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Donnerstag, 18.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Ein demokratisches Kunstwerk

Wilhelm Bronner stellt im Rathaus den Augsburger Stadtrat aus

„Als Ausstellungsbeitrag zum diesjährigen kulturellen “Dialog 09” der Partnerstädte Augsburg und Liberec ist derzeit die Installation “Augsburger Stadtrat 2009” des freischaffenden Malers Wilhelm Bronner im Magistrat von Liberec zu sehen.“ – Das berichtete die DAZ am 30. Mai 2009. Nun ist die Ausstellung im Augsburger Stadtrat angelangt.

Installation im kleinen Sitzungssaal

Installation im kleinen Sitzungssaal


Der Augsburger Künstler hatte seine 60 Portraits der Augsburger Stadträte zunächst in Tschechien ausgestellt – er wolle, so betont er, seine Installation als Teil des deutsch-tschechischen Kulturaustauschs zwischen Liberec und Augsburg sehen. Seit der vergangenen Woche hängt die Installation nun im kleinen Sitzungssaal des Rathauses, dort, wo auch der Kulturausschuss tagt und deshalb ein bisschen bildende Kunst ja durchaus angebracht scheint. Die Stadträte sind für das Werk nicht anhand der menschlichen „Originale“ portraitiert worden – Bronner hat sich an die auf der Homepage der Stadt Augsburg veröffentlichten Fotoportraits gehalten. Die politische Farbenlehre spielt in der Installation nur bedingt eine Rolle: Zwar sind die grünen Stadträte vor grünem Hintergrund abgebildet, die der SPD auf Rot, Rose-Marie Kranzfelder-Poth von der FDP mit gelblichem Background; aber bei der CSU funktionierte das Prinzip der Parteifarben schon nicht mehr: „Schwarz hätte sich nicht geeignet und es hätte mit den anderen Farben auch nicht harmoniert“, meint der Künstler, die „Schwarzen“ Räte prangen daher nun vor blauem Hintergrund.

Es sei ihm schließlich überhaupt nicht darauf angekommen, die Stadträte politisch-farblich einzuordnen und zu separieren, sagt Bronner – ganz im Gegenteil wolle er den Stadtrat als eine „Einheit“ über die politischen Grenzen hinweg zeigen – ein streng demokratisches Kunstwerk also. Deshalb auch sind die demokratisch gewählten Vertreter der Augsburger Bürgerschaft auf der Installation wild durcheinandergewürfelt: hier hätten, so Bronner, nur ästhetische Kriterien eine Rolle gespielt – und ein bisschen noch der Zufall.

Bronner, der aus Memmingen stammt, aber schon 35 Jahre in Augsburg lebt, hat die Arbeit übrigens ohne Auftrag – und daher auch ohne Honorar – erstellt. Um eventuell doch noch auf seine Kosten zu kommen, hat der Künstler den Stadträten nun ein Angebot gemacht: Jeder Portraitierte kann sein Abbild kaufen und es bei seinem Ausscheiden aus dem Stadtrat mit nach Hause nehmen. Stattdessen würden dann jeweils neue Portraits der aktuell gewählten Stadträte nachfolgen – die Installation bliebe damit immer auf dem neuesten Stand.

Augsburger Stadtrat 2009 – ein Ausschnitt

» Die gesamte Installation als pdf (1,4 MB)