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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Elf Gründe, warum der FCA absteigt

In der Bundesliga wird in dieser Saison Bayern München Meister, Paderborn und der FCA steigen ab. Das ist keine apokalyptische Prophezeiung, sondern eine ernstzunehmende Prognose.



Von Siegfried Zagler

Die aktuelle Bundesligasaison steht vor dem Ende ihrer Startphase und ein Blick auf die Tabelle reicht aus, um nach nur acht Spieltagen eine Prognose zu treffen, der niemand zu widersprechen wagt: Bayern München wird Deutscher Meister. Konkurrenz in Sachen Meisterschaft gibt es in diesem Jahr für die Münchner nicht. Spannung verspricht dagegen der Abstiegskampf. Das ist keine Prognose, sondern eine Feststellung, da drei Mannschaften absteigen können und sich somit stets ein Drittel der Liga vor dem Abstieg fürchten muss.

Dass es in dieser Saison in Sachen Abstieg aber besonders spannend werden könnte, hat damit zu tun, dass die Mannschaften des oberen Drittels nichts so gefestigt zu sein scheinen und somit mehr Punkte als üblich abgeben. Daraus lässt sich hochrechnen, dass man dieses Jahr mehr als 36 Punkte braucht, um sicher zu den Abstiegsvermeidern zu gehören. Das hat aber auch damit zu tun, dass sich der SC Paderborn mit seinem Sonderstatus (Mini-Etat) einen Traum träumt und jedes Spiel so angeht, als wäre es das letzte. Den Paderbornern werden von Augsburg aus die besten Wünsche übermittelt: Sie sollen erfolgreich gegen den Abstieg kämpfen und mit ihrer wunderbaren Art der Wertschöpfung im Profifußball neue Akzente setzen und neue Wege aufzeigen. Trotz aller Wünsche ist natürlich große Skepsis angebracht, dass es den Paderborner auch nur eine Saison gelingen wird, sich gegen die Gesetze der Branche zu stemmen.

Doch nun zum FCA, dem es immerhin zweimal in nahezu aussichtsloser Situation gelang, den Abstieg zu vermeiden. In der zurückliegenden Saison belegten die Augsburger mit einer gereiften und zugleich stürmisch jungen Mannschaft einen hervorragenden achten Platz. Es ist dennoch leicht zu unken, wenn es um den FCA und den Abstieg aus der Bundesliga geht. Schließlich sind die Augsburger, zusammen mit den Freiburgern und dem jeweils schwächeren Aufsteiger wie zum Beispiel Paderborn, Braunschweig, Fürth, Düsseldorf stets dabei, wenn die vermeintlichen Abstiegskandidaten genannt werden. Selten wird aber eine negative Prognose begründet. Man nennt einfach die üblichen Verdächtigen. Dass nämlich deren niedriges Budget nicht zu einer konkurrenzfähigen Mannschaft reicht und somit irgendwann zum Abstieg führt, ist eine Binsenweisheit, die man nicht genauer erläutern muss. Damit soll nun Schluss sein. Die DAZ-These, dass der FCA dieses Jahr den Kampf gegen den Abstieg verliert, wird von elf Argumenten gestützt. FCA-Experte Udo Legner sieht das anders und wird dazu eine Gegenthese aufstellen.

Warum der FCA absteigt:

Erstens: Baier hat drei Spielzeiten in der Bundesliga überragend gespielt und hat drei verletzungsfreie Saisonverläufe hinter sich. Es ist heuer bereits nach acht Spielen erkennbar, dass es mit seiner Leistungskurve nach unten geht. Er war die große Säule und der Garant für die Bundesligaerfolge des FCA. Dass Baier im Spiel nach vorne kaum noch zur Entfaltung kommt, hat mit seiner erstklassigen Leistung im Spielaufbau der vergangenen Saison zu tun: Viele Bundesligatrainer lassen in der Mitte Baier sehr früh unter Druck setzen. Nicht

Wandlung vom Mitläufer zum Leistungsträger: Kapitän Daniel Baier

Wandlungen: vom Mitläufer zum Leistungsträger und wieder zum Mitläufer: Daniel Baier


der ballführende Abwehrspieler wird gepresst, sondern Baier mittels Raum/Mann-Deckung aus dem Spiel genommen. Dagegen gibt es beim FCA noch kein Gegengift.

Zweitens: André Hahn ist von Esswein nicht zu ersetzen, auch im Falle, dass Esswein verletzungsfrei bleibt und groß in Form kommen sollte, womit nicht zu rechnen ist.

Drittens: Matthias Ostzrzolek wird von Baba nicht auf Augenhöhe ersetzt, obwohl Baba ein Aktivposten des FCA geworden ist. Nach vorne entwickelt Baba aber zu wenig Dynamik und Spielwitz.

