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Donnerstag, 16.01.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Ein Vorhang für das Interim

Einhellige Zustimmung signalisierte am gestrigen Donnerstag der Bauausschuss für eine Vorhang-Fassade, die ihren Namen verdient. Das zurzeit entstehende temporäre Gebäude neben dem Theater soll mit Brokat-Optik auf seine Nutzung als Schaupielhaus hinweisen.

„Wie ein gediegener, schwerer Bühnenvorhang“: dreidimensionale Fassade der Theater-Interimsspielstätte in Bordeaux-Rot über einer zurückgesetzten Sockelzone aus blankem Profilblech (Grafik: IB Bestler / Baureferat)

Baureferent Gerd Merkle leitete seinen turnusmäßigen Bericht zur Interimsspielstätte an der Kasernstraße mit zwei guten Nachrichten ein: „Das Wetter war uns hold, heute abend wird das Gebäude dicht.“ Damit könne der Innenausbau in den kommenden Wintermonaten unbehindert ablaufen. Außerdem stehe nach dem Vorliegen aller Ausschreibungsergebnisse jetzt fest, dass man mit den Baukosten knapp im veranschlagten Kostenrahmen von 5,3 Mio. Euro bleibe.

Bühnenbildner brachten Fassaden-Ideen ein

Intensiv wurde die letzten Wochen an der Planung der Eingangsfassade gearbeitet. Vier Bühnenbildner legten auf Einladung der Theaterleitung Ideen vor, die anschließend vom Ingenieurbüro Bestler, das mit der Bauabwicklung beauftragt ist, geprüft und verfeinert wurden. Angedacht waren zunächst Lösungen mit bedruckten vorgehängten Folien und eine glatte Fassade aus Faserzementplatten mit einem aufgedruckten symbolisierten Bühnenvorhang. Daraus entwickelte sich die Idee, in die dritte Dimension zu gehen und die Form des Vorhangs mit einer gefalteten Fassade aus pulverbeschichtetem Aluminium nachzubilden.

Auch die Kosten von unter 50.000 Euro sprachen letztlich für den Alu-Vorhang: Dieser kann die Funktion des Witterungsschutzes direkt übernehmen, während Folienlösungen zusätzlich eine darunter liegende Fassadenkonstruktion benötigen und mit 85.000 Euro zu Buche schlagen würden.

„Da darf kein Schriftzug drauf sein“

Die Stadträte im Bauausschuss zeigten sich begeistert. „Die Ästhetik überzeugt“, so Eva Leipprand (Grüne). Stefan Quarg, SPD-Stadtrat und Architekt, fand den Vorhang „hervorragend“. Allerdings sollte der Sockelbereich von allen Installationen freigehalten werden und darüber ein ruhiger Kubus schweben: „Da darf kein Schriftzug drauf sein“, so Quarg. Stadtheimatpfleger Hubert Schulz regte an, das Beleuchtungskonzept für die Fassade weiterzuverfolgen, „um die Idee des Vorhangs noch deutlicher rüberzubringen“.

Ob die Interimsspielstätte später tatsächlich „Box“ heißen wird, steht noch nicht fest. Der Begriff „Box“ werde durchaus mit Kultur assoziiert, wie die „Kultbox“ in Kempten und die „Black Box“ in Berlin zeigten, so Baureferent Gerd Merkle gestern. Deshalb seien Bezeichnungen wie „Red Box“ oder „Schauspielbox“ auch für Augsburg vorstellbar. Die Namensgebung falle aber ins Ressort des Kulturreferenten. „Der Name sollte jedoch kurz sein“, so Merkle schmunzelnd. Denn schließlich koste jeder Buchstabe eine Menge Geld.