„Es wird eine Weiterentwicklung der Maxstraßenfeste geben“
Heinz Stinglwagner im DAZ-Interview
„Ich mag laut, grell und bunt nicht. Meine Linie ist dezent und wertig“, so wird Heinz Stinglwagner im Mai 2007 von der Augsburger Allgemeinen zitiert. Der ehemalige Rundfunkmoderator wurde damals als neuer Geschäftführer der City Initiative Augsburg (CIA) bestellt. Stinglwagner ist aber nicht nur CIA-Geschäftsführer, sondern vor allem der Organisator der Maxfestreihe, die von der CIA veranstaltet wird.
Die Maxfeste sind unter Stinglwagners Ägide zu einem gigantischen Party-Format entwickelt worden: laut, grell und ordinär bunt. Doch aus diesem Grund wurde das diesjährige Maxfest von der CIA nicht abgesagt. „Die CIA als Veranstalter kann den erweiterten Auflagenkatalog der Stadt in der Kürze der Zeit weder organisatorisch umsetzen noch finanziell verantworten“, so Stinglwagner im DAZ-Interview.
DAZ: Herr Stinglwagner, Oberbürgermeister Kurt Gribl schrieb am Sonntag sinngemäß in seiner Kolumne in der SonntagsPresse, dass er die Absage der CIA zwar bedauere und sich auch dafür eingesetzt habe, dass max 11 stattfinden könne, dass aber nun der Weg offen sei, „um über Zukunft und Konzept des Maxstraßenfestes neu nachzudenken“. Für mich steckt in dieser Aussage – diplomatisch verpackt – Kritik am bisherigen Maxfest-Format. Sehen Sie das anders?
Stinglwagner: Oberbürgermeister Dr. Gribl meinte mit „neuem Format“ die räumliche Erweiterung der Maxfeste und der daraus resultierenden neuen Sicherheitsaspekte. Falls Sie etwas anderes hinter seiner Aussage vermuten, müssen Sie Herrn Dr. Gribl selbst fragen.
DAZ: Werden wir gerne machen! – In der vergangenen Woche überschlugen sich die Pressemeldungen bezüglich der Gründe der Absage von max 11. Sie haben als Veranstalter die Absage zunächst damit begründet, dass es viel zu spät neue Sicherheitsauflagen der Stadt gegeben habe, die Sie in der Kürze und mit den Ihnen zu Verfügung stehenden finanziellen Mitteln nicht zu stemmen in der Lage seien. Rainer Schaal, stellvertretender Ordnungsreferent, widersprach Ihnen sehr diplomatisch. Max 11 wäre genehmigungsfähig gewesen, so Schaal, der den Schwarzen Peter nicht bei der Stadt sehen will. Daraufhin gab es eine gemeinsame offizielle Presseerklärung von Schaal und Ihnen. Ebenfalls sehr diplomatisch verfasst. Dagegen war die Aussage der Polizei gerade holzschnittartig: „Die städtischen Sicherheitsauflagen waren seit Monaten bekannt. Neu hinzugekommen ist lediglich seitens der Polizei der Wunsch, alle Festbesucher per Lautsprecher erreichen zu können“. In der DAZ haben Sie nun die Gelegenheit, in aller Klarheit und Tiefe zu begründen, warum Sie als CIA-Geschäftsführer max 11 tatsächlich abgesagt haben.
„Die CIA wurde nicht über die Einwendungen der Fachbereiche Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienste unterrichtet, um rechtzeitig reagieren zu können“
Stinglwagner: Darin gibt es keinen Widerspruch. Jede Veranstaltung ist grundsätzlich genehmigungsfähig. Entscheidend sind die Auflagen, die zur Erteilung der Genehmigung führen. Letztendlich sollte aus max 11 ein offenes Stadtfest werden, das von St. Ulrich über die Maximilianstraße, Kurze Maxstraße bis einschließlich dem Rathausplatz geplant wurde.
Auf dieser Basis wurde von der CIA in Absprache mit den Sicherheitsbehörden ein neues Sicherheitskonzept entwickelt und dies in zahlreichen Gesprächsrunden mit allen Beteiligten besprochen und abgestimmt.
DAZ: Das klingt sehr verantwortungsvoll. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, warum Sie sich dann so spät von der Stadt überraschen lassen konnten.
Stinglwagner: Die CIA als Veranstalter des Maxstraßenfestes 2011 wurde erst Ende Mai diesen Jahres über einen umfangreichen Auflagenkatalog informiert, der – auch nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg – alle sicherheitstechnischen Vorsorgemaßnahmen erfasst hat. Die CIA wurde nicht über die bis dahin eingegangen Einwendungen der Fachbereiche Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienste und so weiter unterrichtet, um entsprechend rechtzeitig reagieren zu können. Die CIA als Veranstalter kann diesen erweiterten Auflagenkatalog in der Kürze der Zeit weder organisatorisch umsetzen noch finanziell verantworten.
DAZ: Hat die CIA nach Duisburg nicht von sich aus die neue Anforderungssituation in ihr Sicherheitssystem für max 11 eingearbeitet?
