade absehen. Womit der fünfte Akt im Zwist um die Außenfassade der impuls arena eröffnet wäre.