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Dienstag, 08.10.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„Die Instrumentalisierung des Artenschutzes zur Bekämpfung der Windenergie muss ein Ende haben“

Der Tod der Störche ist nicht auf Windanlagen zurück zu führen, wie eine forenische Untersuchung des Freistaats ergab.

Von Siegfried Zagler

Kein Vogel symbolisiert die Zukunftsfähigkeit einer Region, eines Landes stärker als der weiße Storch. Nicht weil das Weißgefieder nach dem Volksmund „Kinder bringt“, sondern weil sie sich ins kollektive Bewusstsein als Botschafter einer heilen Welt verfestigt haben. Die Wiederkehr und die Niederkunft der Störche zeigt an, dass es in den Fluren und Auen einer Region Leben gibt und zeigt grundsätzlich an, dass die Welt noch zu retten ist. Der Storch ist in Deutschland eine Art Totem-Tier. Alles, was ihm schadet, schadet auch der Gesellschaft, so die metaphysische Wahrheit, die der Gattung der Rotschnäbel ins Stammbuch geschrieben wurde. Aus diesem Grund darf es auch nicht sein, dass die Windkraftwerke, die zur Energiewende beitragen, den Flug der Störche stören – oder gar das heilige Tier direkt töten. Wäre dem so, könnte man damit Agitation gegen die „Energiemühlen“ machen, die niemand wirklich gern in seiner Nähe hat. Die Grüne Landtagsabgeordnete Christine Kamm hat wohl aus diesem Grund eine Anfrage im Landtag gestellt. Das Ergebnis: Windkraftrad ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht Schuld am Tod zweier Weißstörche, deren Leid im August dieses Jahres für ein kleines Politikum sorgte. Die Schlussfolgerung der rührigen Augsburger Landtagsabgeordneten: „Die Instrumentalisierung des Artenschutzes zur Bekämpfung der Windenergie muss nun ein Ende haben!“

Christine Kamm MdL

Christine Kamm MdL


Der Hintergrund ist folgender: Im August 2015 wurden ein verletzter und ein bereits toter Weißstorch im südlichen Landkreis Augsburg aufgefunden. Der verletzte Storch musste später eingeschläfert werden. Laut einer nun beantworteten Anfrage im Bayerischen Landtag der Augsburger Landtagsabgeordneten Christine Kamm ist die wahrscheinlichste Todesursache bei einen Tier ein Zusammenstoß mit einer Mittelspannungsleitung und beim anderen Tier der Zusammenprall mit einem Auto. Entgegen lokalen Presseberichten geht die Staatsregierung nicht davon aus, dass die Windkraftanlage Schuld am Tod der Weißstörche hat. „Aufgrund der Schwere der Verletzung ist von einem Unfall in näherer Umgebung zum Auffindeort der toten Störche auszugehen. Das etwa 900 Meter entfernte Windkraftrad ist somit nicht verantwortlich“, so Kamm, deren forensische Neugier keiner überbordenden Tierliebe geschuldet war, sondern einer grundsätzlich ökologischen Weltsicht, die man durchaus auch „Weitsicht“ nennen darf. „Da bei der Standortwahl von Windkraftanlagen Vogelbrut-, Vogelzug- und Rastgebiete berücksichtigt werden, ist die Windenergie für Vögel und andere Tiere eine eher unproblematische Technologie. Gefährlich für den Artenschutz ist vor allem der drastische Rückgang der Wiesenflächen, der Rückgang von Feuchtwiesen und Trockenstandorten, der Einsatz von Pestiziden und die Zerschneidung von Lebensräumen; etwa durch Straßen oder Flächenversiegelung durch Siedlungs- und Gewerbebau“, so Christine Kamm via Pressemitteilung.