Ein Sieg gegen Hannover und der FCA schreibt Geschichte
Aachen, Essen, Oberhausen und Uerdingen in der Regionalliga-West. Bielefeld, Rostock, Duisburg und Cottbus in der dritten Liga, Braunschweig, 1860 München, Kaiserslautern, Bochum, Karlsruhe, Nürnberg, St. Pauli, und Düsseldorf in der zweiten Liga. Diese Vereine haben die Geschichte der Bundesliga geprägt und befinden sich nun aus Sicht der Augsburger im Windschatten der Geschichte, während der FC Augsburg in seiner vierten Bundesligasaison gerade dabei ist, Geschichte zu schreiben. Damit ist gemeint, dass der FCA es in eigener Hand hat, sich direkt für die Gruppenphase der Europa League zu qualifizieren. Damit wäre der FC Augsburg, man wagt es noch immer kaum zu denken, endgültig ein etablierter Verein im deutschen Oberhaus.
Von Siegfried Zagler
Den 96ern gelang eine EL-Qualifikation zuletzt in der Saison 2011/12, in der sie erst im Viertelfinale gegen den späteren Cup-Sieger Atlético Madrid ausschieden. Damals wurde durch den damaligen Trainer Mirko Slomka der Begriff des „schnellen Umschaltspiels“ geprägt. Man dürfe, so Slomka, nach der Balleroberung nichts anderes wollen als den schnellen Abschluss. Mirko Slomka galt in dieser Zeit als der heimliche Trainerguru der Liga, der mit seiner schlichten Art bei den Niedersachsen nicht nur ankam, weil er Erfolg hatte. Slomka hob das Anspruchsdenken in Hannover und musste wegen Erfolgslosigkeit im Dezember 2013 Tayfun Korkut weichen. Korkut führte die damals mit 18 Punkten im Keller stehenden Hannoveraner ins sichere Mittelfeld. In seiner ersten Bundesligasaison von Beginn an sah es für den türkischstämmigen Coach zunächst so aus, als könnte er die 96er zurück in die Europapokal-Sphäre führen: Zur Halbzeit lagen die 96er nur drei Punkte hinter einem CL-Qualifikationsplatz.
… und dann kam die Rückrunde
Und dann kam die Rückrunde. Das letzte Spiel gewannen die 96er am 16. Dezember 2014. Es war ein Heimsieg am 16. Spieltag, der Gegner kam aus Augsburg. Danach sollten sechzehn sieglose Runden folgen. Tayfun Korkut musste Michael Frontzeck weichen. Fortschritte erzielte der neue Trainer nur im homöopathischen Bereich, doch immerhin ist festzuhalten, dass sich der FCA gerne als Punktlieferant gab, wenn er in der Rückrunde auf Mannschaften traf, denen das Wasser bis zu Hals stand. Gegen Berlin, Freiburg, Paderborn, Hamburg halfen die Augsburger mit, dass sich diese Klubs aus ihrer Krise schießen konnten. Ausnahme der Regel war das Heimspiel gegen den VfB, das die Augsburger mit viel Glück siegreich gestalten konnten. Die katastrophale Niederlage in Hamburg, die mit bisher unbekannten Schwächen in der Abwehr zu tun hatte, führte dazu, dass FCA-Trainer Markus Weinzierl wieder erhöhtes Augenmerk auf die Abwehrarbeit legt und zum Beispiel Alexander Esswein in München nach 30 Minuten vom Feld nahm, weil er nicht konsequent genug nach hinten arbeitete. In München ließen sich die Augsburger von einem frühen Platzverweis nicht von der zurückhaltenden Spielweise abbringen. Sie kümmerten sich nicht um Ballbesitz und ließen die Münchner gegen ein 3-3-4 und anlaufen. Altintop und Bobadilla setzten die ballführenden Bayernspieler konsequent unter Druck und Feulner bildete mit Kohr und Baier ein defensives Dreieck, das sich stets dort hinverschob, wo es nötig war.
Ein Sieg gegen Hannover und der FCA spielt in Europa mit
„Mit einem Mittelfeldspieler mehr konnten wir das Zentrum besser schließen. Das war ein wichtiger Schritt hin zu mehr Stabilität und weniger Gegentoren, vor allem auswärts“, so Weinzierl nach dem historischen Erfolg gegen Bayern München in der Allianz Arena. Zuvor hatte der FCA fünf Spiele in Folge auswärts verloren. Abstiegskandidaten wie Berlin, Paderborn oder Hamburg überließen dem FCA das Mittelfeld, um die in Sachen Ballsicherheit schwachen Augsburger auszukontern. Im Training ließ Weinzierl diese Woche die 3-3-4-Variante bei Ballbesitz des Gegners vertiefen. Studiert man die Münchner Partie genauer, sollte auch kein Zweifel daran aufkommen, dass die Mannschaft, die die zweiten Halbzeit bestritt, die Startformation stellen sollte. Ein Sieg am Samstag und die Augsburger haben sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits vor der letzten Runde mit einen Qualifikationsplatz für die Europa League qualifiziert. Das Spiel beginnt um 15.30 Uhr, wie alle Spiele an den letzten beiden Spieltagen.