DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Einzelhandel im Textilviertel wird beschränkt

Schwer tat sich der Stadtrat am gestrigen Donnerstag mit dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Nördlich der Reichenberger Straße / Berliner Allee“ und einer damit verbundenen Veränderungssperre für das Plangebiet.

Einzelhandelszentrum an der Reichenberger Straße: das Fabrikschloss

Überlagert wurde die Debatte über den Bebauungsplan mit der Nummer 423, der die ausufernde Einzelhandelsentwicklung im Textilviertel zwischen Proviantbachstraße, Berliner Allee, Reichenberger Straße und Localbahn in geordnete städtebauliche Bahnen lenken soll, von zwei Bauanträgen des Fabrikschlossbesitzers Anton Lotter für das Fahrrad-Outlet Radlbauer und für eine Erweiterung des Sport-Outlets Förg um 1.670 m2.

Auch die geplante Ansiedlung des Sportfachhändlers Decathlon in Lechhausen, Gegenstand des nichtöffentlichen Sitzungsteils, spielte in die Diskussion mit hinein. Wirtschaftsreferentin Eva Weber tat sich schwer, den Stadträten den Unterschied zwischen den Auswirkungen der geplanten Ansiedlung des Sportvollsortimenters Decathlon in Lechhausen einerseits (laut Einzelhandelsgutachten für den Augsburger Einzelhandel unschädlich) und der Erweiterung des Sport-Outlets Förg im Fabrikschloss andererseits (laut Gutachten schädlich) zu vermitteln. „Sport-Outlet“ und „Sportfachmarkt“ seien nicht das Selbe, so Weber. Außerdem seien im Fabrikschloss die Flächen für so genannte zentrenrelevante Sortimente ausgeschöpft, in Lechhausen noch nicht. Die Argumentation stieß vor allem bei Stefan Quarg (SPD), aber nicht nur bei diesem, auf Widerspruch.

Radlbauer wird noch genehmigt, Förg-Erweiterung nicht

Bald für Veränderungen gesperrt: Gebiet nördlich der Reichenberger Straße

Für Veränderungen ab sofort gesperrt: Gebiet nördlich der Reichenberger Straße


Nach zweistündiger Debatte und einer halbstündigen Sitzungsunterbrechung fiel das Abstimmungsergebnis letztlich so aus, wie es sich schon vor einer Woche im Bauausschuss abgezeichnet hatte: Mit 53 gegen drei Stimmen der Freien Wähler beschloss der Stadtrat großmehrheitlich die Aufstellung des Bebauungsplans. Mit 52:4 Stimmen wurde eine einjährige Veränderungssperre erlassen, Rechtswirkung: Bauvorhaben und Nutzungsänderungen im Plangebiet können nur noch in Ausnahmefällen und nach Einzelfallabwägung zugelassen werden.

Erstes Opfer der Veränderungssperre wird der noch nicht vollständig eingereichte Bauantrag für die Förg-Erweiterung sein. Ein Kompromissvorschlag der SPD, wenigstens 800 m2 Einzelhandelsfläche für Förg von der Sperr-Regelung auszunehmen, wurde mit 18:38 Stimmen abgelehnt. Die Genehmigung von 3.500 m2 Verkaufsfläche für Radlbauer wird aber noch erteilt und soll am heutigen Freitag ausgestellt werden, wie Baureferent Gerd Merkle erklärte. Zuvor war ein Antrag der Grünen, auch diesen Bauantrag der Veränderungssperre unterfallen zu lassen, mit 49 gegen 7 Stimmen abgelehnt worden.