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Mittwoch, 08.01.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Die Kreativen trotzen der Finanzkrise

Gemeinsam mit den acht Leiterinnen und Leitern der städtischen Kultur- und Sporteinrichtungen bezog Kultur- und Sportreferent Peter Grab gestern Stellung zu den Auswirkungen der Finanzkrise in seinem Referatsbereich.

„Der Gesamtaufwand des Referats 5 wird unterschätzt“, so begann Peter Grab gestern die Pressekonferenz im Foyer des Stadttheaters. Man habe den dritthöchsten Verwaltungshaushalt aller Referate und müsse den Bauunterhalt für 20 Gebäude im Kulturbereich und für 24 Gebäude im Bereich Sport stemmen. Insgesamt seien im Jahr 2010 Kürzungen bei den budgetierten Sachausgaben in Höhe von 3,3 Mio. Euro zu verkraften, ein Rückgang um 13 Prozent gegenüber 2009. Damit trage der Bereich Sport und Kultur seinen Teil dazu bei, die Finanzkrise zu bewältigen, aber es tue weh. „Trotzdem können viele Dinge weiter stattfinden“, so Grab unter Verweis auf eine lange Liste von Veranstaltungen, die von Kürzungen verschont bleiben sollen (siehe Kasten).

„Wir können eigentlich kein einziges Bühnenbild mehr aufbauen“

Über 600.000 Euro weniger zur Verfügung als 2009: Theater-Intendantin Juliane Votteler (mit Peter Grab)

Über 600.000 Euro weniger zur Verfügung als 2009: Theater-Intendantin Juliane Votteler (mit Peter Grab)


Mit massiven Kürzungen muss dagegen das Stadttheater fertig werden. Steffen Rohr, Kaufmännischer Direktor, bezifferte den Gesamtetat des Theaters auf 20 Mio. Euro. 87 Prozent davon seien unantastbare Personalkosten für 380 Mitarbeiter, bei denen man „mit 200.000 bis 250.000 Euro Tariferhöhung dabei“ sei. Darüber hinaus habe man im Jahr 2010 weitere 400.000 Euro weniger zur Verfügung als 2009. Die Kürzungen machen damit mehr aus als der gesamte Ausstattungsetat, der bei 300.000 Euro für 27 Premieren liegt. „Wir können eigentlich kein einziges Bühnenbild mehr aufbauen“, so Theaterintendantin Juliane Votteler, die das Niveau trotzdem halten will. Allerdings werde man ein Musiktheaterstück und ein Schauspiel weniger produzieren.

Votteler wünschte sich gestern ein „gemeinsames Nachdenken“ aller kulturellen Institutionen darüber, was mit dem kulturellen Angebot der Stadt angesichts solcher Eingriffe passiere. Kreativleute müssten in der Lage sein, sich bezüglich struktureller Kooperation zu verständigen. Es sei ihr erklärtes Ziel, die Kulturaufgaben der Stadt zu bündeln und Synergieeffekte zu schaffen. Als Beispiel nannte die Intendantin die Kulturpädagogik: „Ich wüsste ganz gern von den Beteiligten, ob man sich nicht so verständigen kann, dass man das gemeinsam aufzieht“, sollte es zu einem Herunterfahren des pädagogischen Angebots des Stadttheaters kommen müssen.

Brecht-Festival und Mozartfest nicht von Einsparungen betroffen

Teures Outdoor-Event: "Mobile Homme" 2009

Teures Outdoor-Event: "Mobile Homme" 2009


Thomas Weitzel, Leiter des Kulturamts und zuständig für die Festivals, konnte melden, dass die „Zentrallinien“ Brecht-Festival und Mozartfest nicht von Einsparungen betroffen sind. Er bedauerte aber, dass das zugekaufte Outdoor-Event der Langen Kunstnacht auf dem Rathausplatz dieses Jahr entfallen müsse. Einbußen gebe es in seinem Ressort sowohl bei der Qualität als auch bei der Quantität. Förderungen für Einzelprojekte wie den „Orangen Raum“ seien auf ein Drittel zusammengestrichen worden. Die Verleihung des mit insgesamt 17.000 Euro dotierten Kunstförderpreises 2010 werde komplett entfallen.

Dr. Christof Trepesch, Direktor der Kunstsammlungen und Museen Augsburg, richtete angesichts der Halbierung seiner Betriebsmittel von 160.000 auf 86.000 Euro einen Appell an die Politik, „die Kultur nicht kaputt zu sparen“. Augsburgs Image dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden. Die Kunstsammlungen seien bemüht, Drittmittel zu akquirieren. So sei die Ausstellung Weltenglanz bereits zu 90 Prozent über diesen Weg finanziert worden.

Nur „kleiner Bauunterhalt“ im Sportbereich und bei der Staatsbibliothek

Wird verkauft: Altes Stadtbad (Foto: Stefan Steinhagen)

Verkaufspläne bestätigt: Altes Stadtbad (Foto: Stefan Steinhagen)


Dr. Helmut Gier, Leiter der Staats- und Stadtbibliothek, beklagte die schlechte finanzielle Ausstattung seines Etats „Kleiner Bauunterhalt“ für das mängelbehaftete 120 Jahre alte Bibliotheksgebäude. Die 15.000 Euro würden kaum ausreichen, um die Wartungsverträge für die Brand- und Einbruchmeldeanlage sowie den Aufzug zu bezahlen. „Man steht da und kann eigentlich nichts tun“, so Gier.

Robert Zenner, Leiter des Sport- und Bäderamts, konnte zumindest zur Sportförderung Positives berichten. Diese bleibe mit 960.000 Euro in voller Höhe erhalten. Beim „kleinen Bauunterhalt“ der Sportstätten könne man sich aber nur auf Maßnahmen zur Verkehrssicherheit und Aufrechterhaltung des Betriebs konzentrieren. Bestätigt wurden zum Schluss der Pressekonferenz die städtischen Verkaufsabsichten beim Alten Stadtbad. Am Mittwoch sei die Verwaltung beauftragt worden, die Ausschreibung vorzubereiten, so Peter Grab.

Veranstaltungsreihen und Zuschüsse



ungekürzt:



Brecht-Festival, Brechtpreis, Mozartfest, Internat. Jazzsommer, Lab30, Modular-Festival, s’ensemble Theater, Junges Theater Augsburg, Kurhaustheater, Kunstverein, BBK, DMG, Naturwissenschaftlicher Verein, Historischer Verein, Mozarthaus, Jüdisches Kulturmuseum, Kresslesmühle, Filmtage, Kuki, Musica Suevica Chor, Puppenkiste, Faks-Theater, Moussong-Theater, Fritz und Freunde, Schultheaterfestival, Märchenzelt



gekürzt:



Lange Kunstnacht, Festival der Kulturen, Programm zum Hohen Friedensfest, klapps-Puppenspieltage, Panoptikum, Die Kiste, Konzertreihe „Unerhört“ (Kammerphilharmonie), Projektzuschüsse, 25 Jahre Jüdisches Kulturmuseum (Jubiläum)



(alles vorbehaltlich der Hauhaltsverabschiedung 2010)