DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„Dinge, die so nicht geplant waren“

Kulturreferent Peter Grab zog Drei-Jahres-Bilanz

Von Frank Heindl

Drei Jahre ist die Stadtregierung von CSU und Pro Augsburg im Amt – und sieht sich derzeit in der Pflicht, den Medien eine Zwischenbilanz ihrer Tätigkeit zu präsentieren. Kulturreferent und Dritter Bürgermeister Peter Grab machte am Mittwoch den Anfang und sah sich – damit hatte man rechnen müssen – rundum auf Erfolgskurs.

Dass Grab allerdings den Mut haben würde, die, vorsichtig gesagt, problematischeren Teile seines Aufgabenbereiches einfach auszublenden – das hatte man eher nicht erwartet. Desaster beim Curt-Frenzel-Stadion? Nicht enden wollendes Drama bei der Interimsspielstätte? Grab bemühte nicht mal die Ausrede, dass diese Themen mittlerweile zur Chefsache geworden und damit aus Grabs in Gribls Verantwortungsbereich gewandert sind. Es sei über diese beiden Themen in den vergangenen Wochen zu Genüge berichtet worden, beschied der Kulturreferent die Journalisten und wandte sich anderen, aus seiner Sicht erfreulicheren Themen zu.

Aktivposten in der Bilanz des Kulturreferenten: Richard Goerlich

Aktivposten in der Bilanz des Kulturreferenten: Richard Goerlich


Die gehörten, zugegeben, in die Drei-Jahres-Bilanz, sind aber in den Medien – und auch in der DAZ – immer wieder und erschöpfend behandelt worden. Das Projekt „interkulturelle Öffnung“ etwa, dessen Bestandteile unter der Leitung von Timo Köster und seinem Büro für Frieden und Interkultur gebündelt und dadurch besser in Szene gesetzt wurden. Die Einführung eines „Islamforums“ und des „Forums Interkultur“ sind durchaus begrüßenswert, brauchen aber stärkere öffentliche Beachtung und werden diese erst erhalten, wenn ihre Arbeit zu deutlichen Resultaten führt. Das fordert noch jede Menge Beharrlichkeit und wird vernünftig erst zu beurteilen sein, wenn weitere drei Jahre ins Land gegangen sind.

Auch der endlich absehbare Umzug des Stadtarchivs und die Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die sich bemüht, dem Freistaat mehr Geld für die Staats- und Stadtbibliothek abzuluchsen, sind nicht neu – ebenso wenig wie die Fortschreibung von Brecht- und Mozartfestival. Und auch was sich zum Projekt „kuspo“, über das Programm der Städtischen Kunstsammlungen und über den „Masterplan“ zur Sanierung der Städtischen Bäder (ihm soll ein weiterer für die Sportanlagen folgen) sagen lässt, wurde schon vielmals gesagt.

Aktivposten in der Bilanz: Richard Goerlichs Popbüro

Am besten zweifellos macht sich in Grabs Bilanz die Arbeit von Richard Goerlich. Man muss nicht unbedingt Grabs Enthusiasmus folgen, der Augsburg bereits auf dem Weg zu einer bayerischen Pop-Metropole sieht. Dass der Beauftragte für Popkultur aber wichtige und wirkungsvolle Arbeit macht, ist kaum zu bestreiten. Vor allem – und dadurch in starkem Unterschied zu Grab selbst – ist Goerlich ein Kulturmanager, der strategisch und in Konzepten denkt. Projekte wie die „Plattform kreative Stadt“, der Arbeitskreis „Urbane Kulturen“, ein popkulturelles Begleitprogramm zum Brechtfestival und vieles mehr sprechen für sich. Kein Wunder also, dass derzeit Gespräche über eine Verlängerung von Goerlichs Engagement geführt werden (sein Vertrag läuft 2011 aus), in denen es, so Grab, auch darum gehe, „inwieweit die Stellenbeschreibung noch passend ist.“ Goerlich mache, so Grab, weit mehr, als ursprünglich vorgesehen war, auch seinen Job als Leiter des kulturellen Rahmenprogramms für die Frauen-Fußball-WM im Sommer hat er sich zusätzlich an Land gezogen – ein deutlicher Aktivposten in der Bilanz des Kulturreferenten.

Verloren gegangene Kuspo-Koordinatorin Iris Steiner

Verloren gegangene Kuspo-Koordinatorin Iris Steiner


Auf der Seite Popkultur also ein Erfolg, den Grab gerne so hoch hängen möchte, dass anderes darunter vergessen wird. Über die im Laufe seiner bisherigen Amtszeit verloren gegangene Kuspo-Koordinatorin Iris Steiner mochte Grab gar nicht mehr reden und tat dies erst auf Journalistennachfrage. Das Hin und Her mit seiner Kulturkoordinatorin (sie war zunächst ins WM-Büro zwangsversetzt worden, hatte sich anschließend auf ihren Posten zurückgeklagt und später trotzdem gekündigt) beschrieb Grab mit der verschwurbelten Erklärung, mit Frau Steiner seien „Dinge passiert, die so nicht geplant waren.“ Diesen Satz hätte man natürlich auch über die Themen Curt-Frenzel-Stadion und Interimsspielstätte fürs Theater stellen können. Aber die waren, wie gesagt, kein Thema für Grabs Drei-Jahres-Bilanz.