Stinglwagner: Nach der sehr bedauerlichen Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg war es selbstverständlich, dass die CIA auch die Sicherheitslage der Maxstraßenfeste neu bewertet – wohlwissend, dass die Loveparade und deren eklatante Planungs- und Durchführungsfehler, bei der auch kommerzielle Aspekte im Fokus standen, nicht mit den Maxstraßenfesten und deren Planung vergleichbar sind. Auch sind das Angebot und die Altersstruktur bei den Maxstraßenfesten nicht mit der Loveparade vergleichbar. Die CIA hat also sehr wohl von sich aus permanent Verbesserungen im Sicherheitskonzept vorgeschlagen. Diese wurden mit ihrem bewährten Sicherheitsunternehmen umgesetzt und erfüllt. Zu den im bisherigen Auflagenbescheiden geforderten Sicherheitskräften hat die CIA sogar bei jeder Veranstaltung zusätzliches Sicherheitspersonal eingesetzt.
DAZ: Offensichtlich hat der Stadt das Sicherheitskonzept der CIA dieses Jahr nicht ausgereicht.
„Erst 6 Wochen vor der Veranstaltung wurde ich über den kompletten Umfang der geplanten Auflagen informiert“
Stinglwagner: Der Ordnungsbehörde war dies für 2011, wegen der zu erwartenden hohen Besucherzahlen und der nicht kalkulierbarer Menschenansammlungen, nicht ausreichend. In vielen weiteren Besprechungen mit der Ordnungsbehörde, der Polizei, den Sanitätsdiensten und der Feuerwehr wurden seit Monaten weitere Sicherheitsszenarien diskutiert, abgestimmt und für umsetzbar erachtet. Wir haben also sehr wohl rechtzeitig auf die neue Situation reagiert.
DAZ: Nur um für unsere Leser auf „Nummer sicher zu gehen“, wenn Sie mir diesen Kalauer erlauben: Obwohl Sie seit Monaten mit allen zuständigen städtischen Stellen, also der Ordnungsbehörde, der Polizei, den Sanitätsdiensten und der Feuerwehr weitere Sicherheitsszenarien diskutierten, abstimmten und gemeinsam für umsetzbar erachteten, gab es quasi in letzter Sekunde weitere städtische Auflagen, die Sie nicht mehr annehmen konnten?
Stinglwagner: Ich kann mich nur wiederholen, erst 6 Wochen vor der Veranstaltung wurde ich über den kompletten Umfang der geplanten Auflagen informiert.
DAZ: Ich kann mich noch gut an unser Hintergrundgespräch im Februar erinnern. Ihre Kernaussage damals ging in die Richtung, dass die CIA die Maxfeste nicht machen muss. Nicht in dem bisherigen Format machen müsse, um genau zu sein. Sie als Veranstalter würden nur das umsetzen, was von der Stadt gewünscht sei. Das nächste Maxfest findet nun wegen der der Sanierung der Maxstraße frühestens 2013 statt. Wie anzunehmen ist, mit einem völlig anderen Format. Haben Sie dazu tatsächlich noch Lust?
„Der neue Ordnungsreferent hat bereits klar seine Zustimmung signalisiert“
Stinglwagner: Natürlich habe ich weiterhin Lust und es wird auch eine Weiterentwicklung der Maxstraßenfeste geben. Zunächst sind aber klare Voraussetzungen für Veranstaltungen, egal wer sie umsetzt, zu erstellen. Dazu zählt auch das Maxfest der CIA. Welche undiskutierbaren und verlässlichen Parameter für die Genehmigung von künftigen Veranstaltungen zu benennen sind, das ist eine dringliche Aufgabe der Ordnungspolitik dieser Stadt. Hier hat der neue Ordnungsreferent bereits klar seine Zustimmung signalisiert. Zu deren Erarbeitung stehe ich sehr gern zur Verfügung.
DAZ: Linus Förster, Landtagsabgeordneter der Augsburger SPD und Miriam Gruß, Bundestagsabgeordnete der Augsburger FDP fordern unverdrossen, dass max 11 stattfinden solle. Beide gehen davon aus, dass das immer noch möglich sei. Sie unterstellen der Stadtregierung allerdings dafür den fehlenden politischen Willen. Stimmen Sie diesen beiden Politikerstimmen nicht zu?
Stinglwagner: Ich beteilige mich nicht an Spekulationen, sondern halte mich an Tatsachen.
DAZ: Die eindeutig sind und lauten, dass max 11 nicht stattfinden wird. Warum unterstützen Sie dann – nachdem die CIA max 11 abgesagt hat – die Facebook-Initiative „max reloaded“?
Stinglwagner: Zunächst einmal freut mich die klare Stellungnahme der Facebook Comunity, die sich für ein max 11 ausspricht. Dies habe ich in einem Statement so auch gepostet. Mit den Social Networks ist seit einiger Zeit eine neue Form des Bürgerprotestes möglich, die ich für sehr demokratisch halte. Allerdings halte ich mögliche daraus entstehende Veranstaltungen als sicherheitstechnisch sehr fragwürdig, wie die jüngsten Beispiele in Hamburg oder in Mering gezeigt haben.
DAZ: Herr Stinglwagner, vielen Dank für das Gespräch.
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Fragen: Siegfried Zagler.