André  Hahn

Unersetzbar: André Hahn


Viertens: Werner und Baba wirken auf der linken Seite nicht gut zusammen. Es kann darüber hinaus sein, dass Tobias Werner ebenfalls seinen Zenit überschritten hat und auf der linken Seite nicht mehr so viel läuft und reißt wie in den vergangenen beiden Jahren. Werner war und ist (wie Baier, Callsen-Bracker und Verhaegh) ein Garant dafür, dass der FCA die Zweite Liga hinter sich lassen und auf Abstand halten konnte.

Fünftens: Die beiden Neuen im Sturm (Matavz. und Djurdjic) sind nicht erstligareif. Es ist unwahrscheinlich aber nicht unmöglich, dass sie das noch hinkriegen, aber derzeit geht ihnen alles zu schnell und zu dynamisch. Sie sind nicht im Spiel und es spricht Bände, dass Weinzierl bis zu Mölders Verletzung eben Mölders und Bobadilla stürmen ließ, während die beiden Hoffnungsträger auf der Bank saßen.

Sechstens: Es ist zu befürchten, dass in dieser Saison Altintops Stern im Trikot des FCA verglüht. In allen Vereinen war das bei Altintop so, dass er nicht lange überzeugen konnte. Ein Altintop in Form war in der zurückliegenden Saison ein Garant dafür, dass das Aufbauspiel des FCA Struktur hatte.



Siebtens:
Dem FCA fehlt nach Kevin Vogts Abgang auf der Schlüsselposition vor der Abwehr ein starker Spieler. Die defensiven Mittelfeldachsen müssten stärker besetzt sein. Moravek ist kaum ein Spieler, der eine Saison verletzungsfrei durchspielt…und mit ihm ist eh erst im letzten Drittel der Saison zu rechnen. Ergo fehlt mindesten ein Mittelfeldmann, der zerstörerische und gestalterische Qualitäten besitzt.

Achtens: Die anderen Neuzugänge: Shawn Parker! Er ist jetzt schon als Fehleinkauf abgehakt: Markus Feulner! Er ist als kritischer Einkauf zu bezeichnen. (Ottl-Analogie): Mit wie vielen Vereinen ist er bereits abgestiegen? Feulner ist ein bundesligatauglicher Spieler, aber einer, dessen Formkurve allzu leicht ins Schwanken kommt. Caiuby ist ebenfalls kein Spieler, der den FCA auf Dauer verstärken kann.

Neuntens: Marwin Hitz! Ein guter Torwart, aber nicht mehr. Und er ist auch nicht unbedingt konstant in der Leistung. Ein absoluter Rückhalt wie es Manninger in Topform über eine Halbsaison war, ist er nicht.

Zehntens: Möglicherweise gibt es sogar dort Probleme, wo der FCA bisher restlos zu überzeugen verstand: In der hinteren Abwehrreihe. Die Innenverteidigung patzte überraschend oft und Kapitän Paul Verhaegh unterliegt neuerdings Formschwankungen.

Elftens: Der FCA hat dieses Jahr eine Mannschaft, die Potential hat, deshalb also nie komplett untergeht, sondern es versteht, zwischendurch  zu glänzen. Erstmalig musste die FCA-Führung nicht unter Zeitdruck handeln. Die hochgelobte sportliche Leitung hatte erstmalig Geld und Zeit für die Zusammenstellung der Mannschaft. Dies könnte dazu führen, dass die Verantwortlichen zu lange warten, was den notwendigen personellen Umbau betrifft, da sie auf die Perspektive setzen, die die aktuelle Mannschaft in ihren Augen wohl haben muss.

Festzuhalten ist, dass der FCA nach acht Runden neun Punkte vorzuweisen hat. Das ist für einen Abstiegskandidaten zu diesem Zeitpunkt viel Holz. Würde es mit diesem Schnitt weitergehen, stünde der FCA am Ende der Saison mit 38 Punkten sehr wahrscheinlich auf der sicheren Seite. Es wäre schön, wenn es so kommen sollte, damit zu rechnen wäre aber nichts weiter als ein abenteuerliches „Prinzip Hoffnung“. Die Neuzugänge zünden nicht, deshalb fallen drei Dinge schmerzhaft ins Auge: Der FCA tritt mit der Mannschaft des Vorjahres an, es fehlt Hahn, es fehlt Ostrzolek, es fehlt Vogt. Die „Altvorderen“ sind nicht in Form (Altintop, Verhaegh, Baier, Callsen-Bracker und auch Werner). Hinten fehleranfällig, in der Mitte ideenlos, im Angriff nicht vorhanden. Das ist eine Beschreibung, die einen Absteiger kennzeichnet.