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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Der Innenstadtumbau ist ohne Fuggerboulevard nicht abgeschlossen

Ohne den Fuggerboulevard ergibt der Königsplatzumbau mit einer autofreien Achse vom Theodor-Heuss-Platz bis zum Stadttheater keinen Sinn. Der Fuggerboulevard ist das städtebauliche Ziel, ohne das die Architekten Wunderle/Stumpf den Ideenwettbewerb, der durch einen Bürgerentscheid durchgesetzt wurde, nicht gewonnen hätten. Die Fertigstellung des Fuggerboulevards ist aus politischen Gründen bis auf Weiteres zurück gestellt worden. Das Projekt „Innenstadtumbau“ bleibt damit nicht nur unvollendet, sondern hinterlässt auch eine hässliche Narbe im Zentrum der Stadt.



Kommentar von Siegfried Zagler

Oberbürgermeister Paul Wengert nannte die Vision, die er zusammen mit dem damaligen Stadtwerke-Chef Norbert Walter entwickelte, „Mobilitätsdrehscheibe“. Man wolle den Nahverkehr besser mit dem Fernverkehr verzahnen. Mit dieser einfachen Formel und einer zusätzlichen Straßenbahnlinie haben Wengert und „sein“ Regenbogen Verkehrspolitik gemacht. Zu Beginn dieses Vorhabens war auch noch die CSU dabei, dann begann der Wahlkampf und die CSU und ihr damaliger Oberbürgermeisterkandidat Kurt Gribl hatten plötzlich vor, dieses Projekt mit einem Tunnel von der Konrad-Adenauer-Allee in die Fuggerstraße „zu verbessern“. Es kam weder der „Wengert-KÖ“ noch der „Gribl-KÖ“, sondern der „bessere KÖ“, der als Haltestellendreieck plus einem zusätzlichen Gleis noch im Winter vor der Kommunalwahl 2014 fertig gestellt wurde. 2015/16 sollte der Fuggerboulevard folgen. Eine kühne städtebauliche Idee, die darauf abzielte, die Aufenthaltsqualität im Oberzentrum zu erhöhen. Daraus wurde nichts, weil der Stadt dafür das Geld ausging. Das Foto links zeigt die Fuggerstraße, die für den Durchgangsverkehr gesperrt ist, am vergangenen Samstagnachmittag. Im Hintergrund sieht man das Theater, dessen Sanierung wohl dafür sorgen wird, dass diese Betonwüste als stillgelegte Nichtstraße für viele Jahre erhalten bleibt. Solange die Fuggerstraße so bleibt, darf man das Projekt „Innenstadtumbau“ als gescheitert betrachten. Oberbürgermeister Kurt Gribl sprach kürzlich davon, dass die Finanzsituation der Stadt zwar angespannt sei, aber angefangene Projekte zu Ende gebracht werden.

Der Fuggerboulevard ist ein zentraler Bestandteil eines angefangenen Projekts! In keiner anderen bayerischen Stadt gibt es im Zentrum eine gigantische Narbe wie diese. Durch diese Straße fährt eine Straßenbahnlinie. Das ist ihr Kennzeichen. Diese Straße ist keine Straße, ist kein Boulevard, ist kein Platz. Sie ist der verfaulte Schwanz eines Projektes, das aus dem Ruder lief. Will man in anderen Städten der Größenordnung Augsburgs ähnliche Unorte sehen, muss man weit nach Osten reisen. Stellen wir uns aber das Frühjahr 2020 vor: Baustelle Bahnhof, Baustelle Theater. Die Kosten beider Projekte könnten zu diesem Zeitpunkt die 400 Millionen Euro Grenze überschreiten und diese Straße könnte zum Symbol einer gescheiterten Finanzpolitik einer gescheiterten Stadtregierung werden. Möglich wäre es immerhin, schließlich trägt sie den Namen der Fugger und an ihrem Ende steht das Theater. Diese Straße trägt bereits heute die Zeichen des Verfalls. Würde man sie so stehen lassen, wäre sie auch ein Menetekel des Untergangs der politischen Kaste, die sie in dieser Gestalt zu verantworten hat.