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Donnerstag, 18.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„Der Glubb is a Debb“

Daran sollte der FCA glauben

Von Siegfried Zagler

Am morgigen Sonntag bestreitet der FC Augsburg in der ausverkauften SGL-Arena ein weiteres Endspiel in der Ersten Fußballbundesliga. Gegner ist der 1. FC Nürnberg, dessen letzte Niederlage gegen die Brechtstädter 35 Jahre zurückliegt.



“Der Glubb is a Debb.” Dieser Satz wird als Medikament verwendet, als Schmerzmittel. Er birgt die Gewissheit der Katastrophe, die sich die „Clubberer“ seit 1969 mittels Erfahrung hart erarbeitet haben. Die Fankultur des Clubs hat eine Note im Selbstvergewisserungs-Repertoire, die andernorts (nicht nur in Fußballstadien) bestenfalls in homöopathischen Dosen vorkommt: Ironie. Was damit zu tun haben könnte, dass sich die Nürnberger auf dem Spielfeld öfters dümmer anstellen als andere Mannschaften. 1999 “gelang” es dem Club als Tabellenzwölfter am letzten Spieltag in die Abstiegszone zu stürzen.

Keiner steigt mit mehr Glanz ab als der Club. 1969 als amtierender Meister, 2008 als amtierender Pokalsieger. „Im Elend sind wir eben routiniert“, wie Ex-Manager Geenen konstatierte. „Rekordmeister“ war man, als Adi Dasslers Schraubstollen noch der letzte Schrei waren. Heute muss man sich am Valznerweiher mit dem zweifelhaften Ehrentitel „Rekordabsteiger“ herumplagen. Zuletzt war der 1. FC Nürnberg 1968 Meister. Das ist lange her, dennoch prägt der Abstieg der 68er Meistermannschaft in der darauf folgenden Saison bis auf den heutigen Tag das Image des Clubs. Meistertrainer Max Merkel ließ damals Leistungsträger wie Franz Brungs, Karl-Heinz Ferschl oder Gustl Starek ziehen und trudelte mit einem neu formierten Team immer weiter in den Tabellenkeller. Als Merkel acht Spieltage vor Schluss den Laufpass bekam, war das Blatt nicht mehr zu wenden. Der „Debb“ war geboren und kickte von nun an als notorischer Verlierer von der Noris neun Jahre in der ballabgewandten Ödnis der Zweiten Liga. Franz Brungs ist heute noch davon überzeugt, dass damals alle Voraussetzungen gegeben waren, um auf „Jahre hinaus in Deutschland die Nummer eins zu bleiben.“ Eine Rolle also, die man dem FC Bayern aus Blödheit überlassen hat. Sieben Mal ist der Club in seiner Geschichte bisher aus der Bundesliga ab- und wieder aufgestiegen. Sollte der FCA am Sonntag den Club mit einer Niederlage im Gepäck an die Noris zurück schicken, dann stünde zwischen Hecking und Luhukay, also zwischen dem Club und dem Abstiegsaspirant Nummer eins, nur noch ein Pünktchen.

Zuletzt zeigte der Club auswärts in Hannover eine starke Schlussphase. Konditionell konnten die Nürnberger stets mehr als mithalten. Die Schwächen beider Mannschaften sind die dieselben: statische Spieleröffnung, unpräzises Passspiel, mangelnde Chancenauswertung. Gelänge dem FCA ein Sieg, würden die Augsburger (vorausgesetzt Kaiserslautern verliert in München) den Relegationsplatz erobern und auf fünf Klubs – bis hinauf zum Tabellenplatz 10 großen Druck ausüben. Fußball ist kein einfaches Spiel und der 1. FC Nürnberg ist ein Depp, daran sollte der FCA glauben.

Für die DAZ wird Augsburgs 2. Bürgermeister und Finanzreferent Hermann Weber das Spiel kommentieren. „Aber ich bin kein großer Fußballversteher.“ – „Volker Ullrich hat es auch gemacht, Herr Weber.“ – „Gut, dann mach ich’s“, so Weber zur DAZ.