Englet: „Festspiel-GmbH ein Muss“
Karl Heinz Englet, der am 11. Juni seinen siebzigsten Geburtstag feiert, hat im Kanusport in den sechziger Jahren zwei Weltmeistertitel errungen und hinter den Kulissen in hohem Maße dazu beigetragen, dass die Olympiade 74 in Augsburg Einzug fand. Seit Mai 2008 sitzt der ehemalige Weltklasse-Sportler für Pro Augsburg im Stadtrat, um dort die Schlagzahl hochzuhalten.
Englet will sich weiterhin mit seiner Fraktion im Stadtrat „mit aller Macht für die Realisierung einer „Festspiel-GmbH“ einsetzen“, die für die kulturelle Fortentwicklung der Stadt, so Englet vergangene Woche zur DAZ, ein Muss sei. Mit der neuen Geschäftsform solle, so Englet, die Freilichtbühne nicht nur künstlerisch verlorenes Terrain zurückgewinnen, sondern auch Auslastungszahlen von 100 Prozent anstreben. Zum Vergleich: 2008 betrug die Auslastung 54 Prozent. Das in erster Linie von Ex-Stadttheater-Intendant Peter Baumgart, Karl Heinz Englet und Bernd Kränzle erstellte Konzept sieht vor, die Freilichtbühne aus dem Stadttheater auszugliedern. Ein kommunaler Eigenbetrieb in Form einer GmbH “Augsburger Festspiele”, die pro Saison 25 bis 30 Vorstellungen in Eigenregie herauszubringen hätte, soll das betriebswirtschaftliche Fundament eines neuen künstlerischen Gesamtkonzeptes sein.
Darüber hinaus könnten 15 Großveranstaltungen aller Genres akquiriert werden. Eine eigene Intendanz ohne separates Ensemble soll, so Karl Heinz Englet, dafür sorgen, dass die große Augsburger-Open-Air-Bühne – neben Bregenz und Verona – „wieder zu einer künstlerisch herausragenden Bastion der Hochkultur wird.“ Dass Englet als bekennender Wagnerianer, der – wie er unverblümt zugibt – keine Premiere in Bayreuth auslasse, ein Faible fürs Opulente hat, macht sein entschlossenes Engagement für eine neue Freilichtbühne plausibel und authentisch.
Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Liste von Englet ist – neben „der Umstellung des städtischen Rechnungswesens von Kameralistik auf Doppik – ein Jahrhundertprojekt“, die Sanierung der Augsburger Kanustrecke, wo er 1974 das olympische Feuer für den Kanuwettbewerb entzünden durfte. „Hier ist seit 40 Jahren fast nichts getan worden. Es besteht ein enormer Investitionsbedarf. Bis zur Europameisterschaft 2012 muss einiges auf den Weg gebracht werden.“