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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Der Oberbürgermeister im großen DAZ-Interview (9)

Seite 9: Das persönliche Fazit

  • Die Suppe und das Salz

DAZ: Für den Job des Oberbürgermeister gibt es ja zwei grobe Anforderungsprofile, dass eine ist mit „Repräsentieren“ zu umschreiben. Die andere Anforderung ist die der politischen Gestaltung. Sie sind ja auch der politische Master der Stadt. Ist diese Doppelbelastung nicht auf Dauer anstrengend und auslaugend?

Gribl: Wie nehmen Sie mich denn wahr?

DAZ: Sie machen das jetzt 16 Monate …

Gribl: Das ist jetzt aber eine ausweichende Antwort (lacht). Haben Sie schon Ermüdungs- und Verschleißerscheinungen festgestellt?

DAZ: Nein, haben wir nicht. Aber bei zwei anspruchsvollen Jobs mit dieser unterschiedlichen Aufgabenstellung können wir uns schon vorstellen, dass man manchmal die Nase voll hat.

Gribl: Sagen wir mal so: die repräsentativen Aufgaben sind natürlich wichtig für die Stadt. Sie sind das Salz in der Suppe. Nur manchmal ist es eben so, dass diese Suppe eben sehr stark gesalzen ist, um im Bild zu bleiben, und man zusehen muss, dass auch die eigentliche Arbeit angesichts der hohen Dichte an Repräsentationsaufgaben erledigt wird. Aber das Eine geht nicht ohne das Andere. Ich beklage mich ja auch nicht. Es macht mir nach wie vor Spaß, obwohl es manchmal auch erschöpfend ist, weil die Abende oft lang sind.

  • Das Negative und das Positive

DAZ: Lassen Sie uns zum Schluss ihr persönliches Fazit über ihre bisherige Amtszeit hören. Sie sind seit 16 Monaten im Amt. Worüber haben Sie sich am meisten geärgert?

Gribl: Ganz klar über den Vorgang bei der Abstimmung zum Messechef. Was mir immer wieder sagen wir mal Dämpfer versetzte, waren die täglich zu verzeichnenden Hiobsbotschaften wie etwa Bühnenboden Stadttheater, Bühnenboden Freilichtbühne, zwei einsturzgefährdete Brücken in der Friedberger Straße. Bürgerbüro Haunstetten einsturzgefährdet und, und, und. Wir versuchen, etwas Neues zu machen und haben jeden Tag eine andere Baustelle, die wir anpacken und abarbeiten müssen.

DAZ: Andersrum, das Positive! Was hat Sie am meisten gefreut, oder kann man …

Gribl (lacht): Kann man sich überhaupt freuen? – Mich hat viel gefreut. Wir haben ja keine optimalen Bedingungen, was die finanziellen Möglichkeiten anbelangt. Das haben wir bei der Stadtbücherei schon besprochen. Aber es ist uns trotzdem gelungen innerhalb dieses Jahres die Messe hinzustellen. Wir haben das höchst umstrittene Curt-Frenzel-Stadion in die Sanierung gebracht. Wir haben das Zentralklinikum auf einem guten Weg. Viele Big Points also, und ich gehe davon aus, dass wir die auch zu einem guten Abschluss bringen. Am allermeisten hat mich aber der Coup mit Premium Aerotec gefreut und zwar deshalb, weil niemand bemerkt hat, dass wir über Monate hinweg in der Verwaltung auf Hochtouren gearbeitet haben, um genau die Bedingungen zu schaffen, die dann auch zur Standortentscheidung geführt haben. Das war in hohem Maße riskant.

DAZ: Inwiefern riskant?

Gribl: Das Areal dort draußen war ja nicht vollständig im Eigentum der Stadt. Ich habe daher Grunderwerb veranlasst, um die Grundstücksflächen zu arrondieren. Dann habe ich in einer Dringlichkeitsentscheidung in einer Größenordnung von etwa einer Million Euro die Archäologen über das Grundstück gejagt. Denn es war mir klar, wenn die Standortentscheidung kommt, dann will das Unternehmen auch sofort anfangen zu bauen. Wir haben die Baugenehmigung fertig vorbereitet in der Schublade liegen gehabt. Dann kam die Standortentscheidung und erst dann ist das Thema öffentlich geworden. Das war einfach top. Über diesen Ablauf habe ich mich ungeheuer gefreut.

DAZ: Herr Oberbürgermeister, vielen Dank für das Gespräch.