DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Montag, 22.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Ein Foto und seine Geschichte

Der Opernball in Augsburg ist nach dem so genannten “Presseball” die zweithöchste Plattform illustren Zeitvertreibs mit einem kaum erträglichen Spritzer Kleinstadt-Politur. Anders gesagt: Richtig glänzen kann man bei diesen Veranstaltungen nur, wenn man ihnen fernbleibt, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Nichts anderes gilt für den Augsburger Fasching.



Allein schon diese Zeilen wären nichts als reine Verschwendung, gäbe es nicht eine bemerkenswerte Geschichte aus einer bemerkenswerten Altstadt-Kneipe, die seit vielen Jahren zu den wenigen anspruchsvollen Orten unberechenbarer Begegnungen gehört, was natürlich weniger mit dem ewig gut gelaunten Wirt zu tun hat, sondern mit dem hieb- und stichfesten Tratsch der illustren Gäste aus allen Schichten und aus allen Ecken der städtischen Kultur- und Politikszene. Neben Oberbürgermeister Kurt Gribl und Tobias Schley bis zu den Untiefen eines Markus Arnold wieder hinauf zur lokalen Sportjournalisten-Legende Wolfgang „Billion“ Langner sowie noch weiter hinauf zu dem politischen Großberichterstatter Michael Hörmann und den eher über allen schwebenden Schreiberlingen der lokalen Internet-Postille DAZ und natürlich neben allen wirklich wichtigen Celebrities trifft sich an diesem letzten Ort des gehobenen Small-Talks auch die leicht in die Jahre gekommene Politik-Jugend, also die Backliner im unsichtbaren Raum der politischen Bedeutsamkeit.

„Gehst du mit mir auf den Opernball?“ ist eine Frage, die noch vor wenigen Jahren als unverblümtes Heranpirschen ins Vorfeld eines Beziehungsstatus betrachtet wurde. Diese Zeit ist offensichtlich vorbei. „Hast du Karten?“ – „Ja, was denkst du denn? Aber nur Laufkarten.“ – „Natürlich geh ich mit dir auch mit Laufkarten auf den Opernball“, so Sibel Altunay (SPD) mit einem Anflug eines mütterlichen Lachens zu Rene Sack (CSU). Frau Altunay steht auf Listenplatz 32 der lokalen SPD, Herr Sack auf Platz 39 der CSU. Die Unterhaltung fand in aller Öffentlichkeit vor zirka einem halben Dutzend Zuhörern statt. „Wir werden mit unserer Performance die Große Koalition thematisieren“, so Sack. „Nein, wir werden Sie vorwegnehmen“, so Altunay. Ich trage SPD-Rot und du CSU-Schwarz.“ So sollte es geschehen. Der Abend soll, so die beiden Koalitionäre, sehr harmonisch und unverfänglich verlaufen sein.